Shakespeare und die Songwriterin

Von Olga Hochweis |
Singende Schauspielerinnen haben nicht immer den besten Ruf. Im Fall von Amy Speace ganz zu Unrecht. Denn die langjährige Akteurin der amerikanischen National Shakespeare Company klingt auf ihrem Album "How To Sleep In A Stormy Boat", als hätte sie nie etwas anderes gemacht als singen.
Der bildhafte Titel des Albums deutet an, wohin die Reise geht – visuell ist das auf dem CD-Cover auch wunderschön umgesetzt: Es zeigt das Gemälde einer schlafenden Frau in einem mit Mohnblüten geschmückten Boot. Dazu erklingen dann Lieder, die in ihrer Intimität und Ruhe durchaus zum Schlafen (allerdings nicht zum Einschlafen) geeignet wären. Der im Titel erwähnte Sturm ist entweder schon vorüber oder er wird erst erwartet. Das Meer leuchtet metaphorisch im Hintergrund.

Das Tempo der Songs ist eher gemächlich, keiner der Songs reicht über Midtempo hinaus. Das wiederum gibt den schönen Arrangements, mal nur mit Gitarre oder mit Streichern und Bläsern, viel Raum. Vor allem aber stehen hier die Texte im Zentrum: Jedem einzelnen von ihnen hat die einstige Shakespeare-Interpretin Amy Speace ein Zitat des großen elisabethanischen Dichters vorangestellt und auch sonst ließ sie sich von seinen Werken inspirieren.

Im Duett mit Singer/Songwriter John Fulbright, dem Titelstück des Albums "How To Sleep In A Stormy Boat", ist es Shakespeares König Lear, und sein emphatischer Ausruf: "Blow winds, and Crack your cheeks, Rage! Blow!". Doch Amy Speace findet hier eine ganz eigene Interpretation - es sind der Sturm und die Wellen der Liebe, die hier besungen werden.

Amy Speace: How to sleep in a stormy boat
Label: WindBone

Website von Amy Speace