Sexueller Missbrauch

Der tiefe Fall des James Levine

Der amerikanische Dirigent James Levine.
Von der Met suspendiert: James Levine. © dpa
Rainer Pöllmann im Gespräch mit Andreas Müller · 13.03.2018
Erst war es nur ein Verdacht, nun gibt es offenbar Belege: James Levine soll junge Musiker sexuell missbraucht haben. Die New Yorker Met hat ihren Dirigenten deshalb nun endgültig gefeuert. Die MeToo-Debatte hat nun auch die Klassik erreicht.
Mehr als 70 Personen waren befragt worden und das Ergebnis scheint keine Zweifel zuzulassen: "Die Untersuchung hat glaubhafte Beweise erbracht, dass Herr Levine vor und während seiner Arbeit bei der Met sexuell missbrauchendes und belästigendes Verhalten gezeigt hat", heißt es in einer Mitteilung der Met zu dem Fall. Nach mehr als vier Jahrzehnten ist die Karriere des Star-Dirigenten an der Met damit endgültig zu Ende.
"Auch in der Klassik hat ein Umdenken begonnen - oder besser: das Darüberwegsehen hat ein Ende gefunden", sagt Deutschlandradio-Musikredakteur Rainer Pöllmann. Im Zusammenhang mit dem Fall Harvey Weinstein und der MeToo-Debatten würden Konsequenzen auch in der Klassik-Welt inzwischen stärker gezogen als früher: "Was man manchmal mit einen Laisser-faire hat gehen lassen, wird jetzt schon sehr genau beobachtet und gegebenenfalls auch unterbunden."

James Levine ist nicht der einzige Fall in der Klassikwelt

James Levine sei nicht der einzige, der sich sich derartiger Vergehen schuldig gemacht hat, so Pöllmann. Auch der Schweizer Dirigenten Charles Dutoit wegen sexueller Übergriffigkeiten entlassen worden. Ferner stehe der ehemalige Direktor der Münchner Musikhochschule Siegried Mauser wegen ähnlicher Entgleisungen vor Gericht. "Ganz frisch" gebe es inzwischen auch Vorwürfe gegen den Intendanten der Festspiele in Erl, Gustav Kuhn, die zwar noch unbewiesen seien, "die es so möglicherweise vor fünf Jahren noch nicht gegeben hätte - oder die so nicht erhoben worden wären.
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