Sexismusvorwürfe im Kulturbetrieb

"Wenn die Leute das lesen, ticken sie aus"

Plakat gegen Sexismus auf einer Demonstration am Internationalen Frauentag am 8. März 2014 in Berlin
Man müsse die Sache systemisch anschauen, so Darja Stocker. © imago/IPON
Darja Stocker im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 29.08.2017
Die Theaterwelt ist in Aufruhr. Der Grund: Die Theaterautorin Darja Stocker kritisierte auf dem "Merkur"-Blog die sexistischen Zustände im Studiengang "Szenisches Schreiben" an der Universität der Künste in Berlin, wo sie vor zehn Jahren selbst studierte - und erntet heftige Reaktionen.
"Und was hat das mit Sexismus zu tun?" - so ist der Blog-Beitrag der Theaterautorin Darja Stocker auf dem Blog der Zeitschrift "Merkur" übertitelt. Darin kritisiert sie die sexistischen Zustände im Studiengang "Szenisches Schreiben" an der Universität der Künste in Berlin, wo sie vor zehn Jahren selbst studierte.
"Ich glaube, dass es darum geht: Was wird da für ein Bild, was ich für sexistisch halte, dass eben schon in der Gesellschaft immer so dargeboten wird, an solchen Hochschulen, die sich literarisch nennen, vielleicht avantgardistisch sein möchten, was wird da wiederholt? Und das dann auch in einem Machtkontext, wo eben die selben Personen in der Jury sitzen, und Entscheidungen fällen können, ob jemand einen Preis bekommt, ob jemand zu einem Festival eingeladen wird usw."
Ihr Blogbeitrag hat heftige Reaktionen nach sich gezogen. Auch der Professor, den Darja Stocker in ihrem Text beschreibt – aber nicht namentlich nennt –, hat sich zu Wort gemeldet und greift sie persönlich an. Darin zeige sich, so Darja Stocker, dass Sexismus ein Signalbegriff sei.
"Auch weil er oft im Zusammenhang mit sexueller Belästigung gedacht wird, und ich glaube, dass das nicht falsch ist, (…) ich glaube aber, dass es total falsch ist, den Sexismus darauf zu reduzieren. (…) Da werden zwei Begriffe zusammengedacht und wenn die Leute das lesen, ticken sie aus."
Natürlich appelliere sie an das Verantwortungsbewusstsein jedes einzelnen Dozenten und Professors, sich der Machtverhältnisse bewusst zu sein. Dennoch, so Darja Stocker:
"Ich glaube nicht, dass es darum geht, das Problem bei einzelnen Personen zu suchen, denn ich glaube eben auch da, dass man die Sache systemisch anschauen muss."
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