Sex mit schwachem Herzen

Gefährlicher Liebesakt?

Die Füße eines Paares im Bett
Auch Herzkranke müssen nicht auf Spaß im Bett verzichten, haben Forscher herausgefunden. © imago / McPhoto
Dietrich Rothenbacher im Gespräch mit Dieter Kassel |
Tod beim Sex: Das ist ein wiederkehrendes Motiv in Romanen, Filmen – und blöden Witzen. Aber sollten Herzkranke wirklich besser auf Sex verzichten? Der Mediziner Dietrich Rothenbacher hat eine Studie mit Infarktpatienten gemacht und gibt Entwarnung.
Kann der erste Sex nach dem Herzinfarkt auch der letzte sein? Es erscheint einleuchtend, dass heftige sexuelle Betätigung auch ein schwaches Herz arg strapaziert. Doch alles halb so schlimm : Ein Forscherteam aus Ulm hat herausgefunden, dass Herzkranke durchaus nicht auf Sex verzichten müssen und der Liebesakt für sie keine ernsten Gefahren darstellt. Es sei denn, der Patient treibt es sehr temperamentvoll.
Ein klärendes Gespräch vorab mit dem behandelnden Arzt sei auf jeden Fall vernünftig, sagt der Ulmer Mediziner Dietrich Rothenbacher. Er meint: „Wer zwei Stockwerke Treppen steigen kann oder einen strammen Spaziergang machen kann, der sollte seine sexuellen Aktivitäten nach einem Herzinfarkt wie gewöhnlich ausführen.“ Auf jeden Fall werde viel zu wenig über dieses wichtige Thema gesprochen.
Vorsicht bei Viagra und Co.
Einschränkungen könne es allerdings aufgrund von Medikamenten wie Betablockern geben, die Herzpatienten einnehmen mnüssten und die etwa die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen könnten. Zwar gebe es mittlerweile etliche Mitteln, die dieses Problem behöben wie etwa Viagra. Doch Vorsicht: „Hier muss man unbedingt aufpassen, dass man sie nicht zusammen mit Nitraten nimmt. Nitrate sind Medikamente, die üblicherweise ebenfalls bei Herzerkrankungen genommen werden. Und wenn beides zusammen genommen wird, dann kann es zu einem plötzlichen und schweren Blutdruckabfall bis zur Bewusstlosigkeit kommen“, warnt Rothenbacher.
Ob Sex bei Seitensprüngen risikoreicher für Herzpatienten sei als der vertraute Sex mit einer langjährigen Partnerin oder Partner, hat das Forscherteam dagegen nicht untersucht. Die Studie über einen Zeitraum von zehn Jahren ist nach Angaben Rothenbachers die erste Langzeitstudie dieser Art in Europa.
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