Serie "La vie en rose"

Vom Leben und Überleben in Paris

Stadtansicht des wegen seines typischen Flairs beliebten Viertels Montmartre in Paris.
Typische Stadtatmosphäre: Montmartre in Paris. © John Towner/Unsplash
Von Tom Heithoff · 29.06.2019
Das Portrait einer Stadt, die es einem nicht leicht macht, der man aber dennoch verfallen kann. Und eines Helden, der sich täglich wieder abstrampelt, um darin nicht unterzugehen.
Vor 20 Jahren ging er nach Paris. Eigentlich um eine Uni-Karriere einzuschlagen. Jetzt arbeitet er in einem Vorort im Vertrieb.
In manchen Belangen ist der Held unserer Serie ein Deutscher aus der Provinz geblieben. Während die Franzosen sich langen Abendessenritualen hingeben, liebt er sein Essen kalt und aus der Dose. Er jammert nicht über stundenlange Wege zur Arbeit. Und auch nicht, wenn er wieder einmal von den Pariser Straßendieben nach allen Regeln der Kunst ausgenommen wird.
Er ist eben ein Leichtgewicht. Das hat auch Vorteile in dieser Umgebung…

Folge 1: Amigobar

Vor 20 Jahren ist der Held unserer Serie aus der deutschen Provinz nach Paris gekommen. Und genauso lange spielt er schon Rapido in seinem Stammlokal am Gare de l´Est. Zeit, endlich mal einen Treffer zu landen! Drücken wir fest die Daumen, dass es heute klappt.

Folge 2: Arbeit

Auch den Firmen ist es in der Pariser Innenstadt zu teuer, also ziehen sie an den Rand. Die Karawane treuer Berufspendler folgt ihnen. Die nächste Schikane wartet am Arbeitsplatz. Unser Held, der in der Sales Abteilung einer Softwarefirma arbeitet, muss erleben, wie ihm der Chef buchstäblich auf die Pelle rückt.

Folge 3: Fahren

Dass die Pariser Wohnung nicht dafür geeignet ist, dort viel Zeit zu verbringen, haben wir in der letzten Folge gelernt. Unserem Helden bleibt das erspart: Drei bis vier Stunden täglich verbringt er zum Beispiel in der S-Bahn (RER) auf dem Weg zur Arbeit. Er versucht die Zeit sinnvoll zu nutzen und zu lesen - aber das ist gar nicht so einfach.

Folge 4: 18 Quadratmeter

Wohnen in Paris verlangt einiges Geschick. Alle Lebensfunktionen müssen auf winzigsten Raum untergebracht werden. Ein neuer Schrank verspricht mehr Stauraum. Auch für die Lieblingskonserven unseres Helden. Denn das Kochen ist in diesen Micro-Apartments nicht so recht vorgesehen.

Folge 5: Diebe

Immer wieder macht unser Held Bekanntschaft mit den Pariser Straßendieben. Denn sie sind bekanntlich Weltklasse. Und er, ein Zugereister aus der deutschen Provinz, ist ihr geborenes Opfer. Sich "durchzuwurtschteln" heißt für ihn, das zu akzeptieren.

Folge 6: Sport

Sport ist Mord. Vor allem in Paris. Doch wer den ganzen Tag in der Bahn und am Schreibtisch hockt, bekommt früher oder später einen strengen Blick vom Hausarzt. Also hüpft auch unser Held in Joggingschuhen von einem Boulevard zum anderen und hängt sich anschließend in seiner 18qm Wohnung ans Reck.

Folge 7: Stillstand

20 Jahre Paris, das heißt 20 Jahre Stop and Go. Unser Held will vorankommen. Aber ein unbekannter Widerstand steht dem entgegen. Nach seinen schlechten Erfahrungen mit der S-Bahn (RER), probiert er es heute mal mit dem Bus.

Folge 8. Bassin

Hochsommer in Paris. Zeit in den Jardin du Luxembourg zu gehen, den Blick schweifen zu lassen und Bilanz zu ziehen. Nach all den Schikanen und Mühseligkeiten, von denen wir in den letzten Wochen gehört haben: Bringt es das eigentlich, dieses Leben an der Seine?

Pariser Alltag zwischen Dokumentation und Groteske

Der Held dieser Feature-Serie wird von dem Wahl-Pariser Lorenz Eberle gespielt. Er schlüpft in eine Rolle, die in vielen Belangen mit seinem eigenen Leben zu tun hat, und dennoch über das rein Dokumentarische hinausgeht. In einem Städteportrait, das bisweilen ins Groteske kippt.
Der Hörspiel- und Feature-Autor Tom Heithoff hat Lorenz Eberle 2007 für das Hörspiel entdeckt und seitdem mehrere Stücke mit ihm produziert, darunter "Gelöst, entspannt und locker", das den Internationalen Hörspiel-Nachwuchspreis der Leipziger Buchmesse 2007 gewann, "Idiot des Jahres", das für den ARD-Hörspielpreis "Premiere im Netz" 2007 nominiert war, und "Hundelebensberatung", das 2009 gleich zwei erste Preise (beim Leipziger Hörspielsommer und beim Berliner Hörspielfestival) gewann.
"La vie en rose" wurde 2015 ebenfalls mit dem Ersten Preis beim Berliner Hörspielfestival ausgezeichnet.
Aus der Begründung der Jury:
"Wir hören einer Person zu, die den Kopf in den Wolken hat, und ihn sich doch permanent an der zu niedrigen Decke eines winzigen Appartements stößt. (...) Tom Heithoffs Hörspiel ist ein atmosphärisch dichtes Porträt geworden. Ein Doppelporträt. Einerseits eine Liebeserklärung an den begnadeten Radioperformer Lorenz Eberle und andererseits ein Porträt der Stadt Paris, die zwar kein freundlicher Ort ist, aber wenigstens unter ihren üblen Möglichkeiten bleibt."
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