Serie "Klassik drastisch"

#5 Arnold Schönbergs "Ein Überlebender aus Warschau"

06:34 Minuten
Devid Striesow und Axel Ranisch sitzen Rücken an Rücken vor einem Klavier.
Die „Klassik-Nerds“ Ranisch und Striesow meinen es ernst! © Deutschlandradio/ Sandra Ketterer
05.05.2018
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Harter Tobak jenseits der Harmonien. Doch Axel Ranisch und Devid Striesow können Schönbergs Kantate über einen gebeutelten Emigranten nicht hören, ohne Gänsehaut zu bekommen. Mit Zwölftonmusik schockierte Ranisch seine Mutter schon als Teenager.
Über eine Musik jenseits der Harmonien geht es heute. Und um ein Werk, das man kaum anhören kann, ohne dabei eine Gänsehaut zu bekommen. Die sehr kurze Kantate "Ein Überlebender aus Warschau" - 1947 im Exil entstanden - erzählt die Geschichte des Warschauer Aufstands und basiert, wie der Name schon andeutet, auf den Erinnerungen eines Überlebenden.

Teenager mit Leidenschaft für Zwölftonmusik

"Die größte Gewalt in Noten, die ich je gehört habe" nennt Axel Ranisch dieses Auftragswerk von Arnold Schönberg, das dieser damals mit über 70 Jahren und gebeutelt von Emigration, Alter und Krankheit innerhalb weniger Wochen niederschrieb. Auch eine ganz besondere Aufführung der Kantate hat dafür gesorgt, dass sie wohl immer in Ranischs Gedächtnis bleiben wird. "Ich verstehe das ganze Schaffen von Schönberg in diesem Stück".
Devid Striesow stimmt Ranisch in seiner Begeisterung zu. Wundert sich aber, als er mehr von der frühen Schönberg-Rezeption seines Kollegen erfährt. Wie kommt man als pubertierendes Kind darauf, seine Mutter ausgerechnet mit Zwölftonmusik zu verstören? Schon ein bisschen nerdy, oder?

"Es ist Liebe!" Devid Striesow und Axel Ranisch verbindet eine gemeinsame Leidenschaft, die nur bedingt mit Film, Theater und Schauspielerei zu tun hat. Die beiden sind von klein auf Klassik-Nerds. Und stoßen in ihrem Umfeld nicht selten auf Unverständnis, wenn sie wieder heimlich dirigierend vor der Stereoanlage stehen.

In der "Echtzeit" dürfen sie ihre Passion in den nächsten Wochen einmal so richtig ausleben. Vorausgesetzt, sie kommen auf den Punkt. Denn für jedes Werk, das sie sich gegenseitig mitbringen und vorstellen, haben sie nur etwa fünf Minuten Zeit. Fünf Minuten für "elefantöse Momente", für "die Zärtlichkeit in Tönen" oder die Tragik eines ganzen Komponistenlebens.
Die Betriebstemperatur ist entsprechend hoch. Der Tonfall persönlich. Und stillgesessen wird wenig. Dafür gesungen: "Devid trifft einfach jeden Ton! Dafür kommt Axel höher."

Die "Klassik-Nerds" meinen es ernst! Ohne Anspruch auf Vollständigkeit aber mit hoher emotionaler Beteiligung präsentieren sie uns in den nächsten Wochen ihre persönlichen Highlights der klassischen Musik.
© Axel Ranisch und Devid Striesow

Die Spotfy-Playlist zu "Klassik drastisch"
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