Seniorenleichtathletin Barbara Gähling

Auf der Erfolgsspur

04:54 Minuten
Leichtathletin Barbara Gähling (LT DSHS Koeln) vor Katrin Schmidt (LT DSHS Koeln) bei den offenen NRW-Meisterschaften am 01.06.2014 im Jahnstadion in Bottrop.
Barbara Gähling ist eine der besten deutschen Seniorenleichtathletinnen. © Imago / Beautiful Sports /
Von Gerd Michalek |
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Barbara Gähling gehört zu den Aushängeschildern der deutschen Seniorenleichtathletik. Für viele im Sport kommt es vor allem auf Medaillen und Rekorde an – für sie aber geht es in der Leichtathletik um etwas anderes.
Für Barbara Gähling ist die Saison leider gelaufen. Lächelnd steht die gertenschlanke Mittfünfzigerin auf der Kölner Stadiontribüne, ihr linker Arm steckt in einer Gipsschiene – ein Trainingsunfall.
“Ich habe jetzt sechs Wochen Gips! Dann sind die deutschen Meisterschaften vorbei.“

Soziale Aspekte sind ihr wichtig

Von Trübsal blasen jedoch keine Spur! Heute hat sie sich mit ihrer Vereinskollegin Claudia Mieke verabredet:
„Sie ist fast jeden Tag beim Training, teilweise übernimmt sie auch mal das Hürdentraining und ist eigentlich auch immer gut gelaunt. Man kann einfach gut mit ihr trainieren. Sie integriert sich auch super in die Gruppe. Und soziale Aspekte sind ihr genauso wichtig wie die Leistung am Ende.“
Eigentlich spricht eine Top-Seniorenleichtathletin gerne über Medaillen und Rekorde. Für Barbara Gähling kommt es aber auf etwas anderes an:

Was mich absolut in den Bann gezogen hat, war die Gruppenzugehörigkeit mit Trainingslagern. Das besteht bis heute.

Seniorenleichtathletin Barbara Gähling

Das jüngste von fünf Kindern aus einer Arbeiterfamilie kam relativ spät zum Laufen, Werfen und Springen.
„Bevor ich in der Leichtathletik war, hat Sport bei mir auf der Straße stattgefunden. Wir haben jeden Tag Fußball auf der Straße gespielt. Oder im angrenzenden Wäldchen – und ich habe dadurch zumindest meine konditionellen Grundlagen geschaffen. Nur mit Jungs, Mädchenfußball gab es zu der Zeit nicht. Sonst wäre ich eventuell in einem Mädchen-Fußballlverein gelandet.“

Mit 16 entdeckt sie die Leichtathletik

Danach entdeckt die gebürtige Gladbeckerin weitere Sportarten und landet in einem Schwimm- und Turnverein. Erst mit 16 kommt sie zur Leichtathletik, ist Mehrkämpferin und entdeckt schnell ihre Begeisterung für den langen Hürdensprint.
„Für den Sprint war ich im Grunde zu langsam, und für die Mittelstrecke, die eigentlich gut gewesen wäre, hatte ich nicht den Kopf. Das heißt, es blieb bei 400 Metern und das verbunden mit meiner genialen Hürdentechnik, die ich damals schon beidseitig hatte. Mittlerweile sind es dann 300 Meter Hürden geworden.“

Mehrere Senioren-Weltrekorde

Im Rückblick genau die richtige Entscheidung. Inzwischen hält Barbara Gähling im Hürdensprint mehrere Senioren-Weltrekorde. Dabei fährt sie immer noch mehrgleisig. 2021 holte sie in der Altersklasse der 55-Jährigen gleich vier nationale Titel: im Kugelstoßen, über 80 Meter Hürden, im Hochsprung und im 400-Meter-Lauf.

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Vor zwei Monaten dann das Highlight bei den Senioren-Weltmeisterschaften im finnischen Tampere. Eine französische Athletin sprang einen Meter weiter als Barbara Gähling. Was tun vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf?
„Sie lag mit 60 Metern in Führung. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was sind 60 Punkte über 800 Meter wert? Zum Glück habe ich eine gute Community. Einmal war da eine Athletin, die eine Punktetabelle hatte. Da habe ich gesehen: Okay, das sind über 800 Meter sieben Sekunden. Dann passte es, dass ich dann 2:34 Minuten gelaufen bin und sie dann noch um 60 Punkte abgehängt habe.“

Sie trainiert viermal pro Woche

Ein wenig Chaos und Spontaneität gehört wohl zu ihren Wettkämpfen. Um für Meisterschaften fit zu sein, trainiert sie viermal die Woche. Einmal wöchentlich mischt sie bei den Pfadfindern mit.
Bei aller Sportbegeisterung hat sich die Hauptschullehrerin ihren kritischen Blick bewahrt – auch bei den Seniorenweltmeisterschaften in Tampere:
„Ich habe mir das angeschaut und dachte erst mal so: Cool, dass es so viele Menschen gibt, die im Alter noch Sport treiben und noch guten Sport. Aber dann waren auch Momente dabei, wo ich dachte: Das geht jetzt mal gar nicht! Das war zum Beispiel bei meiner Disziplin, dem Hürdenlauf, als ältere Damen, die Kurzhürden gelaufen sind, über die Hürden ‚geklettert‘ sind. Das sind für mich Momente, da kann ich da nicht mitgehen!“
Hürdenlauf, so sagt sie, sollte nicht im Hürden“klettern“ enden. Dann lieber ganz damit aufhören.
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