Selbstbewusst durch Gender Crossing

Von Anke Leweke |
Wer hat diesen Traum noch nicht gehabt, einmal in die Haut eines anderen zu schlüpfen? Oder das Geschlecht zu wechseln? In ihrem Dokumentarfilm "Man for a Day" begleitet die Regisseurin Katarina Peters Frauen, die diesen Traum in die Tat umgesetzt haben – mit der Teilnahme an einem Workshop der Performance-Künstlerin Diane Torr.
"Mein Name ist Hans Klein. Ich bin Lehrer...."
"Ich habe einen Kommentar zu Deiner Stimme. Du gehst am Ende immer hinten hoch, deshalb klingt alles wie eine Frage, das ist eine sehr weibliche Angewohnheit."

Tatsächlich ist es die Stimme, die hier verrät, dass es sich bei der Anzugträgerin um eine Frau handelt. Und schon wird eine Tonlage tiefer eingelegt.

"Mein Name ist Hans Klein. Ich bin Lehrer..... "

Man muss sich die Workshops von Diane Torr wie eine Anleitung zum Männlichsein vorstellen. Für die energische Schottin sind Geschlechterrollen in erster Line gesellschaftliche Konzepte und Zuweisungen, die man annimmt, mit denen man aber auch spielen und arbeiten kann. Deshalb schickt Diane Torr die Teilnehmerinnen zunächst einmal auf Beobachtungsstreifzüge. Sie sollen das Verhalten von Männern studieren und danach deren Bewegungen, Gesten und Auftreten in Rollenspielen imitieren.

"Ja. Ich bin Andreas. Ich bin 21 Jahre alt. Ich bastle gerne an Autos. Ich mag Bunnies, das sieht man ja. Anonsten gibt es eigentlich nicht viel über mich zu erzählen. Ich hocke zuhause vor meiner Playstation."

Großmäulige Rapper, Machos, Macker - die männlichen Alter Egos, die sich die Frauen aussuchen, sind nicht gerade Sympathieträger. Ohnehin scheinen die meisten der Teilnehmerinnen nach Verhaltensweisen zu suchen, um sich besser im Beruf und Leben durchsetzen zu können.

"Ja, dann würde ich auch gerne etwas über die Männer erfahren, die lässig erfolgreich sind, wie die das machen. Das ist eine Sache, da merke ich, dass ich ein Defizit habe. Da befinde ich mich schon in einer typischen Frauenfalle. Also, ich möchte, dass die Leute sagen, dass ich gut bin und warte. Aber es passiert nicht."

Mit ihrer rein beobachtenden Kamera tritt Katarina Peters stets einen Schritt zurück, gibt die Bühne frei für ein unterhaltsames wie aufschlussreiches Gender Crossing. In "Man for a Day" lernt der Zuschauer Frauen kennen, die durch den Workshop ihren Handlungsspielraum erweitern konnten, die von nun an selbstbewusster durch Leben schreiten.

Ein Interview mit Regisseurin Katarina Peters können Sie mindestens bis zum 20.12.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

Mehr zum Thema auf dradio.de:
"Man for a day" - Dokumentarfilm über Frauen in Männerrollen, (DKultur, Filme der Woche vom 18.7.2012)
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