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Von Roland Krüger |
Der Markt für elektronische Bücher, eBooks, kommt allmählich in Schwung. Seit ein paar Monaten sind die Verkaufszahlen von eBooks messbar angestiegen, obwohl deren Preisgestaltung - Stichwort: Buchpreisbindung - alles andere als verkaufsfördernd ist.
"Ich glaube, dass noch lange Zeit das gebundene Buch weiterhin der Favorit sein wird, den größeren Marktanteil haben wird etc. und dass es das gebundene Buch immer geben wird für gewisse Sachen, wie im Bett wird man immer ein Buch lesen und kein eBook. In der Badewanne übrigens auch nicht, wie Harry Rowohlt gesagt hat, man kann es halt nicht reinfallen lassen."

Jörg Sundermeier, Gründer des Berliner Verbrecher-Verlags glaubt nicht an die baldige Ablösung des Buchs durch sein elektronisches Pendant, das so genannte e-Book. Zu viele Versuche hat es schon gegeben, und die meisten waren Strohfeuer. Amazons Kindlegibt es in Deutschland noch nicht, andere Modelle hatten lausige Akkulaufzeiten oder sonstige Hardware-Probleme und sind nicht mehr auf dem Markt.

Seit der Leipziger Buchmesse im März bietet der japanische Elektronikkonzern Sony seinen Reader PRS 505 an, ein Lesegerät mit einer Bildschirm-Diagonalen von 6 Zoll. Der Reader sieht edel aus, Metall statt Plastik ist die Devise. Er wiegt 250 Gramm und liegt in der Hand wie ein Taschenbuch. Achim Barczok von der Computerzeitschrift c’t hat ihn getestet und für gut befunden - mit ein paar Einschränkungen:

"Die Displays sind blickwinkelunabhängig, und vielleicht sollte man es nicht grad an den Strand mitnehmen, aber ansonsten sind die auch schon sehr robust, was es noch schwierig macht, sind natürlich die Formate. EBooks gibt’s in verschiedenen Formaten, aber auch da kann der Sony Reader eigentlich ziemlich viel."

Das heißt: Das Gerät kommt mit so gut wie allen elektronischen Büchern zurecht, egal, von wo man sie herunter lädt. Auch Texte, die man selbst am Computer geschrieben hat, lassen sich auf den Reader übertragen - leider geht das aber nur über ein USB-Kabel. Schnell mal kabellos im Internet das neueste Buch kaufen oder einen Text vom einen auf das andere Gerät kopieren? Fehlanzeige!

Etwas Gewöhnung erfordert das elektronische Umblättern:

"Durch die Technik geschuldet haben die Displays lange Schaltzeiten. Das heißt zwischen zwei Seiten, also wenn ich blättere, dann brauche ich immer noch so ein bis zwei Sekunden, bis die neue Seite dargestellt wird. Im normalen Lesen fällt das vielleicht gar nicht so auf, weil man ja bei einem normalen Buch auch blättert, und das dauert ja auch ’n Moment, aber das könnte sicherlich noch besser gehen."

Lesestoff gibt es in diversen Online-Buchshops, in Deutschland vor allem bei der Kette Thalia, die außerdem das Gerät verkauft - für 299 Euro. Was nicht heißt, dass es nun in den Filialen keine gedruckten Bücher mehr gibt:

"Das eBook soll ja nicht das Buch ersetzen, um Gottes willen."

C’t Redakteur Dietmar Behneke von der Thalia-Buchhandlung in Wildau bei Berlin muss immer wieder die Frage beantworten, warum elektronische Bücher nicht deutlich billiger sind als gedruckte Exemplare.

"Wir haben in Deutschland eine Preisbindung, und die Verlage stellen ja die elektronischen Bücher bereit. Und die meisten haben sich dafür entschlossen, die Preisbindung nur dadurch, dass es ein elektronisches Buch ist, nicht zu untergraben. Lediglich die Produktionskosten, die ein haptisches Buch ja hat, die werden abgezogen. Das heißt, wenn Sie ein Buch im Laden für 24 Euro 90 kaufen würden, würde es als eBook etwa 21, 22 Euro kosten, also nicht weit entfernt von dem Originalpreis."

Genau das aber reicht den meisten Lesern nicht aus. Potentielle Nutzer haben sich an das herkömmliche Buch viel zu sehr gewöhnt, auch wenn sie die Vorteile der elektronischen Bücher durchaus sehen:

"Zum Beispiel im Urlaub, da ist es praktischer und leichter, aber ich finde trotzdem die Bücher schöner, weil da ist jede Geschichte anders drin und da hast du das eigene Buch richtig in der Hand, da sind ja manchmal auch noch so Bilder drin, und dass das wie so n richtiges Buch ist.

Ich denk, für ein Buch könnt ich darauf verzichten, wenn es mich so interessiert und so billig ist. Ich brauche n Buch, so wie ich es gewöhnt bin, von klein an, ich will dann die Seiten umblättern, will da reingucken und will lesen, aber das wäre mir zu viel Technik."

Jetzt sind die Verlage am Zug. Warum gibt es fast nur Romane und Sachbücher in den elektronischen Buchläden? Wie wäre es, Schüler mit eBooks auszustatten und ihnen sämtliche Schulbücher ihrer Jahrgangsstufe elektronisch zur Verfügung zu stellen? Viele Schulmappen würden enorm an Gewicht verlieren! Und wäre es nicht praktisch, sich morgens eine elektronische Tageszeitung auf ein eBook zu laden und dieses auf dem Weg zur Arbeit zu lesen, anstelle die groß formatige Zeitung aus Papier vor sich aufspannen zu müssen? Sport aus der Bildzeitung, Kultur aus der "Süddeutschen" und Wirtschaft von der "Financial Times"?

"Ich würde es als sehr guten Ersatz finden. Weil die Zeitung immer eine unmögliche Größe hat und man die nicht in der S-Bahn lesen kann, ich die sowieso nicht in der Badewanne lese. Ich würde das ganz toll finden sogar, als Tageszeitung, wenn ich das dann da drauf hätte, im Gegensatz zum Buch."

Achim Barczok rät, noch bis zur Frankfurter Buchmesse zu warten. Eine Berliner Firma hat ein eBook namens txtr angekündigt. Neue Geräte können bekanntlich immer mehr als die alten, und auch der nächste Sony-Reader wird besser sein als der jetzige.

"Ich glaub’, es wird in Zukunft noch spannend und auch mit diesem Berliner Gerät, das zur Buchmesse kommen soll, das hat auch Mobilfunk, ich glaub, das ist so ein entscheidender Punkt, wo es dann für viele spannend wird, wenn man überall sich die Bücher kaufen kann."