Seiji Ozawa bei den Berliner Philharmonikern

Der Lieblingsschüler kehrt wieder

Der japanische Dirigent Seiji Ozawa dirigiert J. Strauss II's "Die Fledermaus" im Rohm Theater in Kyoto, Japan
Der japanische Dirigent Seiji Ozawa © dpa / picture alliance / Jiji Press/ Mizuha Mori
08.04.2016
Seit einem halben Jahrhundert ist Seiji Ozawa einer der beliebtesten Gastdirigenten der Berliner Philharmoniker. Das Comeback-Konzert des 80-Jährigen, der zuletzt krankheitsbedingt viel absagen musste, ist eine freudige Überraschung.
Seiji Ozawa, der im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag feiern konnte, hat in der letzten Zeit viele Konzerte aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. So auch bei den Berliner Philharmonikern, denen der japanische Dirigent seit seinem Debüt 1966 eng verbunden ist. Umso größer war die Überraschung, als bekannt wurde, dass Ozawa nach langer Abwesenheit, in der er von jüngeren Einspringern vertreten wurde, nun seinerseits einspringt: Anstelle von Zubin Mehta dirigiert er wieder die Berliner Philharmoniker, deren Bläser sich an diesem Abend zunächst in Mozarts "Gran Partita" solistisch präsentieren, ohne Anleitung eines Dirigenten. In zwei markanten Werken Beethovens, darunter der selten gespielten "Chorfantasie", ist dann der begnadete Musikdarsteller Ozawa am Pult zu erleben.
Das ist ein besonderer Moment für die Berliner Philharmoniker, denen Ozawa stets mehr als nur ein Gastdirigent war. Der 1935 im heutigen China geborene Musiker hatte bei Herbert von Karajan studiert, galt als dessen "Lieblingsschüler" und wuchs nach Karajans Tod in die Rolle des musikalischen Erben hinein – freilich ohne zum Nachfolger Karajans gewählt worden zu sein: dieser Ruf erging 1989 an Claudio Abbado. So sehr Ozawa mit Karajan auch in Verbindung gebracht wurde, so unabhängig blieb er – der quirlige Mann mit der in Jahrzehnten kaum gezähmten Hippie-Mähne ist ein durchaus eigenwilliger Dirigent, dessen anderer Lehrmeister ein Antipode Karajans war: Leonard Bernstein.
Ozawa: Ein Mann der ebenso präzisen wie exaltierten Auftritte; ein Dirigent mit Vorliebe für spektakuläre Werke, mit traumwandlerischer Sicherheit im klassischen Repertoire und großer Leidenschaft für Neues und (heute) eher Entlegenes wie etwa die Orchesterwerke Paul Hindemiths. Das musikalische Berlin fiebert der Wiederbegegnung mit einem der letzten Großmeister seiner Generation entgegen.
Live aus der Philharmonie Berlin
Wolfgang Amadeus Mozart
Serenade für Bläser B-Dur KV 361 "Gran Partita"
ca. 20.55 Uhr Konzertpause
Ludwig van Beethoven
Ouvertüre zu Johann Wolfgang von Goethes Trauerspiel "Egmont" op. 84
Fantasie für Chor, Klavier und Orchester c-Moll op. 80
Peter Serkin, Klavier
Rundfunkchor Berlin
Berliner Philharmoniker
Leitung: Seiji Ozawa (Beethoven)