Sehnsucht in einer unfassbaren Einsamkeit

Ulrich Seidl im Gespräch mit Christine Watty · 21.03.2013
Auf dem Filmfestival von Venedig ausgezeichnet, von konservativen Katholiken wegen des Vorwurfs der Blasphemie verklagt - Ulrich Seidls "Paradies: Glaube" spaltet das Publikum. Nach Einschätzung des Regisseurs bricht sein Film ein Tabu, indem er die Verbindungen zwischen katholischer Religion und Sexualität thematisiert.
Ulrich Seidl provoziert, angetrieben von dem Impuls, das öffentliche Bewusstsein für Probleme zu schärfen. In "Paradies: Glaube", dem zweiten Teil seiner Trilogie, der jetzt bei uns in die Kinos kommt, geht es auch um eine kritische Auseinandersetzung mit religiösem Fanatismus an sich, beispielhaft beleuchtet am Fall der eifernden Katholikin Anna Maria.

Seidl sagt: "Man weiß, das ist auch geschichtlich, dass sehr wohl vor allem auch in Nonnenklöstern Frauen, die sich Gott verschrieben haben und eben nicht verheiratet sind und keine Familie haben und keine Kinder haben, ihren Jesus und ihren Gott als Partner nehmen, den sie sehr wohl auch dann sexuell begehren, in den sie alle ihre Sehnsüchte hineinlegen und in ihrer unfassbaren Einsamkeit, die da ausgeht. Und wenn man jetzt auch sozusagen, wenn man das im Kino sieht, so wie das erzählt wird, und manche Leute sind schockiert, dann kann ich nur wiederum sagen: Ja, die schauen halt nicht so genau hin. Das ist auch eine Wahrheit, und zwar eine wichtige Wahrheit, das natürlich die katholische Kirche nicht so gern sieht."

Das vollständige Gesprächkönnen Sie mindestens bis zum 21.09.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
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