Seglerhauskonzert mit Solisten des RSB

Wenn die Uhr wie die Nacht klingt

Seglerhaus am Wannsee
Seglerhaus am Wannsee © VSaW Archiv
06.04.2016
Das Seglerhaus am Berliner Wannsee ist ein Prachtstück der Gründerzeit. Aus dieser Epoche stammen auch zwei Werke, die von Solisten des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin darin gespielt werden – und die doch alles andere als deutsch und schwer sein wollen.
Schlechte Erfahrungen mit dem Streichquartett beim einen, Suche nach neuen und leichten Formen beim anderen Komponisten. So gelangten Hugo Wolf und Max Reger zur Gattung der Kammer-Serenade, die sie um heiter wirkende, aber hintersinnige Werke bereichert haben. Über sein Stück schrieb Reger, es sei "etwas allerleichtestes, einfachstes" und es werde all jene Kritiker eines besseren belehren, die "immer behaupten, daß ich nur kompliziert schreiben könnte u. den Mangel an Einfällen, den Mangel an Gemüth durch Wust u. Complizirtheit verdecken müßte!" Beide Seiten hatten unrecht: Regers Serenade ist keineswegs einfallslos, aber auch alles andere als "einfachst".
Ein Vorbild für die luftige Schreibweise, mit der Wolf und Reger der vorherrschenden Düsternis der Spätromantik um 1900 entkommen wollten, findet sich in der Klassik. Das geht auch aus Regers Deutung der Musik seiner Zeit hervor: "Mir ist‘s absolut klar, was unserer heutigen Musik mangelt: ein Mozart!" Die Musik der Wiener Klassik ist in diesem Programm durch die Sinfonie "Die Uhr" von Joseph Haydn vertreten, die in einem brillanten Arrangement für Flöte und Streichquartett von Haydns Londoner Auftraggeber Johann Peter Salomon erklingt. "Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt", konnte der seinerzeit hochgerühmte und überall gespielte Komponist zurecht behaupten – und wir müssen heute ergänzen: nicht nur durch die ganze Welt, sondern auch über alle Zeiten hinweg.
Seglerhaus am Wannsee, Berlin
Aufzeichnung vom 13. März 2016
Hugo Wolf
Serenade G-Dur für Streichquartett ("Italienische Serenade")
Max Reger
Serenade D-Dur op. 77a für Flöte, Violine und Viola
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 101 "Die Uhr" (bearbeitet als "Symphony Quintetto" für Flöte und Streichquartet von Johann Peter Salomon)
Solisten des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin:
Ulf-Dieter Schaaff, Flöte
Philipp Beckert, Violine
Franziska Drechsel, Violine
Andreas Willwohl, Viola (als Gast)
Georg Boge, Violoncello
Moderation: Olaf Wilhelmer