Eine Tragödie auf dem Meer
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Hunderttausende Seeleute sitzen seit Monaten auf Frachtschiffen fest und können wegen Corona nicht von Bord. Die Not ist groß: Viele leiden unter der Situation, die Reedereien tun wenig. Ein Skandal, findet der Gewerkschafter Thomas Mendrzik.
Corona ist täglich Thema in den Medien. Doch eine Gruppe von Menschen scheint komplett aus dem Blickfeld verschwunden: Wegen der Corona-Schutzvorschriften sitzen weltweit mindestens zwischen 150.000 und 200.000 Seeleute auf Schiffen fest. Die meisten von ihnen stammen aus Ländern wie Pakistan, den Philippinen oder China. Sie leiden unter dem Eingesperrtsein auf ihren Schiffen und unter der Trennung von ihren Familien. Wann sie wieder an Land gehen dürfen, ist ungewiss.
Darüber berichtet die Internationale Arbeitsorganisation ILO/IAO. Die Uno-Organisation appelliert an Behörden, für eine sichere Heimkehr der Seeleute zu sorgen. "Das ist nicht nur ein Skandal - das ist eine Tragödie", sagt Thomas Mendrzik, Vorsitzender der ver.di-Bundesfachgruppe Maritime Wirtschaft: Unter den betroffenen Seeleuten steige die Selbstmordrate.
Reeder in der Fürsorgepflicht
Mendrzik sieht die Eigentümer der Schiffe - viele davon deutsche Reeder - in der Fürsorgepflicht. Er appelliert zudem an die Öffentlichkeit, sich vor allem bei Online-Einkäufen mehr Gedanken darüber zu machen, dass es die Seeleute seien, die im Hintergrund daran mitarbeiteten, dass die Waren zu uns kämen.
Die Bundesregierung, so Mendrzik weiter, müsse den Schiffseignern deutlich signalisieren, dass sie für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen hätten. Dazu gehöre, in Häfen wie Hamburg oder Bremerhaven Crewwechsel zu ermöglichen, um den Seeleuten die Chance zu geben, von Bord zu kommen.
(mkn)