SED-Forscher: Keine ausreichenden Beweise

Jochen Staadt vom Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin hat sich skeptisch zu dem Verdacht geäußert, der jetzige ARD-Korrespondent in Rom, Bernhard Wabnitz, habe als IM "Junior" in den achtziger Jahren für die Stasi gearbeitet.
Zwar gebe es in den elektronischen Dateien der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) Berichte, die auf IM "Junior" zurückgeführt werden und in denen es etwa um Haltungen der CDU/CSU zu Rundfunkfragen gehe. "Es sind aber derart allgemeine Formulierungen, (…) dass wir auch sagen könnten: Das sind Informationen, die können wir aus der Tagesschau, aus der Presse, aus den einschlägigen (…) Veröffentlichungen in der Bundesrepublik erhalten haben", sagte Staadt .

Wabnitz selbst, der von 1999 bis 2005 Chef von ARD-aktuell und damit auch der Tagesschau war, könne entscheidend darüber Auskunft geben, wer ihn möglicherweise abgeschöpft habe: Bekannte, Verwandte oder Besucher aus der DDR. "Wenn man dieses noch einmal prüft, auch mit den möglichen Übermittlungsvorgängen in die DDR, wird man dann unter Umständen zu einem Ergebnis kommen", so Staadt. Mit den jetzt herausgegebenen Unterlagen sei das nicht möglich.

Der Birthler-Behörde sei in dem Zusammenhang aber kein Vorwurf zu machen, sagte Staadt. Sie sei zur Herausgabe des Materials verpflichtet, wenn sich außer der Karteikarte über eine Person noch Mehrfachüberlieferungen finden. "Was aber nicht heißt, dass die betreffende Person wissentlich mit der Stasi zusammengearbeitet hat."

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 6.4.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.