Sebastian Manz beim Staatsorchester Mainz

Mozarts musikalischer Schatten

Ein großformatiger Schattenriss von Mozarts Kopf steht als Skulptur auf einer Wiese und wirft Schatten auf das umliegende Gras.
Mozart wirft seine Schatten bis in die heutige Zeit: in der Neuen Musik oder auf die Wiese des Kurparkes in Bad Reichenhall. © IMAGO / imagebroker
Moderation: Stefan Lang · 25.05.2021
Ein Mozart-Original, Ballettmusik aus "Idomeneo", eröffnet den Konzertabend mit dem Staatsorchester Mainz. Dem folgt ein neues Klarinettenkonzert von Bent Sørensen mit dem Solisten Sebastian Manz, in dem Mozart nachhallt. Dann Musik des Mozart-Jüngers Max Reger.
Dieses Konzert ist "mit Mozart gedacht", so die Intention des Dirigenten Herrmann Bäumer. Mit Mozart wird eröffnet: zwei Ausschnitte aus der Ballettmusik seiner Oper "Idomeneo" aus dem Jahr 1781. Mozart kannte das Orchester, für das er da schrieb - er hatte es in Mannheim auf einer seiner Paris-Reisen kennen und lieben gelernt. Es galt als das Beste Europas, das dann mit dem Umzug des Hofes nach München ebenso die Stadt wechselte. In einem regelrechten Schub verfasste er die komplette Oper und wusste auch, dass er sich musikalisch nicht zurückhalten musste.

Mit der Klarinette durch die Jahrhunderte

Ein Mozartprogramm mit Klarinettisten - warum greift man dann nicht auf Mozarts Konzert für das Instrument zurück? "Zu einfach gedacht", sagt der Dirigent des Abends. Er wählte mit dem Solisten Sebastian Manz das Klarinettenkonzert von Bent Sørensen. Ein neues Werk, das einem besonderen Klangkonzept folgt. Der 1958 geborene Däne bindet musikalisch die Jahrhunderte zusammen: verschmilzt die klassisch-romantische Tonalität mit der harschen Atonalität von Arnold Schönberg, um gleichfalls die Polyphonie der Renaissance einzuweben.
Mit "Serenidad" ist es überschrieben - "Gelassenheit. Sebastian Manz schätzt vor allem die Klangeffekte, die "wunderbare Atmosphäre schaffen", sogar einen Gesang stimmt der Solist an.
Der Solist steht in einem dunklen, edlen Anzug vor einem bläulichen Hintergrund und hält seine Klarinette quer über den Arm, sodass die hellen Klappen im Licht blitzen.
Auch wenn beide Eltern Pianisten waren, griff Sebastian Manz dann doch zu einem ganz anderen Instrument: zur Klarinette.© Sebastian Manz / Marco Borggreve
Max Reger war Zeitgenosse von Richard Strauss, ein komplizierter Mensch, querständig, aber mit phänomenalem Musikverstand gesegnet. Zur großen Popularität fand er nicht: Reger ist schon 1916 gestorben, gerade einmal 43 Jahre alt - es fehlten ihm die günstigen Verbindungen und die gute Nase fürs Musikgeschäft.

In Mozart baden

Es war auch die Mehrfachbelastung von Komponieren und Dirigieren, von Konzert und Lehre, die ihn verschliss – und Reger hat nichts halb gemacht, kaum eine Minute, die er nicht lesend, musizierend, komponierend verbrachte.
Reger war Zeit seines Lebens ein Mozartjünger, er blickte eh gern zurück: "...ich bade immer in alten Meistern! Diese Musiker wollten nur Musik machen, hatten enorm viel Talent und ebensoviel wirklich gelernt – die heutigen Komponisten wollen alles andere als Musik machen, haben meistens sehr wenig Talent und in den seltensten Fällen war Wirkliches gelernt!" So schrieb Reger an seinen Freund Karl Straube.

Spätwerk

Die Mozartvariationen op. 132 hat er zwischen April und Juli 1914 komponiert. Die Uraufführung dirigierte er persönlich in Wiesbaden. Das Thema stammt aus Mozarts Klaviersonate KV 331. Mozart bleibt in der Variation immer Vorbild: Reger entwickelt das Geschehen immer durchsichtig, ja übersichtlich. Es setzt auch ein schlankes Orchester ein und erfand ein regelrecht filigranes Werk.
Aufzeichnung vom 21.05.2021 im Staatstheater Mainz
Wolfgang Amadeus Mozart
Ballettmusik zur Oper "Idomeneo" KV 367:
Chaconne und Pas seul
Bent Sørensen
"Serenidad", Konzert für Klarinette und Orchester
Max Reger
Variationen und Fuge über ein Thema von Wolfgang Amadeus Mozart op. 132
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