Schwulenverband zur dritten Geschlechtsoption "divers"

"Geschlechtsidentität ist mehr als der Körper"

Zwei Personen halten ein Banner, auf dem steht: "Für eine dritte Option beim Geschlechtseintrag"
Der Protest hat sich gelohnt: Der Bundestag hat eine dritte Geschlechtsoption beschlossen. © Peter Steffen/dpa
Markus Ulrich im Gespräch mit Nicole Dittmer · 14.12.2018
Intersexuelle Menschen können ihr Geschlecht künftig als "divers" im Geburtenregister eintragen lassen - wenn ein Arzt ihnen dies attestiert. "Skandalös" nennt das der Lesben- und Schwulenverband und fordert eine Diskussion darüber, was Geschlecht ist.
Mit der neuen, dritten Geschlechtsoption "divers" ist der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD), Markus Ulrich, unzufrieden. "Wir sind nicht glücklich, weil es wichtige Teile, die im Verfassungsgerichtsurteil angemahnt wurden, nicht vollständig umsetzt."
Im vergangenen Jahr hatte die Verfassungsrichter entschieden, dass es ein drittes Geschlecht für den Eintrag in das Geburtenregister geben müsse. Intersexuellen Menschen, die weder männlich noch weiblich sind, solle damit ermöglicht werden, ihre geschlechtliche Identität "positiv" eintragen zu lassen. Der Bundestag hat eine Gesetzesänderung beschlossen, die der Bundesrat am Freitag billigte.

Zwang zum Arztattest "skandalös"

Die Verfassungsrichter hätten damit entschieden, sagt Ulrich, dass niemand aufgrund seines Geschlechts diskriminiert werden dürfe. Dies sei nicht der Fall. "Das Gesetz macht eindeutig an biologischen körperlichen Merkmalen fest, was Geschlecht ist und was nicht Geschlecht ist. Es hat eine andere Ebene, als das Verfassungsgericht angemahnt hat."
Sein Verband fordere, dass all die Menschen den Eintrag bekommen können, die ihn benötigen und wollen. Doch das Gesetz sieht vor, dass ein Arzt den Menschen Intersexualität attestieren muss, die als "divers" eingestuft werden. "Das ist skandalös", sagt Richter. Generell müsse geklärt werden, was Geschlecht ist. Richter sagt: "Geschlechtsidentität ist mehr als der Körper".
(nsc)
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