Schwülstpop

Sex für die Ohren

Von Martin Böttcher |
Sebastien Tellier zeigt sich auf seinem neuen Album als kompromissloser Musiker, der von Genre zu Genre hüpft und dabei eine Vorliebe für schmalzige Exotica-Sounds erkennen lässt. Das ganze aber mit perfektem Klang.
Wer sein Album mit einem Lied namens "Adieu" beginnen lässt, der ist entweder verwirrt oder ein echter Checker! So wie Sebastien Tellier, der ganz genau weiß, dass die Popkultur ein Spiel ist, das man mit Hilfe von Widersprüchen und mal erfüllten, mal enttäuschten Erwartungen spannend halten kann.
Nur in einem Lied auf diesem Album, bei "L'amour naissant" - der aufkeimenden Liebe, ist Telliers Stimme so richtig zu hören: So eingängig und schön der bärtige Pariser hier singt, so anders präsentiert sich der Rest von "Confection". Süßliche Instrumentals, die klingen wie der Soundtrack zu einem 70er-Jahre-Erotik-Film, bestimmen den Rest des Albums. Und sie haben entsprechende Namen: "Delta Romantica" etwa.
Vor allem so klingt das neue Album des französischen Musikers Sebastien Tellier: Süßlich-schwülstig-instrumental, schmalzige Geigen treffen auf 70er-Jahre-Softrockbegeisterung, ein Sound, der garantiert nicht jedem gefällt, der viele ratlos oder ablehnend zurücklassen dürfte.
Tellier wird damit mal wieder seinem Ruf als kompromissloser Musiker gerecht, der vor allem den eigenen, leicht abseitigen Vorlieben folgt. Das hat ihn 2008 zum Eurovision Song Contest geführt, wo er als erster Franzose fast vollständig Englisch gesungen hat und dafür mit dem 18. Platz und viel Kritik bestraft wurde.
Es hat ihn aber auch zu einer Art Serge Gainsbourg 2.0 werden lassen, der wie der Meister früher von Genre zu Genre springt, Klavierballaden genauso drauf hat wie Synthiepop, Filmmusik und radiotaugliche Songs. Mir ist nicht ganz klar, wo Telliers Begeisterung für klischeehaft erotisch-aufgeladene Musik herkommt, aber er trifft den Ton sehr genau!
Label: Record Makers