Schwimmen im Duett
Stundenlanges Training der Kraft, Ausdauer, Gymnastik, Ballett und Ausdrucksschulung erfordert das Synchronschwimmen. 15 Stunden die Woche verbringt die 18-jährige Paulina Kleinert durchschnittlich in der Schwimmhalle.
Trainerin: "Kerzengerade, sehr, sehr schön. Nur eine Sache: Du ziehst hier mir zu weit an, damit holst du die Füße nicht in die Senkrechte, sondern drüber weg. Tick weniger anziehen, dann die Beine wegdrücken und den Oberkörper eher hochholen!"
Kürtraining der Synchronschwimmerinnen in der Sport- und Lehrschwimmhalle Berlin-Schöneberg. Während im Becken nebenan die Wasserballer lautstark trainieren, gleiten fünf Mädchen im Alter zwischen 12 und 27 Jahren nahezu lautlos durchs Wasser. Auf den Köpfen Badekappen, vor den Augen Schwimmbrillen, Klemmen an der Nase strecken sie im Takt ihre Arme aus dem Wasser, biegen ihre Oberkörper nach hinten, tauchen gleichzeitig rückwärts ab, lassen ihre Beine an die Wasseroberfläche schnellen und spreizen sie zur Grätsche. Trainerin Steffi Marx steht im Trainingsanzug am Beckenrand und klopft mit einem Holzstab gegen das metallene Treppengeländer: Rhythmushilfe für die Athletinnen.
Eine von ihnen ist die 18-jährige Paulina Kleinert. Den blonden Pferdeschwanz ordentlich unter der hautengen Badekappe verstaut, nur 1,60 Meter groß und eher zierlich gebaut, hält sie ihren Körper gekonnt unter Anspannung, während sie ihre muskulösen Arme und Beine aus dem Wasser hebt. Seit elf Jahren ist Paulina begeisterte Synchronschwimmerin. Mit sieben begann sie ihre sportliche Laufbahn:
"Meine Tante hat Synchronschwimmen gemacht, mein Papa hat Wasserball gespielt, da bin ich halt als Kind immer mit zu den Spielen. (…) Ich hab früh schwimmen gelernt und dann eine Weile Wettkampfschwimmen gemacht, wobei mir das nicht gefallen hat, die ganze Zeit nur Fliesen zu zählen und dann hatte ich schon immer so eine Ballettaffinität und so bin ich zum Synchronschwimmen gekommen."
Man sollte gut schwimmen können, wenn man anfängt, erzählt die 18-Jährige, alle Lagen beherrschen und keine Angst haben, mit dem Kopf unter Wasser zu gehen - auch ohne Schwimmbrille und Nasenklemme. Bis zu 40 Sekunden bleiben geübte Synchronschwimmerinnen unter Wasser. Der Freischwimmer ist Voraussetzung, um in die Nachwuchsmannschaft aufgenommen zu werden, Beweglichkeit und ein gutes Körpergefühl. Alles andere ist hartes Training.
"Es ist schwierig, die Technik zu lernen. Es ist keine Sache, die man innerhalb von einem Jahr lernen kann. Ich glaube, dass ich erst in den letzten zwei Jahren eine richtig gute Technik drauf habe, und die ist immer noch verbesserungswürdig. Es ist ein Sport, den man lange machen muss, damit es auf einem hohen Niveau ist."
"Hocke, kippt weiter, links Flamingo!"
120 verschiedene Übungen gibt es im Synchronschwimmen, alle mit unterschiedlichen Namen, erklärt Paulina. Ihre Lieblingsübung ist der "Ibis":
"Man nimmt ein Ballettbein auf und versucht, die Beine im 90 Grad-Winkel zu lassen, aber den Oberkörper zu kippen und das hintere Bein dann in die Senkrechte zu heben, dass man mit dem Kopf dann unter Wasser ist, dann schließt man und dann folgen noch zwei Schrauben bis zum Knöchel und dann abtauchen – ist ein Kraftakt, aber schön!"
Synchronschwimmen heißt vor allem Arbeit. Stundenlanges Training der Kraft, Ausdauer, Gymnastik, Ballett und Ausdrucksschulung. 15 Stunden die Woche verbringt Paulina durchschnittlich in der Schwimmhalle. Ihre Familie hat sie immer unterstützt, sagt sie, hat sie als Kind mit dem Auto zum Training gefahren, weil sie nördlich von Berlin, weit außerhalb wohnt. Mit ihren Freunden trifft sie sich vor oder nach dem Training und auch ihr fester Freund hat größtes Verständnis, schließlich ist er selbst Triathlet.
Die Schule hat Paulina im Schnelldurchgang erledigt. Eine Klasse übersprungen und dann in der Schnellläuferklasse Abi gemacht. Das war letztes Jahr – mit 17. Mitte April beginnt sie ihr Medizinstudium in Berlin. Zielstrebig war sie schon immer, lacht die selbstbewusste junge Frau, und gerne in Bewegung. Als Ausgleich macht sie Yoga. Wie erklärt sie sich, dass Synchronschwimmen immernoch eine Randsportart ist?
"Na, es ist eine sehr schwierige Sportart. Ich glaube, dass nur ganz wenige Leute sich da rantrauen und wenn, dann ist es halt auch ein Sport, wo man sehr hart und sehr viel trainieren muss. Also man muss wirklich seinen Focus auf diesen Sport legen, man kann nicht noch Tausend Sachen nebenbei machen und ich glaube, das wollen ganz viele Leute nicht."
Vier große Wettkämpfe hat Paulina pro Jahr. Vor zwei Jahren wurde sie mit ihrem Verein in der Kombination – das sind vier bis zehn Schwimmerinnen - deutscher Vizemeister und in der Gruppe – bis zu acht Schwimmerinnen - Dritte. Jetzt übt sie mit ihrer Team-Kollegin Laura für ein gemeinsames Duett. Zunächst gilt es, sich eine packende Choreografie auszudenken. Trockenübung am Beckenrand:
"Also wir nehmen den Arm nach oben weg … dim dim"
Paulina: "Das ist so die Königsklasse des Synchronschwimmens. Man hat so den direkten Vergleich der Synchronität, wenn mal eine patzt, fällt es sofort auf. Bei der Gruppe, na ja, fällt dann auch auf, aber man kann vielleicht so untergehen in der Masse, aber im Duett nich."
Laura: "Man muss harmonieren, wenn man mit dem ärgsten Feind schwimmt, das kann nicht klappen."
Laura Sebastian zählt zu den erfahrenen Schwimmerinnen und ist mit Paulina seit vielen Jahren befreundet. Für ihre neue technische Kür, dem Pflichtprogramm, haben sich die Freundinnen in diesem Jahr düstere Musik (!) aus einem Gruselfilm ausgesucht.
Paulina: "Für die Gänsehaut mal!"
Laura: "Musik, die unter die Haut geht, ist immer gut. Wir sind schon zu Tausenden Musiken geschwommen. Früher waren diese Disneylieder in, ne Zeit lang ging’s ins Poppige, wo wir zu Robby Williams geschwommen sind, und jetzt geht’s wieder mehr ins Klassische, Instrumental. Es ist jedes Jahr ne Qual, sich für irgendein Lied zu entscheiden, weil es so viel schon gab."
Jetzt gilt es, den Charakter der Musik in passende Bewegungen umzusetzen. Kurze, zackige Armbewegungen, ernste Mimik, Hände in Form von Klauen. Die Choreografie muss zunächst trocken sitzen, bevor sie ins Wasser übertragen werden kann. Am Ende des Trainings geht's noch einmal ins Wasser – zum Üben einzelner Bewegungsabläufe.
Paulina ist auch nach elf Jahren noch fasziniert von ihrem Sport:
"Ich find vor allem, dass es so komplex ist, dass man ganz viel können muss, damit es schön aussieht: ein tolles Rhythmus-Gefühl, gute Kondition, viel Kraft, einen Sinn für Ästhetik. Man muss richtig viel trainieren, wir trainieren sechsmal die Woche à zweieinhalb Stunden jedes Mal. Es ist immer wieder ein Kampf, dass es perfekt aussieht, und ist halt sehr schön, wenn man als Mannschaft was erreichen kann."
Kürtraining der Synchronschwimmerinnen in der Sport- und Lehrschwimmhalle Berlin-Schöneberg. Während im Becken nebenan die Wasserballer lautstark trainieren, gleiten fünf Mädchen im Alter zwischen 12 und 27 Jahren nahezu lautlos durchs Wasser. Auf den Köpfen Badekappen, vor den Augen Schwimmbrillen, Klemmen an der Nase strecken sie im Takt ihre Arme aus dem Wasser, biegen ihre Oberkörper nach hinten, tauchen gleichzeitig rückwärts ab, lassen ihre Beine an die Wasseroberfläche schnellen und spreizen sie zur Grätsche. Trainerin Steffi Marx steht im Trainingsanzug am Beckenrand und klopft mit einem Holzstab gegen das metallene Treppengeländer: Rhythmushilfe für die Athletinnen.
Eine von ihnen ist die 18-jährige Paulina Kleinert. Den blonden Pferdeschwanz ordentlich unter der hautengen Badekappe verstaut, nur 1,60 Meter groß und eher zierlich gebaut, hält sie ihren Körper gekonnt unter Anspannung, während sie ihre muskulösen Arme und Beine aus dem Wasser hebt. Seit elf Jahren ist Paulina begeisterte Synchronschwimmerin. Mit sieben begann sie ihre sportliche Laufbahn:
"Meine Tante hat Synchronschwimmen gemacht, mein Papa hat Wasserball gespielt, da bin ich halt als Kind immer mit zu den Spielen. (…) Ich hab früh schwimmen gelernt und dann eine Weile Wettkampfschwimmen gemacht, wobei mir das nicht gefallen hat, die ganze Zeit nur Fliesen zu zählen und dann hatte ich schon immer so eine Ballettaffinität und so bin ich zum Synchronschwimmen gekommen."
Man sollte gut schwimmen können, wenn man anfängt, erzählt die 18-Jährige, alle Lagen beherrschen und keine Angst haben, mit dem Kopf unter Wasser zu gehen - auch ohne Schwimmbrille und Nasenklemme. Bis zu 40 Sekunden bleiben geübte Synchronschwimmerinnen unter Wasser. Der Freischwimmer ist Voraussetzung, um in die Nachwuchsmannschaft aufgenommen zu werden, Beweglichkeit und ein gutes Körpergefühl. Alles andere ist hartes Training.
"Es ist schwierig, die Technik zu lernen. Es ist keine Sache, die man innerhalb von einem Jahr lernen kann. Ich glaube, dass ich erst in den letzten zwei Jahren eine richtig gute Technik drauf habe, und die ist immer noch verbesserungswürdig. Es ist ein Sport, den man lange machen muss, damit es auf einem hohen Niveau ist."
"Hocke, kippt weiter, links Flamingo!"
120 verschiedene Übungen gibt es im Synchronschwimmen, alle mit unterschiedlichen Namen, erklärt Paulina. Ihre Lieblingsübung ist der "Ibis":
"Man nimmt ein Ballettbein auf und versucht, die Beine im 90 Grad-Winkel zu lassen, aber den Oberkörper zu kippen und das hintere Bein dann in die Senkrechte zu heben, dass man mit dem Kopf dann unter Wasser ist, dann schließt man und dann folgen noch zwei Schrauben bis zum Knöchel und dann abtauchen – ist ein Kraftakt, aber schön!"
Synchronschwimmen heißt vor allem Arbeit. Stundenlanges Training der Kraft, Ausdauer, Gymnastik, Ballett und Ausdrucksschulung. 15 Stunden die Woche verbringt Paulina durchschnittlich in der Schwimmhalle. Ihre Familie hat sie immer unterstützt, sagt sie, hat sie als Kind mit dem Auto zum Training gefahren, weil sie nördlich von Berlin, weit außerhalb wohnt. Mit ihren Freunden trifft sie sich vor oder nach dem Training und auch ihr fester Freund hat größtes Verständnis, schließlich ist er selbst Triathlet.
Die Schule hat Paulina im Schnelldurchgang erledigt. Eine Klasse übersprungen und dann in der Schnellläuferklasse Abi gemacht. Das war letztes Jahr – mit 17. Mitte April beginnt sie ihr Medizinstudium in Berlin. Zielstrebig war sie schon immer, lacht die selbstbewusste junge Frau, und gerne in Bewegung. Als Ausgleich macht sie Yoga. Wie erklärt sie sich, dass Synchronschwimmen immernoch eine Randsportart ist?
"Na, es ist eine sehr schwierige Sportart. Ich glaube, dass nur ganz wenige Leute sich da rantrauen und wenn, dann ist es halt auch ein Sport, wo man sehr hart und sehr viel trainieren muss. Also man muss wirklich seinen Focus auf diesen Sport legen, man kann nicht noch Tausend Sachen nebenbei machen und ich glaube, das wollen ganz viele Leute nicht."
Vier große Wettkämpfe hat Paulina pro Jahr. Vor zwei Jahren wurde sie mit ihrem Verein in der Kombination – das sind vier bis zehn Schwimmerinnen - deutscher Vizemeister und in der Gruppe – bis zu acht Schwimmerinnen - Dritte. Jetzt übt sie mit ihrer Team-Kollegin Laura für ein gemeinsames Duett. Zunächst gilt es, sich eine packende Choreografie auszudenken. Trockenübung am Beckenrand:
"Also wir nehmen den Arm nach oben weg … dim dim"
Paulina: "Das ist so die Königsklasse des Synchronschwimmens. Man hat so den direkten Vergleich der Synchronität, wenn mal eine patzt, fällt es sofort auf. Bei der Gruppe, na ja, fällt dann auch auf, aber man kann vielleicht so untergehen in der Masse, aber im Duett nich."
Laura: "Man muss harmonieren, wenn man mit dem ärgsten Feind schwimmt, das kann nicht klappen."
Laura Sebastian zählt zu den erfahrenen Schwimmerinnen und ist mit Paulina seit vielen Jahren befreundet. Für ihre neue technische Kür, dem Pflichtprogramm, haben sich die Freundinnen in diesem Jahr düstere Musik (!) aus einem Gruselfilm ausgesucht.
Paulina: "Für die Gänsehaut mal!"
Laura: "Musik, die unter die Haut geht, ist immer gut. Wir sind schon zu Tausenden Musiken geschwommen. Früher waren diese Disneylieder in, ne Zeit lang ging’s ins Poppige, wo wir zu Robby Williams geschwommen sind, und jetzt geht’s wieder mehr ins Klassische, Instrumental. Es ist jedes Jahr ne Qual, sich für irgendein Lied zu entscheiden, weil es so viel schon gab."
Jetzt gilt es, den Charakter der Musik in passende Bewegungen umzusetzen. Kurze, zackige Armbewegungen, ernste Mimik, Hände in Form von Klauen. Die Choreografie muss zunächst trocken sitzen, bevor sie ins Wasser übertragen werden kann. Am Ende des Trainings geht's noch einmal ins Wasser – zum Üben einzelner Bewegungsabläufe.
Paulina ist auch nach elf Jahren noch fasziniert von ihrem Sport:
"Ich find vor allem, dass es so komplex ist, dass man ganz viel können muss, damit es schön aussieht: ein tolles Rhythmus-Gefühl, gute Kondition, viel Kraft, einen Sinn für Ästhetik. Man muss richtig viel trainieren, wir trainieren sechsmal die Woche à zweieinhalb Stunden jedes Mal. Es ist immer wieder ein Kampf, dass es perfekt aussieht, und ist halt sehr schön, wenn man als Mannschaft was erreichen kann."