Schwetzinger Festspiele

10.07.2010
Ein Ende mit doppeltem Selbstmord, Mord und Wahnsinn. Nicht verwunderlich bei einer solchen Ausgangssituation: Achilleus hatte den Trojaner Hektor im Zweikampf getötet. Sein Sohn Pyrrhus - obwohl mit Hermione liiert - verliebt sich in dessen Frau Andromache, die als Sklavin ihr Witwendasein fristet. Das kann konsequenterweise nur tragisch ausgehen.
Dennoch haben Grétry und sein Librettist Louis-Guillaume Pitra nach dem Misserfolg der Urfassung - der Pariser Konvention zuliebe – den Protagonisten ein glückliches Ende beschert. Die Schwetzinger Produktion geht auf das Original zurück, verzichtet allerdings auch auf die Ballette.

Man nannte André-Ernest-Modeste Grétry gern den "Molière der Musik". Sein Ruhm begann, als er 1767 Italien verließ und in Paris seine neue Heimat fand. Hier, in der unmittelbaren geistigen Nähe zu Voltaire, Rousseau und Diderot, entwickelte er sein an der französischen Deklamationskunst orientiertes Musiktheater, das dem Gesang eindeutigen Vorrang vor dem Orchester einräumte. "Andromaque" nach Racine wurde im Frühjahr 1780 beendet und flankiert als Tragédie lyrique mit großem Chor Grétrys umfangreiches Opéra comique-Schaffen. 1781 vom Komponisten neu bearbeitet, ist die Oper seitdem von den Bühnen verschwunden. Mit der Schwetzinger Inszenierung – einer Koproduktion mit der Opéra Montpellier, dem Theater Luzern und dem Staatstheater Nürnberg – wurde ein wichtiges Werk des Musiktheaters wiederentdeckt.


Schwetzinger Festspiele
Rokokotheater Schwetzingen
Aufzeichnung vom April 2010


André-Ernest-Modeste Grétry
»Andromaque«, Tragédie lyrique in drei Akten
Libretto: Louis-Guillaume Pitra nach Jean Racine


Andromaque - Judith van Wanroij, Sopran
Hermione - Maria-Riccarda Wesseling, Mezzosopran
Pyrrhus - Sébastien Guèze, Tenor
Oreste - Tassis Christoyannis, Bariton
SWR Vokalensemble Stuttgart
Le Concert Spirituel
Leitung: Hervé Niquet


nach Opernende ca. 20:55 Uhr Nachrichten