Schweres Familienerbe

13.06.2012
In seiner Dokumentation "Meine Familie, die Nazis und Ich" spricht der israelische Regisseur Chanoch Ze'evi mit Nachkommen der Nazi-Täter. Diese verhielten sich "sehr unterschiedlich zu dem Erbe, das ihre Familie ihnen mitgegeben hat", sagt MDR-Redaktionsleiterin Katja Wildermuth.
Kathrin Himmler, Großnichte von Reichsführer SS Heinrich Himmler, habe sich mit ihrer eigenen Geschichte "aktiv auseinandergesetzt", so Wildermuth. Andere hingegen würden "versuchen, zu verdrängen". Bettina Göring, Großnichte des führenden nationalsozialistischen Politikers Hermann Göring, sei "ganz weit weggezogen aus Deutschland, nach Santa Fe, in einen verlassenen Landstrich". Dort, im US-Bundesstaat New Mexico, spreche sie nur noch Englisch. Zusammen mit ihrem Bruder habe sie beschlossen, sich sterilisieren zu lassen, um, "wie sie selber sagt, keine weiteren Görings in diese Welt zu setzen".

Es gebe aber auch Nachkommen wie Rainer Höß, dem Enkel des Auschwitz-Lagerkommandanten Rudolf Höß, der erst im Rahmen der Drehrecherchen "angefangen hat zu fragen: Was hat mein Großvater gemacht? Wo wuchs mein Vater auf?" Von 20 Nachkommen, mit denen Regisseur Chanoch Ze'evi sprach, hätten lediglich fünf zugesagt, tatsächlich im Film erscheinen zu wollen.

Die israelisch-deutsche Co-Produktion sei die erste Dokumentation im israelischen Fernsehen zum Thema Holocaust gewesen, die "nur Deutsche zu Wort kommen ließ". Das sei "in Israel vorher noch nie da gewesen und hat entsprechend für Wirbel gesorgt - aber für sehr viel positive Reaktionen", so Wildermuth.

Sie können das vollständige Gespräch mit Katja Wildermuth mindestens bis zum 13.11.2012 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio

Programmhinweis:

Die Dokumentation "Meine Familie, die Nazis und Ich" läuft heute Abend um 23:45 Uhr in der ARD.