Schwedisches RSO mit Brahms, Strauss, Schubert und Dvořák

Manfred Honeck in Stockholm

Der Dirigent Manfred Honeck schaut mit aufgestützem Kinn in der Hand direkt in die Kamera.
Der Dirigent Manfred Honeck liebt ausgedehnte Wanderungen, wie einst Beethoven. © Manfred Honeck / Felix Broede
Moderation: Volker Michael · 06.11.2018
Anspruchsvoller Stoff stand in der Berwaldhallen auf dem Programm - Manfred Honeck bot dem schwedischen Publikum Brahms' 4. Sinfonie, Lieder von Schubert und Strauss mit Andrè Schuen und Dvořáks Rusalka-Suite.
Regelmäßig kehrt der österreichische Dirigent Manfred Honeck, einer der besten seines Fachs, zum Schwedischen Radio-Sinfonieorchester zurück, dessen Chefdirigent er von 2000 an für sechs Jahre gewesen war. Am liebsten bringt er dann Musik aus seiner Heimatregion mit. So war es auch an diesem Abend Ende Oktober in der Berwaldhallen, im Stammhaus des Orchesters in Stockholms Innenstadt.

Sinfonischer Höhepunkt

Johannes Brahms' vierte Sinfonie gilt als tiefschürfender Höhepunkt der Gattung und auch im Schaffen des Komponisten. In ihrer Interpretation erweisen sich die Weisheit eines erfahrenen und dennoch innovativen Dirigenten wie auch die Fertigkeiten eines hervorragenden Orchesters wie dem Schwedischen RSO. Den Abend leitet die von Manfred Honeck selbst zusammengestellte und von Tomáš Ille orchestrierte Suite aus der Oper "Rusalka" ein. Antonín Dvořáks Märchenoper gehört zu den schönsten der Gattung, gerade weil sie ein paneuropäisches Sujet (die Wassernymphe oder Seejungfrau, die sich in einen sterblichen Mann verliebt - eine unmögliche Liebe!) mit der alles überragenden böhmischen Musikkultur verbindet.

Bariton aus Südtirol

Aus Österreich hat Manfred Honeck, derzeit Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra, einen jungen Sänger mitgebracht, der in der Schwedischen Hauptstadt Orchesterlieder von Franz Schubert und von Richard Strauss vorgetragen hat: Andrè Schuen.
Der Bariton Andrè Schuen
Der Bariton Andrè Schuen© Guido Werner/ks-gasteig
Andrè Schuen stammt aus einer ladinischen Familie aus Südtirol, hat in Salzburg studiert und sich schnell einen Namen gemacht als Interpret von Schubert-Liedern und von Opernrollen des traditionellen Repertoires von Mozart bis Richard Strauss. Das epische Element dominiert auch in den Orchesterliedern, die Honeck und Schuen für ihr Stockholmer Gastspiele ausgesucht haben. Nicht zuletzt geht es wie so oft um unglückliche Liebe und unerfüllte Sehnsüchte in diesen Liedern. Zeit seines Lebens schrieb Richard Strauss Lieder mit derselben Einfachheit, mit der er auch seine Orchesterstücke und Opern komponierte.

Allerseelen Lieder

Sein Sinn für Sprachklang und seine Literaturkenntnis beeindrucken dabei genauso wie im Falle der unendlich vielen Lieder, die Schubert geschrieben hat. Dass das Thema "Allerseelen", der katholische Feiertag Anfang November, in den ausgewählten Liedern der beiden Komponisten eine große Rolle spielt, kann natürlich bei einem Konzert im lutherisch geprägten Schweden überraschen, ist aber wohl zuallererst künstlerisch zu verstehen. Der protestantische Wahlwiener Johannes Brahms sorgt nicht zuletzt im zweiten Teil des Konzerts mit seiner universell verständlichen Musik für ökumenischen Gleichklang.
Berwaldhallen Stockholm
Aufzeichnung vom 26. Oktober 2018
Antonín Dvořák
Sinfonische Suite aus der Oper "Rusalka"
Franz Schubert
"Litanei auf das Fest Aller Seelen" D 343
"Des Fischers Liebesglück" D 933
Richard Strauss
"Traum durch die Dämmerung"
"Ruhe, meine Seele!"
"Allerseelen" op. 10 Nr. 8
"Morgen" op. 27 Nr. 4
Johannes Brahms
Sinfonie Nr.4 e-Moll op. 98

Andrè Schuen, Bariton
Schwedisches Radio-Sinfonieorchester
Leitung: Manfred Honeck