Schwarzmarkt und Hamstern
Vor 60 Jahren war der Zweite Weltkrieg zu Ende. Die Bombennächte waren überstanden. Aber den meisten Deutschen ging es schlecht. Im Krieg hatte die Versorgung noch einigermaßen geklappt, da sich Deutschland bei den eroberten Ländern bediente. Nach dem Krieg war das nicht mehr möglich - sofort beherrschten Hunger und Not, Schwarzmarkt und Hamstern den Alltag.
In den großen Städten entstanden an praktisch allen Verkehrsknotenpunkten Schwarzmärkte, auf denen lebhaft getauscht und gefeilscht wurde. Gehandelt wurde praktisch alles, was transportierbar war. Die Kreuzbergerin Dora Naß:
Naß: "Die kuriosesten Dinge. Selbst die Fensterscheiben, also irgendwo Pappe, damit erst mal die Kälte nich reinkam. Also so ganz banale Dinge. Wenn einer sechs Taschentücher hatte und brauchte nur eins. Dann hat er die anderen fünf eingetauscht oder ne Hose oder Verbandsmaterial oder ein Laken. "
Diejenigen, die bei den Bombenangriffen Wohnung und Besitz verloren hatten, konnten allerdings wenig anbieten. Doch auch wer nichts gerettet hatte, bekam durch die amtliche Lebens- und Genussmittelzuteilung zumindest ein wenig Tauschware in die Hand. Darunter auch das begehrteste Zahlungsmittel dieser Tage: Zigaretten. Der spätere Kunstsammler und Mäzen Heinz Berggruen kam damals als amerikanischer Soldat nach Deutschland. und verfügte somit über das begehrte Gut.
Berggruen: "Es hatte was gespentisches. Das spürte man im täglichen Umgang. Zum Beispiel das Zigarettenrauchen. Die Menschen waren süchtig in einer Weise. Und die sind dann wirklich Kilometer gelaufen um eine Schachtel zu einem idiotischen Preis zu ergattern. Oder die sich in den Straßen von München nach Stummeln gebückt haben, also würdig aussehende Leute und ältere Menschen. Das war eine Noterscheinung. "
Die großen Märkte waren das sichtbarste Zeichen der allgemeinen Tauschaktivität. Im Alltag bedeutender war jedoch der kleine Handel in der Nachbarschaft.
Naß: "Das war ja durch diese Enttrümmerung. Sie haben dann ja doch ein anderes Umfeld gehabt. Die haben zum Teil uns dann schon angesprochen oder meine Mutter. Da lebte mein Großvater noch, ein alter Herr mit 85 Jahren, also die Zuteilung bekam er ja auch und dann waren es praktisch schon 18 Zigaretten. und ach der Süßstoff aus der Zuteilung und da waren dann auch schon Leute die genau wussten. Hier bei Frau Pötting, die rauchen nicht und die brauchen auch keinen Süßstoff, da kann ich schon wieder ein Stückchen Brot geben. Das hat sich dann schon untereinander so entwickelt. "
Wo die ersten Bahngleise repariert waren, entwickelte sich sofort ein reger Verkehr aufs Land.
Cent Velden: "Ein Hamsterzug sah im Allgemeinen so aus. Das waren denn diese Vorortzüge, Dampfzüge und in ner S-Bahn ist man dann hingefahren. An den Endpunkten der S-Bahnstrecken fingen dann die Vorzüge an. Erst einmal waren Trauben vom Menschen an den Bahnhöfen und wenn dann der Zug ankam dann stürzte sich alles erst einmal auf die Züge und was reingehen konnte ging rein, kann man sich heute nicht mehr vorstellen, wie man gestanden hat. Dann hat man in dem Zug wirklich nicht umfallen können. "
Täglich zogen Tausende Stadtbewohner mit Tauschobjekten bepackt ins Grüne, um etwas Essbares zu bekommen.
Cent Velden: "War ja nachher auch dieser böse Ausspruch: Na ja nun können sich die Bauern die Teppiche, die sie haben auch in den Kuhstall legen. Alles was die Leute entbehren konnte haben sie ja dann auch zum Hamstern mitgenommen. "
Gute Kontakte zu Bauern waren für Großstadtbewohner jetzt ein großer Vorteil. Die 19-jährige Helga Cent Velden hatte sogar sehr gute Kontakte
Cent Velden: "Dann war ich in einer zweiklassigen Landschule. Jede Woche bin ich dann zu einem der Bauern mittags und abends zum Essen gegangen. Und wie das dann so ist, wir ham geredet, ich war ja Lehrerin, war damals selbst als Jungelehrerin war man ja wer. Als Lehrerin hatte man immer einen besonderen Status und hab dann erzählt und bald waren mir die Bewohner wohlgesonnen. Und kam dann gefragt mein Vater was der macht und dann ging es um Hufnägel um Nägel…. Ob denn mein Vater das besorgen könnte, unter anderem hatte ich dann mal eine Zentrifuge. Das heb ich mit rausgenommen und das habe ich dann umgetauscht und dann hat man mir dafür Lebensmittel gegeben. "
Naß: "Die kuriosesten Dinge. Selbst die Fensterscheiben, also irgendwo Pappe, damit erst mal die Kälte nich reinkam. Also so ganz banale Dinge. Wenn einer sechs Taschentücher hatte und brauchte nur eins. Dann hat er die anderen fünf eingetauscht oder ne Hose oder Verbandsmaterial oder ein Laken. "
Diejenigen, die bei den Bombenangriffen Wohnung und Besitz verloren hatten, konnten allerdings wenig anbieten. Doch auch wer nichts gerettet hatte, bekam durch die amtliche Lebens- und Genussmittelzuteilung zumindest ein wenig Tauschware in die Hand. Darunter auch das begehrteste Zahlungsmittel dieser Tage: Zigaretten. Der spätere Kunstsammler und Mäzen Heinz Berggruen kam damals als amerikanischer Soldat nach Deutschland. und verfügte somit über das begehrte Gut.
Berggruen: "Es hatte was gespentisches. Das spürte man im täglichen Umgang. Zum Beispiel das Zigarettenrauchen. Die Menschen waren süchtig in einer Weise. Und die sind dann wirklich Kilometer gelaufen um eine Schachtel zu einem idiotischen Preis zu ergattern. Oder die sich in den Straßen von München nach Stummeln gebückt haben, also würdig aussehende Leute und ältere Menschen. Das war eine Noterscheinung. "
Die großen Märkte waren das sichtbarste Zeichen der allgemeinen Tauschaktivität. Im Alltag bedeutender war jedoch der kleine Handel in der Nachbarschaft.
Naß: "Das war ja durch diese Enttrümmerung. Sie haben dann ja doch ein anderes Umfeld gehabt. Die haben zum Teil uns dann schon angesprochen oder meine Mutter. Da lebte mein Großvater noch, ein alter Herr mit 85 Jahren, also die Zuteilung bekam er ja auch und dann waren es praktisch schon 18 Zigaretten. und ach der Süßstoff aus der Zuteilung und da waren dann auch schon Leute die genau wussten. Hier bei Frau Pötting, die rauchen nicht und die brauchen auch keinen Süßstoff, da kann ich schon wieder ein Stückchen Brot geben. Das hat sich dann schon untereinander so entwickelt. "
Wo die ersten Bahngleise repariert waren, entwickelte sich sofort ein reger Verkehr aufs Land.
Cent Velden: "Ein Hamsterzug sah im Allgemeinen so aus. Das waren denn diese Vorortzüge, Dampfzüge und in ner S-Bahn ist man dann hingefahren. An den Endpunkten der S-Bahnstrecken fingen dann die Vorzüge an. Erst einmal waren Trauben vom Menschen an den Bahnhöfen und wenn dann der Zug ankam dann stürzte sich alles erst einmal auf die Züge und was reingehen konnte ging rein, kann man sich heute nicht mehr vorstellen, wie man gestanden hat. Dann hat man in dem Zug wirklich nicht umfallen können. "
Täglich zogen Tausende Stadtbewohner mit Tauschobjekten bepackt ins Grüne, um etwas Essbares zu bekommen.
Cent Velden: "War ja nachher auch dieser böse Ausspruch: Na ja nun können sich die Bauern die Teppiche, die sie haben auch in den Kuhstall legen. Alles was die Leute entbehren konnte haben sie ja dann auch zum Hamstern mitgenommen. "
Gute Kontakte zu Bauern waren für Großstadtbewohner jetzt ein großer Vorteil. Die 19-jährige Helga Cent Velden hatte sogar sehr gute Kontakte
Cent Velden: "Dann war ich in einer zweiklassigen Landschule. Jede Woche bin ich dann zu einem der Bauern mittags und abends zum Essen gegangen. Und wie das dann so ist, wir ham geredet, ich war ja Lehrerin, war damals selbst als Jungelehrerin war man ja wer. Als Lehrerin hatte man immer einen besonderen Status und hab dann erzählt und bald waren mir die Bewohner wohlgesonnen. Und kam dann gefragt mein Vater was der macht und dann ging es um Hufnägel um Nägel…. Ob denn mein Vater das besorgen könnte, unter anderem hatte ich dann mal eine Zentrifuge. Das heb ich mit rausgenommen und das habe ich dann umgetauscht und dann hat man mir dafür Lebensmittel gegeben. "