Schwarzbuch zur Denkmalpflege: Lage ist "dramatisch"

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beklagt einen schleichenden Verlust historischer Bauten. Die Lage sei dramatisch, erklärte Stiftungsvorstand Steffen Skudelny in Berlin bei der Vorstellung des ersten Schwarzbuches der Denkmalpflege. Demnach wurden 2023 mindestens 565 Bauten von Denkmallisten gestrichen oder abgerissen, im vergangenen Jahr waren es 455. Abgerissen wurden etwa die 1927 errichtete „Siedlung Möhrenstieg“ in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt und die 1904 errichtete Radrennbahn Reichelsdorfer Keller in Nürnberg. In Bützow in Mecklenburg-Vorpommern wurde das letzte von vier benachbarten Fachwerkhäusern aus dem 18. Jahrhundert abgerissen. Die Autoren des Schwarzbuches fordern deshalb eine bundesweite Erfassung des Denkmalbestandes. Bislang fehlten einheitliche Standards, heißt es. Abrissvorhaben und Streichungen von der Denkmalliste müssten künftig verbindlich und „transparent“ veröffentlicht werden. Es wird außerdem auf die schlechte Ausstattung vieler Denkmalschutzbehörden in Kommunen und Landkreisen sowie auf eine Schwächung gesetzlicher Vorgaben hingewiesen. Dabei seien historische Bauten als touristische Anziehungspunkte ein Wirtschaftsfaktor, so Skudelny. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn ist die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland. Sie fördert dank zahlreicher Spender rund 600 Projekte jährlich.