Schwanger mit 15
Die schwedische Autorin Katarina von Bredow hat mit ihrem Jugendroman „Wie ich es will“ erneut ein Buch geschrieben, das offen die Gefühle und die Sexualität von Jugendlichen anspricht. „Ihre einfühlsamen, fesselnden Schilderungen stürmischer Teenagergefühle machen süchtig“, lobte die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“.
Es hat seine guten Gründe, dass in Jugendbüchern das Thema Schwangerschaft bei Jugendlichen „in“ ist. Für manche Autoren spielt dabei sicher der Wunsch eine wichtige Rolle, ihre jungen Leser zu informieren, zu beraten und vielleicht auch zu warnen. Dazu kommt aber, dass eine Schwangerschaft die üblichen Probleme der Pubertät ja noch einmal extrem potenziert. Das heißt, diese Situation ist psychologisch so kompliziert und damit auch literarisch so ergiebig wie kaum eine andere.
Jessica ist 15 und total verliebt in Arvid. Bei einer Party reden sie zum ersten Mal länger mit einander, trinken zu viel, tanzen, knutschen und landen schließlich im Ehebett der Gastgeber. Als sich nach ein paar Wochen herausstellt, dass Jessica schwanger ist, weicht ihre glückliche Verliebtheit sofort bohrenden Fragen und nagenden Ängsten. Wochenlang trägt sie ihr Gefühlschaos einsam mit sich herum, bis sie sich traut, darüber zu reden. Und ganz langsam reift in ihr der Entschluss, das Kind zu behalten.
Doch leichter wird dadurch vorerst gar nichts: Die beste Freundin hat keinerlei Verständnis für diese Entscheidung und es kommt zum Bruch. Jessicas Mutter, Veganerin und vehemente Tierschützerin, fordert den Schwangerschaftsabbruch. Arvid zieht sich überfordert zurück und seine Eltern argumentieren kühl juristisch. Nur eine Hebamme hört dem jungen Mädchen wirklich zu und macht ihm Mut zu einem eigenständigen Entschluss. Den vielen vernünftigen Argumenten gegen das Kind kann Jessica aber nur ihr Gefühl entgegensetzen, sie droht, an dieser Entscheidung über Leben und Tod – wie sie es sieht – zu zerbrechen.
Katarina von Bredow hat diese schwierige Geschichte in eine wohltuend unprätentiöse Sprache verpackt. So bedrängend Jessicas Ängste, Fragen, Selbstzweifel sind, sie kommen niemals pathetisch oder wehleidig daher. Ihr schwerer Weg zur Entscheidung, das Baby zu bekommen, ist fast schmerzhaft sensibel nachgezeichnet, doch ein unangestrengt-leichter Erzählton verhindert das Abgleiten ins Dramatische. Und je weiter die Schwangerschaft sich entwickelt, desto behutsamer und schöner werden Gesten und Bilder.
Wobei kleine Schwächen nicht verschwiegen werden sollen: Die Reaktionen von Jessicas Mutter und Arvids Eltern wirken in ihrer Lieblosigkeit und Egozentrik doch leicht schematisch, und die Figur des rettenden Engels in Gestalt der Mutter der besten Freundin etwas zu verständnisvoll. Doch die Diskussionen zeigen, wie unmenschlich gerade die sich aufgeklärt gebende Forderung nach einer „schnellen Problemlösung“ ist.
Katarina von Bredows Sinn für Gerechtigkeit beeindruckt: Jeder Betroffene hat die Chance auf seine Sicht der Dinge, was bis zum Schluss für Spannung sorgt. Jessica reift an ihrer Situation, setzt sich durch und lernt mit den Beschwerlichkeiten der Schwangerschaft zu leben. Sie weiß, „wie ich es will“, und vor allem: wer sie sein will. Das ermöglicht diesem beunruhigenden Roman ein hoffnungsvolles Ende. Aber kein billiges Happy End!
Besprochen von Sylvia Schwab
Katarina von Bredow: „Wie ich es will“,
aus dem Schwed. von Maike Dörries,
Beltz & Gelberg, Weinheim 2009, 272 Seiten, 14,95 EUR
Jessica ist 15 und total verliebt in Arvid. Bei einer Party reden sie zum ersten Mal länger mit einander, trinken zu viel, tanzen, knutschen und landen schließlich im Ehebett der Gastgeber. Als sich nach ein paar Wochen herausstellt, dass Jessica schwanger ist, weicht ihre glückliche Verliebtheit sofort bohrenden Fragen und nagenden Ängsten. Wochenlang trägt sie ihr Gefühlschaos einsam mit sich herum, bis sie sich traut, darüber zu reden. Und ganz langsam reift in ihr der Entschluss, das Kind zu behalten.
Doch leichter wird dadurch vorerst gar nichts: Die beste Freundin hat keinerlei Verständnis für diese Entscheidung und es kommt zum Bruch. Jessicas Mutter, Veganerin und vehemente Tierschützerin, fordert den Schwangerschaftsabbruch. Arvid zieht sich überfordert zurück und seine Eltern argumentieren kühl juristisch. Nur eine Hebamme hört dem jungen Mädchen wirklich zu und macht ihm Mut zu einem eigenständigen Entschluss. Den vielen vernünftigen Argumenten gegen das Kind kann Jessica aber nur ihr Gefühl entgegensetzen, sie droht, an dieser Entscheidung über Leben und Tod – wie sie es sieht – zu zerbrechen.
Katarina von Bredow hat diese schwierige Geschichte in eine wohltuend unprätentiöse Sprache verpackt. So bedrängend Jessicas Ängste, Fragen, Selbstzweifel sind, sie kommen niemals pathetisch oder wehleidig daher. Ihr schwerer Weg zur Entscheidung, das Baby zu bekommen, ist fast schmerzhaft sensibel nachgezeichnet, doch ein unangestrengt-leichter Erzählton verhindert das Abgleiten ins Dramatische. Und je weiter die Schwangerschaft sich entwickelt, desto behutsamer und schöner werden Gesten und Bilder.
Wobei kleine Schwächen nicht verschwiegen werden sollen: Die Reaktionen von Jessicas Mutter und Arvids Eltern wirken in ihrer Lieblosigkeit und Egozentrik doch leicht schematisch, und die Figur des rettenden Engels in Gestalt der Mutter der besten Freundin etwas zu verständnisvoll. Doch die Diskussionen zeigen, wie unmenschlich gerade die sich aufgeklärt gebende Forderung nach einer „schnellen Problemlösung“ ist.
Katarina von Bredows Sinn für Gerechtigkeit beeindruckt: Jeder Betroffene hat die Chance auf seine Sicht der Dinge, was bis zum Schluss für Spannung sorgt. Jessica reift an ihrer Situation, setzt sich durch und lernt mit den Beschwerlichkeiten der Schwangerschaft zu leben. Sie weiß, „wie ich es will“, und vor allem: wer sie sein will. Das ermöglicht diesem beunruhigenden Roman ein hoffnungsvolles Ende. Aber kein billiges Happy End!
Besprochen von Sylvia Schwab
Katarina von Bredow: „Wie ich es will“,
aus dem Schwed. von Maike Dörries,
Beltz & Gelberg, Weinheim 2009, 272 Seiten, 14,95 EUR