Schwache Knochen und starke Bilder

Gespräch mit DGK-Geschäftsführerin Barbara von Stackelberg |
Etwa sechs Millionen Deutsche leiden an Osteoporose, und viele wissen es gar nicht. Das Leid, das hinter dieser Krankheit steckt, bleibt von Außenstehenden meist unbemerkt. Um mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu erregen, bat die Geschäftsführerin des Deutschen Grünen Kreuzes, Barbara von Stackelberg, den italienischen Starfotografen Oliviero Toscani um Mithilfe.
Toscani, Starfotograf mit Weltruhm und ehemaliger Kreativchef von Benetton, sagte zu und fotografierte 24 Osteoporosepatienten nackt. Diese beeindruckenden Bilder sind nun erstmals in Deutschland zu sehen.

"Osteoporose ist eine Volkskrankheit", sagte von Stackelberg in Fazit. Sie glaubt, dass Toscani, der auch schon mal Fotos von HIV-Infizierten in einer Benetton-Werbung unterbrachte, die richtige Sensibilität für das Thema mitbringt, weil er "die Würde der Fotografierten bewahrt".

1999 traf sich Toscani mit 24 Osteoporosepatientinnen und -patienten aus der ganzen Welt, darunter auch vier aus Deutschland, in einem Studio im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Dort entstanden die gleichzeitig kunstvollen und schockierenden Aktaufnahmen.

Bei den Aufnahmen gab es laut von Stackelberg mehrere Regeln, die Toscani aufstellte: Bei den Modellen sollte es keine Schatten geben, die Aufnahmen sollten "gnadenlos alles" zeigen, die Modelle durften nicht geschminkt werden und keinen Schmuck tragen.

Die Aktaufnahmen zeigen Frauen und Männer im Alter zwischen 25 und 92 Jahren, die an Osteoporose erkrankt sind. Messerscharf sind in den 2,80 Meter hohen Ganzkörperfotos alle Spuren festgehalten, die der Knochenschwund hinterlassen hat. Die Ausstellung liefert außerdem Fakten zur Krankheit und zeigt Porträtfotos der mutigen Menschen, die Toscani Modell gestanden haben.

Öffentlich gezeigt wurde die Ausstellung erstmals zum Weltosteoporosetag am 20. Oktober 2001 im Museo Pigorini in Rom. In der Folge tourte sie durch Europa und machte Station unter anderem in Lissabon, Madrid, Brüssel, Oslo, Stockholm, Helsinki und Kopenhagen.

Ab dem 19. Mai ist die Ausstellung nun in Berlin zu sehen.

Toscanis Bilder machen der Öffentlichkeit klar, was es heißt, an Osteoporose erkrankt zu sein. Sie machen deutlich, dass es keineswegs allein eine Krankheit alter Frauen ist. Osteoporose betrifft alle, junge Menschen genauso wie alte, Männer ebenso wie Frauen. Und: die Zahlen der Erkrankten werden sich in den nächsten 20 Jahren in Europa laut einer UNO-Studie verdoppeln!

Service:
Die Ausstellung ist vom 19. Mai bis 12. Juni 2005 im Umspannwerk Humboldt,Kopenhagenerstraße 57, Berlin-Prenzlauer Berg, täglich von 11 bis 21 Uhr zu sehen.
Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter Deutsches Grünes Kreuz e.V.