Schulstart

Wer unterrichtet die ukrainischen Kinder?

07:55 Minuten
An einer Tafel im Klassenzimmer steht "Herzlich Willkommen", daneben hängt eine Schultüte.
"In der Flüchtlingssituation 2015 konnten wir mit konstanteren Zahlen planen“, sagt Gudrun Wolters-Vogeler vom Allgemeinen Schulleitungsverand Deutschland. © imago-images / Kirchner-Media / Christopher Neundorf
Gudrun Wolters-Vogeler im Gespräch mit Dieter Kassel · 19.08.2022
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150.000 ukrainische Kinder und Jugendliche sind mit ihren Eltern oder sogar allein nach Deutschland geflohen und sollen jetzt in die Schule gehen. Eine riesige Aufgabe angesichts von Planungsunsicherheit, Sprachbarrieren und Lehrermangel.
Immer mehr Bundesländer starten ins neue Schuljahr, doch vielen Schulen ist immer noch nicht klar, wie viele ukrainische Schülerinnen und Schüler sie aufnehmen sollen. An der Hamburger Grundschule "An der Haake", die Gudrun Wolters-Vogeler leitet, gab es zwar nur eine entsprechende Neuanmeldung. Doch die Zahlen variierten je nach Schule stark, berichtet die Schulleiterin und Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland. Zudem gebe es eine große Fluktuation, weil Familien wieder in die Ukraine zurückkehrten oder den Wohnort und damit auch die Schule wechselten.

„Das ist anders als 2015"

„Das ist anders als in der Flüchtlingssituation 2015, wo wir mit konstanteren Zahlen planen konnten“, sagt Wolters-Vogeler. Damals sei klar gewesen, dass die Familien und damit die Schülerinnen und Schüler größtenteils in Deutschland bleiben und Deutsch lernen würden.
Das sei dieses Mal unklar: Einige Eltern würden ihre Kinder gern weiter auf Ukrainisch unterrichten lassen, weil sie möglichst bald in die Heimat zurückkehren wollen. Andere wollen in Deutschland bleiben. Ihre Kinder sollen deswegen Deutsch lernen: „Die Erwartungen, die ans Schulsystem gestellt werden, sind divergent“, sagt Wolters-Vogeler.
Zu dieser Planungsunsicherheit komme noch der sich immer weiter verschärfende Lehrermangel an den deutschen Schulen hinzu: „Wie finden wir dafür geeignetes Personal, wenn wir schon für den Grundunterricht nicht genug Personal finden?“, sorgt sich die Schulleiterin.

Zu wenig psychologische Betreuung

Ukrainische Lehrkräfte gebe es ohnehin keine – „und wenn, können wir nicht kontrollieren, was sie im Unterricht tun, weil wir ja nicht verstehen, was da passiert.“ Das Pendeln zwischen zwei Schulkulturen und die Unbeständigkeit sei für die Kinder eine große Herausforderung, betont Wolters-Vogeler. Um die Kinder aufzufangen, brauche es Therapeuten und mehr Pädagogen.

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