Schulschluss
Von Claudia van Laak · 31.05.2008
Melden sich zu wenig Schüler an, müssen die Schulen aufgeben: Seit der Gründung des Landes Brandenburg vor 18 Jahren wurden aus Schülermangel mittlerweile mehr als ein Drittel der Bildungseinrichtungen geschlossen. Besonders Schulen auf dem Land sind betroffen.
"Bleib immer fröhlich und gesund, wir gratulieren Dir."
Ein Gedicht für den Bürgermeister von Lehnin - eigentlich ein schöner Tag für Bernd Kreykenbohm, er wird 50 Jahre alt. Doch nach Feiern ist dem Bürgermeister nicht zumute. Er hat gerade die Nachricht bekommen, dass die einzige weiterführende Schule seiner Gemeinde nach den Sommerferien keine siebte Klasse einrichten kann.
"Wir sind relativ enttäuscht. Dass wir jetzt so abserviert werden, damit haben wir nicht gerechnet, das sitzt tief."
Nur 13 Eltern haben ihre Kinder in der Bettina-von-Armin-Gesamtschule angemeldet. 24 müssten es mindestens sein. Zum zweiten Mal kann an der Schule keine siebte Klasse eingerichtet werden, damit scheint das Aus besiegelt. Lehrer und Eltern sind entsetzt.
"Ist schon ein Schlag, ist schon ein Schlag. Man lebt mit den Kindern."
"Mir geht es gar nicht gut. Das kam jetzt auch ein bisschen überraschend. Also, wir haben gehofft. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die siebte nicht eröffnet wird."
"Man ist so verbunden mit dem Ort, und eigentlich verstehe ich die Eltern nicht, die sich gegen eine Schule entscheiden, die vor Ort ist. Es kann nicht jeder auf das Gymnasium gehen, und eigentlich werden auf dem Gymnasium Kinder genommen, die da gar nicht hingehören, und das ist etwas, was ich nicht begreife."
"Hier wurde viel reingesteckt, das Umfeld ist optimal. Angefangen von der Super-Turnhalle über die Mensa, Busbahnhof-Anbindung."
In der Tat: Insgesamt 2,5 Millionen Euro von Bund, Land und Kommune sind in den letzten Jahren in den Schulstandort Lehnin investiert worden. Diese Steuergelder seien nicht verschwendet, betont das Potsdamer Bildungsministerium. Das Geld aus dem Ganztagsschulprogramm des Bundes sei für den Ausbau der Grundschule, nicht für die Gesamtschule bewilligt worden. Doch Turnhalle und Mensa nutzen beide Schulen gemeinsam. Sollte die Gesamtschule demnächst schließen, bleibt die Kommune auf ihren Schulden sitzen. Schulleiter Dirk Lenius blickt wenig motiviert in die Zukunft:
"Kein schönes Arbeiten: Innovativ wird nichts mehr kommen. Wir wollten in diesem Jahr mit Ganztag beginnen, wir hatten die Genehmigung vom Bildungsministerium, aber nur unter der Voraussetzung, eine siebte Klasse einrichten zu können, so dass diese Konzepte auch umsonst geschrieben worden sind. Für die Gemeinde bricht eigentlich ein kulturelles Zentrum weg."
Potsdams Bildungsministerium delegiert die notwendigen Schulschließungen an die Eltern. Werden bestimmte Mindestschülerzahlen nicht erreicht, können keine ersten oder siebten Klassen eingerichtet werden. Die Schule blutet aus, wird letztendlich geschlossen. Eine weitere Regel des Ministeriums: Brandenburgs Schulen müssen zweizügig sein. Bildungsminister Holger Rupprecht, SPD:
"Denn wir haben 15 Fächer abzudecken in der Sekundarstufe eins. Und wenn sie nur fünf Lehrer an der Schule haben, und das wäre so an einer einzügigen Schule, die nur vier Jahrgangsstufen umfassen, dann können Sie sicher sein, dass da Leute Unterricht erteilen, die dafür nicht ausgebildet wurden. Das wollte ich nicht."
In Mecklenburg-Vorpommern dagegen existieren einzügige Schulen. Auch dort findet guter Unterricht statt, meint Dirk Lenius, Schulleiter der von der Schließung bedrohten Gesamtschule Lehnin.
"Ich denke schon, dass auch in einer einzügigen Schule eine sehr gute Qualität gemacht werden kann. Es ist relativ egal, ob ich zwei Klassen mit zwölf Kindern habe oder eine Klasse mit 25 oder 26 Kindern."
Auf Druck des Koalitionspartners CDU hat das SPD-geführte Bildungsministerium die Hürden für den Übergang von der sechsjährigen Grundschule zur weiterführenden Schule gesenkt. So konnten in diesem Jahr 26 weiterführende Schulen auf dem Land gerettet werden. Zehn sind von der Schließung bedroht - darunter auch die Gesamtschule in Lehnin.
Ein Gedicht für den Bürgermeister von Lehnin - eigentlich ein schöner Tag für Bernd Kreykenbohm, er wird 50 Jahre alt. Doch nach Feiern ist dem Bürgermeister nicht zumute. Er hat gerade die Nachricht bekommen, dass die einzige weiterführende Schule seiner Gemeinde nach den Sommerferien keine siebte Klasse einrichten kann.
"Wir sind relativ enttäuscht. Dass wir jetzt so abserviert werden, damit haben wir nicht gerechnet, das sitzt tief."
Nur 13 Eltern haben ihre Kinder in der Bettina-von-Armin-Gesamtschule angemeldet. 24 müssten es mindestens sein. Zum zweiten Mal kann an der Schule keine siebte Klasse eingerichtet werden, damit scheint das Aus besiegelt. Lehrer und Eltern sind entsetzt.
"Ist schon ein Schlag, ist schon ein Schlag. Man lebt mit den Kindern."
"Mir geht es gar nicht gut. Das kam jetzt auch ein bisschen überraschend. Also, wir haben gehofft. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die siebte nicht eröffnet wird."
"Man ist so verbunden mit dem Ort, und eigentlich verstehe ich die Eltern nicht, die sich gegen eine Schule entscheiden, die vor Ort ist. Es kann nicht jeder auf das Gymnasium gehen, und eigentlich werden auf dem Gymnasium Kinder genommen, die da gar nicht hingehören, und das ist etwas, was ich nicht begreife."
"Hier wurde viel reingesteckt, das Umfeld ist optimal. Angefangen von der Super-Turnhalle über die Mensa, Busbahnhof-Anbindung."
In der Tat: Insgesamt 2,5 Millionen Euro von Bund, Land und Kommune sind in den letzten Jahren in den Schulstandort Lehnin investiert worden. Diese Steuergelder seien nicht verschwendet, betont das Potsdamer Bildungsministerium. Das Geld aus dem Ganztagsschulprogramm des Bundes sei für den Ausbau der Grundschule, nicht für die Gesamtschule bewilligt worden. Doch Turnhalle und Mensa nutzen beide Schulen gemeinsam. Sollte die Gesamtschule demnächst schließen, bleibt die Kommune auf ihren Schulden sitzen. Schulleiter Dirk Lenius blickt wenig motiviert in die Zukunft:
"Kein schönes Arbeiten: Innovativ wird nichts mehr kommen. Wir wollten in diesem Jahr mit Ganztag beginnen, wir hatten die Genehmigung vom Bildungsministerium, aber nur unter der Voraussetzung, eine siebte Klasse einrichten zu können, so dass diese Konzepte auch umsonst geschrieben worden sind. Für die Gemeinde bricht eigentlich ein kulturelles Zentrum weg."
Potsdams Bildungsministerium delegiert die notwendigen Schulschließungen an die Eltern. Werden bestimmte Mindestschülerzahlen nicht erreicht, können keine ersten oder siebten Klassen eingerichtet werden. Die Schule blutet aus, wird letztendlich geschlossen. Eine weitere Regel des Ministeriums: Brandenburgs Schulen müssen zweizügig sein. Bildungsminister Holger Rupprecht, SPD:
"Denn wir haben 15 Fächer abzudecken in der Sekundarstufe eins. Und wenn sie nur fünf Lehrer an der Schule haben, und das wäre so an einer einzügigen Schule, die nur vier Jahrgangsstufen umfassen, dann können Sie sicher sein, dass da Leute Unterricht erteilen, die dafür nicht ausgebildet wurden. Das wollte ich nicht."
In Mecklenburg-Vorpommern dagegen existieren einzügige Schulen. Auch dort findet guter Unterricht statt, meint Dirk Lenius, Schulleiter der von der Schließung bedrohten Gesamtschule Lehnin.
"Ich denke schon, dass auch in einer einzügigen Schule eine sehr gute Qualität gemacht werden kann. Es ist relativ egal, ob ich zwei Klassen mit zwölf Kindern habe oder eine Klasse mit 25 oder 26 Kindern."
Auf Druck des Koalitionspartners CDU hat das SPD-geführte Bildungsministerium die Hürden für den Übergang von der sechsjährigen Grundschule zur weiterführenden Schule gesenkt. So konnten in diesem Jahr 26 weiterführende Schulen auf dem Land gerettet werden. Zehn sind von der Schließung bedroht - darunter auch die Gesamtschule in Lehnin.