Schulreformen wirken sich erst in zehn Jahren aus

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, sieht die jüngste Pisa-Studie noch nicht als Beweis für bessere Leistungen an deutschen Schulen. Es zeigten sich zwar geringe Verbesserungen, aber Ergebnisse durch schulische Reformen würden erst in zehn Jahren sichtbar.
Nach wie vor sei eine Ursache für den schlechten Bildungsstand vieler Schüler das Migrantenproblem, sagte er am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Lenzen wörtlich: "Die Tatsachse, dass nur 50 Prozent aller türkischen Kinder mit 15 Jahren dominant deutsch sprechen und dass 20 Prozent fast gar kein deutsch sprechen, ist eine katastrophale Message."

Auf die Frage, ob unser Bildungssystem sozial selektiere, sagte er, diese Erkenntnis sei nicht neu, aber man dürfe hier nichts falsch interpretieren. Bildung habe mit arm und reich nichts zu tun. Dass in einem "bildungsfernen Milieu" weniger Schüler das Abitur machen sei klar, aber das bedeute nicht, dass der Einzelne keine Chance habe.

Der Erziehungswissenschaftler verlangte eine durchgreifende und möglichst einheitliche Reform in der Bildungspolitik. In den Bundesländern passiere viel Unterschiedliches. "Was uns fehlt ist eine Linie, die die Nation zusammenfasst."

Einen finanziellen Rückzug des Bundes aus der Bildung, wie er zurzeit in den Koalitionsverhandlungen diskutiert wird, bezeichnete er als äußerst problematisch. Dann könnten sich die Länder ebenfalls zurückziehen.