Wo Schüler lernen, die Welt zu gestalten
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Beim Homeschooling führt der Kunstunterricht wie in der Schule selbst oft ein Nischendasein. Dabei könne man über die Kunst im Kleinen besonders gut lernen, wie sich die Welt verändern lasse, sagt die freischaffende Künstlerin Ute Reeh.
Das Thema Homeschooling ist mit der Corona-Krise groß geworden. Mal klappt es besser mit den Rechenaufgaben oder dem Vokabeltraining, mal schlechter. Was aber häufig vergessen wird – und zwar nicht nur in der Corona- Krise – ist der Kunstunterricht. Wie also könnte man aus Kunst in der Schule mehr als ein "Nebenfach" machen, wie die Kunst in das hierarchische Schulsystem einbauen?
Ute Reeh ist freischaffende Künstlerin und leitet seit mehr als 20 Jahren Projekte mit Schülern und Jugendlichen. Sie betont, dass man das Fach Kunst nicht losgelöst von der Schule als Ganzes betrachten könne. Kernaufgabe sei es, dieses System Schule als gestaltbar zu erfahren. Das gelinge vor allem durch kleine Projekte. An ihnen werde häufig deutlich, "woran das System krankt", sagt Reeh.
Die Toilette als Kunstwerk
Ihr erstes Projekt sei zum Beispiel immer noch eines ihrer Lieblingsprojekte, erzählt Reeh. In einer großen Schule habe sie sich mit einer Gruppe Schülern mit den Toiletten beschäftigt, die "total kurz und klein gehauen waren". Sie habe diese zusammen mit Kindern renoviert. "Dieselben Menschen, die sich schlecht benommen haben, die wollten, dass es schön ist und dass man sich wohlfühlt und dass es gut riecht." Die Schülerinnen und Schüler hätten daraufhin die Wände mit schwarz-weißen Zeichnungen verschönert. Die Toiletten hätten danach "wie ein Kunstwerk" gewirkt.
Menschen, die immer nur sagen würden "man kann nichts tun, alles Schöne wird zerstört", würden häufig auch sagen, man könne die Gesellschaft nicht ändern. Die Aufgabe der Kunst in der Schule sei es dazu beizutragen, sich über die eigene Wirkungsmacht bewusst zu werden. Diesen kreativen Freiraum müsse man sich nehmen, sagt Reeh.
(sed)