Schuld und Sünde, Not und Pein
In den geistlichen Liedern der Karwoche geht es um Klage, Kummer und Trauer. Die beiden Lieder "Herzliebster Jesu" und "O Haupt voll Blut und Wunden" entstehen im Zeitalter des Barock, beide greifen jeweils eine ältere lateinische Vorlage auf und beide finden schließlich Eingang in Johann Sebastians berühmte Matthäus-Passion.
Musik:
"Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,
dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen?
Was ist die Schuld? In was für Missetaten
bist du geraten?"
Fragen markieren den Anfang des Liedtextes von Johann Heermann aus dem Jahre 1630. Neun seiner zahlreichen geistlichen Lieder findet man im aktuellen evangelischen Gesangbuch. Sie bestätigen: Heermann ist der bedeutendste Liederdichter zwischen Martin Luther und Paul Gerhardt.
Musik:
"Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen?
Ach, meine Sünden haben dich geschlagen;
ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet,
was du erduldet."
"Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden,
ein Mann voller Schmerzen,
mit Krankheit vertraut.
Aber er hat unsere Krankheit getragen
und unsere Schmerzen auf sich geladen. ...
Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm,
durch seine Wunden sind wir geheilt."
Diese Worte entstammen dem Buch des Propheten Jesaja, genauer: dem vierten Lied vom Gottesknecht. In der christlichen Tradition dienen sie seit jeher als Deutung des Schicksals Jesu von Nazareth.
Die Verse aus dem Alten Testament stehen ebenso im Hintergrund von Heermanns Passionsbetrachtung wie ein Gebet des bedeutenden mittelalterlichen Theologen Anselm von Canterbury. Vor dieser Folie entfaltet der schlesische Pfarrer und Dichter in 15 Liedstrophen das reformatorische Passionsverständnis: Jesus erleidet Missetaten und Plagen, weil die Menschen diese Strafen verdient haben, damit sie von ihnen befreit werden und auf dass sie ihm danken.
Dem heutigen, säkularisierten wie auch gläubigen Menschen ist eine Mitschuld am Tode Jesu kaum noch zu vermitteln. Trotzdem – oder gerade deshalb? – findet man von den 15 Strophen des Originals 11 im evangelischen, lediglich vier hingegen im katholischen Gesangbuch.
Die Melodie geht auf Johann Crüger zurück. Der ehemalige Kantor an der Berliner St. Nicolai-Kirche verwendet dafür einige Elemente einer älteren Genfer Psalmmelodie.
Musik:
"O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron’ ..."
"O Haupt voll Blut und Wunden ist das bekannteste deutschsprachige Passionslied und hat heute über alle Konfessionsgrenzen hinweg einen festen Platz in den Gesangbüchern der Kirchen."
Ansgar Franz, Professor für Liturgiewissenschaft und Homiletik in Mainz. Wie "Herzliebster Jesu" geht auch Paul Gerhardts berühmte Liedschöpfung auf eine lateinische Vorlage zurück. Die trägt den Titel "Salve caput cruentatum", zu Deutsch: "Sei gegrüßt, blutüberströmtes Haupt". Im 13. Jahrhundert war es üblich, nach und nach einzelne Glieder des am Kreuze Hängenden meditativ zu betrachten und zu besingen. Jeder Liedteil beginnt mit dem Grußwort "Salve" und fokussiert dann jeweils einen neuen Körperteil – etwa Jesu Gesicht.
Musik:
"Du edles Angesichte,
davor sonst schrickt und scheut
das große Weltgewichte,
wie bist du so bespeit!"
Die bekannte Melodie wurde um das Jahr 1600 von Hans Leo Hassler komponiert zum Text "Mein Gmüt ist mir verwirret, das macht ein Jungfrau zart". Elf Jahre später unterlegt dann Christoph Knoll der Melodie den geistlichen Text: "Herzlich tut mich verlangen nach einem selig End’". Und 1665 verfasst Paul Gerhard schließlich sein zehnstrophiges Passionslied.
"Viele Male habe ich Fehler gemacht und oft war ich verwirrt ..."
Der Beginn von "American Tune" ist das, ein Lied der Poplegenden Paul Simon und Art Garfunkel. Mit neuem, englischen Text kehrt die berühmte Tonfolge wieder in die säkulare Welt zurück. Ob Liebeslied oder Sterbelied, ob Passionslied oder Ausdruck der Nachdenklichkeit und Sehnsucht – stets klingt die alte Melodie von Hans Leo Hassler aktuell, angemessen und unverbraucht.
"Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,
dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen?
Was ist die Schuld? In was für Missetaten
bist du geraten?"
Fragen markieren den Anfang des Liedtextes von Johann Heermann aus dem Jahre 1630. Neun seiner zahlreichen geistlichen Lieder findet man im aktuellen evangelischen Gesangbuch. Sie bestätigen: Heermann ist der bedeutendste Liederdichter zwischen Martin Luther und Paul Gerhardt.
Musik:
"Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen?
Ach, meine Sünden haben dich geschlagen;
ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet,
was du erduldet."
"Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden,
ein Mann voller Schmerzen,
mit Krankheit vertraut.
Aber er hat unsere Krankheit getragen
und unsere Schmerzen auf sich geladen. ...
Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm,
durch seine Wunden sind wir geheilt."
Diese Worte entstammen dem Buch des Propheten Jesaja, genauer: dem vierten Lied vom Gottesknecht. In der christlichen Tradition dienen sie seit jeher als Deutung des Schicksals Jesu von Nazareth.
Die Verse aus dem Alten Testament stehen ebenso im Hintergrund von Heermanns Passionsbetrachtung wie ein Gebet des bedeutenden mittelalterlichen Theologen Anselm von Canterbury. Vor dieser Folie entfaltet der schlesische Pfarrer und Dichter in 15 Liedstrophen das reformatorische Passionsverständnis: Jesus erleidet Missetaten und Plagen, weil die Menschen diese Strafen verdient haben, damit sie von ihnen befreit werden und auf dass sie ihm danken.
Dem heutigen, säkularisierten wie auch gläubigen Menschen ist eine Mitschuld am Tode Jesu kaum noch zu vermitteln. Trotzdem – oder gerade deshalb? – findet man von den 15 Strophen des Originals 11 im evangelischen, lediglich vier hingegen im katholischen Gesangbuch.
Die Melodie geht auf Johann Crüger zurück. Der ehemalige Kantor an der Berliner St. Nicolai-Kirche verwendet dafür einige Elemente einer älteren Genfer Psalmmelodie.
Musik:
"O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron’ ..."
"O Haupt voll Blut und Wunden ist das bekannteste deutschsprachige Passionslied und hat heute über alle Konfessionsgrenzen hinweg einen festen Platz in den Gesangbüchern der Kirchen."
Ansgar Franz, Professor für Liturgiewissenschaft und Homiletik in Mainz. Wie "Herzliebster Jesu" geht auch Paul Gerhardts berühmte Liedschöpfung auf eine lateinische Vorlage zurück. Die trägt den Titel "Salve caput cruentatum", zu Deutsch: "Sei gegrüßt, blutüberströmtes Haupt". Im 13. Jahrhundert war es üblich, nach und nach einzelne Glieder des am Kreuze Hängenden meditativ zu betrachten und zu besingen. Jeder Liedteil beginnt mit dem Grußwort "Salve" und fokussiert dann jeweils einen neuen Körperteil – etwa Jesu Gesicht.
Musik:
"Du edles Angesichte,
davor sonst schrickt und scheut
das große Weltgewichte,
wie bist du so bespeit!"
Die bekannte Melodie wurde um das Jahr 1600 von Hans Leo Hassler komponiert zum Text "Mein Gmüt ist mir verwirret, das macht ein Jungfrau zart". Elf Jahre später unterlegt dann Christoph Knoll der Melodie den geistlichen Text: "Herzlich tut mich verlangen nach einem selig End’". Und 1665 verfasst Paul Gerhard schließlich sein zehnstrophiges Passionslied.
"Viele Male habe ich Fehler gemacht und oft war ich verwirrt ..."
Der Beginn von "American Tune" ist das, ein Lied der Poplegenden Paul Simon und Art Garfunkel. Mit neuem, englischen Text kehrt die berühmte Tonfolge wieder in die säkulare Welt zurück. Ob Liebeslied oder Sterbelied, ob Passionslied oder Ausdruck der Nachdenklichkeit und Sehnsucht – stets klingt die alte Melodie von Hans Leo Hassler aktuell, angemessen und unverbraucht.