Schüler in der Filmjury
Cannes kann auch ganz anders. Neben den zahllosen Preisen von etablierten Jurys findet sich auch die "Ganz junge Kritik", die aus französischen und deutschen Jugendlichen besteht und in der Nebenreihe "Semaine de la Critique" einen wichtigen Preis vergeben darf.
Fatih Akin hatte sie auf dem Flughafen getroffen, die vier Schülerinnen der Primo Levi Oberschule aus Berlin-Pankow, die in Cannes zusammen mit weiteren 32 Gymnasiasten aus Deutschland und Frankreich die "Ganz Junge Kritik" bildeten. Sieben Filme aus der Nebenreihe "Semaine de la Critique" mussten gesehen und bewertet werden. Carolin, Christin, Verena und Judith sind in der zwölften Klasse und lernen seit sechs Jahren Französisch. Sie haben mit Andrea Hennings eine Französischlehrerin, die von Kino begeistert ist und ihren Schülerinnen empfahl, Filmkritiken zu schreiben, um sich für Cannes zu bewerben. Die Mädchen sind zwischen 17 und 19 und gehen in Berlin regelmäßig ins Kino. Verena und Carolin sahen in Cannes aber ganz andere Filme als sonst.
Verena: "Was wir hier sehen, das sind echt außergewöhnliche Filme und wir waren am Anfang auch überrascht, weil wir diese Art noch gar nicht richtig kannten, auch also, wie soll man das beschreiben, es sind eben ganz andere Filme. Teilweise merkt man, dass sie mit weniger Finanzierung auskamen..."
Carolin: "Teilweise auch sehr künstlerisch umgesetzt. Es wird viel mehr Wert auf die filmischen Mittel gesetzt als in Hollywood."
Nicht nur in Cannes gibt es deutsch-französische Jurys von Jugendlichen. Angefangen hatte alles vor drei Jahren auf der Berlinale. Weil man sich aber beim Deutsch-Französischen Jugendwerk immer sehr paritätisch gibt, wollte man auch in Frankreich bei einem Festival präsent sein. Da bot sich Cannnes an, allerdings nicht der Wettbewerb mit den großen Namen und eher kommerzielleren Filmen, wie Eva Sabine Kuntz, die Generalsekretärin des Deutsch-Französischen Jugendwerks, erklärt.
"Wir verfolgen natürlich im Jugendwerk immer auch pädagogische Ziele. Wir wissen auch, dass Kino Jugendliche begeistert, aber das wäre nicht der einzige Grund, das würde nicht reichen dafür, dass sich das Jugendwerk hier engagiert. Wir wissen, dass Kino zur Kultur gehört, dass es ganz viel aussagt über das Land, aus dem ein Film kommt, ganz viel erzählt über das Land, aus dem ein Film kommt, und den Jugendlichen viel beibringt über Land, Kultur, Sprache, über Sitten und Gebräuche, und deshalb haben wir uns dafür engagiert, und da ist natürlich diese Sparte sehr, sehr viel interessanter als die Mainstreamfilme."
Um sich zu bewerben, muss man Französisch sprechen und je eine Filmkritik verfassen. Erst eine Woche vor Abgabetermin kurz vor Ostern entschieden sich die vier Berlinerinnen dazu, es zu probieren. Sie schrieben ein kleines Filmheft mit Kritiken über "Das Parfum", "Little Miss Sunshine", "Ray" und "Smoking Aces" und wurden eingeladen. Den Hobbykritikerinnen fiel es nicht immer leicht, täglich eine Kritik zu verfassen, und sie merkten auch, dass es sich manchmal lohnt, eine Nacht über einen Film zu schlafen. Christin fiel an der Croisette schon auf, dass Film viel wichtiger genommen wird als zu Hause in Berlin.
"Wir haben von den französischen Gruppen gehört, dass sie richtig 'Cinema' als Unterrichtsfach haben. Wir haben auch wirklich die Kritiken gelesen und bemerkt, sie beurteilen die Filme auch ganz anders als wir. Das hat n viel größeren Stellenwert. Wir haben da vielleicht nicht so ein Bewusstsein dafür, keine Ahnung, aber das haben wir gemerkt. Auch hier in Cannes, dass es hier wirklich ne größere Rolle spielt als bei den Berlinalen, auch wenn wir so etwas Ähnliches haben."
Während in Deutschland tagelange Konferenzen veranstaltet werden unter so klingenden Überschriften wie "Kino macht Schule" oder aber auch ein Filmkanon verabschiedet wurde, der nicht viel brachte, wird in Frankreich im Unterricht ganz gezielt mit DVDs gearbeitet, deren Bonusmaterial sich direkt an Lehrer wendet. Andrea Hennings, die Französischlehrerin der vier Berliner Schülerinnen, sieht zumindest für Berlin die Möglichkeit, Film im Fremdsprachenunterricht einen größeren Raum zu bieten.
"In dem neuen Berliner Lehrprogramm ist Film tatsächlich ein gleichwertiges Medium wie Literatur und soll auch mit allen analytischen Mitteln erschlossen werden, zumindest soll das den Schülern vermittelt werden. Ich weiß aber auch vom Austausch mit Kollegen her, dass man da bisher relativ wenig Grundlagen hat. Manche finden es auch schade, dass die Literatur so verdrängt wird. Wir sind also eher für eine Parallelbehandlung von beidem."
Anders als in den Vorjahren zeigte sich die etablierte Filmkritik vom diesjährigen Jubiläumsjahrgang in Cannes sehr angetan. Und doch könnten sich viele Kritiker, die seit Jahren keine Filme mehr mit einem normalen Publikum gesehen haben, vom natürlichen Enthusiasmus der jungen Kritiker inspirieren lassen. Gerade weil Französischunterricht im Allgemeinen unter deutschen Jugendlichen nicht so beliebt ist, liegt das Deutsch-Französische Jugendwerk DFJW mit seinem Engagement richtig und korrigiert die filmischen Vorurteile auf beiden Seiten, wie Eva Sabine Kuntz bemerkt hat.
"Man kommt natürlich mit seinem eigenen Gepäck, das was man selbst kennt von zu Hause, und das ist in Deutschland anders als in Frankreich. Und die französischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen kennen von Deutschland, wenn überhaupt, dann nur die Filme von Fassbinder von Schlöndorff und sehen, dass sich da ganz viel getan hat in Deutschland. Die deutschen Jugendlichen kennen auch die Filme von der Nouvelle Vague angefangen bis heute, aber jeder kommt mit seinem Bild von zu Hause, schaut sich die Filme an und ist dann manchmal schon erstaunt, was sich im anderen Land getan hat und dass da plötzlich ein ganz anderes Bild von Frankreich, von Deutschland transportiert wird. Und das macht es spannend."
Verena: "Was wir hier sehen, das sind echt außergewöhnliche Filme und wir waren am Anfang auch überrascht, weil wir diese Art noch gar nicht richtig kannten, auch also, wie soll man das beschreiben, es sind eben ganz andere Filme. Teilweise merkt man, dass sie mit weniger Finanzierung auskamen..."
Carolin: "Teilweise auch sehr künstlerisch umgesetzt. Es wird viel mehr Wert auf die filmischen Mittel gesetzt als in Hollywood."
Nicht nur in Cannes gibt es deutsch-französische Jurys von Jugendlichen. Angefangen hatte alles vor drei Jahren auf der Berlinale. Weil man sich aber beim Deutsch-Französischen Jugendwerk immer sehr paritätisch gibt, wollte man auch in Frankreich bei einem Festival präsent sein. Da bot sich Cannnes an, allerdings nicht der Wettbewerb mit den großen Namen und eher kommerzielleren Filmen, wie Eva Sabine Kuntz, die Generalsekretärin des Deutsch-Französischen Jugendwerks, erklärt.
"Wir verfolgen natürlich im Jugendwerk immer auch pädagogische Ziele. Wir wissen auch, dass Kino Jugendliche begeistert, aber das wäre nicht der einzige Grund, das würde nicht reichen dafür, dass sich das Jugendwerk hier engagiert. Wir wissen, dass Kino zur Kultur gehört, dass es ganz viel aussagt über das Land, aus dem ein Film kommt, ganz viel erzählt über das Land, aus dem ein Film kommt, und den Jugendlichen viel beibringt über Land, Kultur, Sprache, über Sitten und Gebräuche, und deshalb haben wir uns dafür engagiert, und da ist natürlich diese Sparte sehr, sehr viel interessanter als die Mainstreamfilme."
Um sich zu bewerben, muss man Französisch sprechen und je eine Filmkritik verfassen. Erst eine Woche vor Abgabetermin kurz vor Ostern entschieden sich die vier Berlinerinnen dazu, es zu probieren. Sie schrieben ein kleines Filmheft mit Kritiken über "Das Parfum", "Little Miss Sunshine", "Ray" und "Smoking Aces" und wurden eingeladen. Den Hobbykritikerinnen fiel es nicht immer leicht, täglich eine Kritik zu verfassen, und sie merkten auch, dass es sich manchmal lohnt, eine Nacht über einen Film zu schlafen. Christin fiel an der Croisette schon auf, dass Film viel wichtiger genommen wird als zu Hause in Berlin.
"Wir haben von den französischen Gruppen gehört, dass sie richtig 'Cinema' als Unterrichtsfach haben. Wir haben auch wirklich die Kritiken gelesen und bemerkt, sie beurteilen die Filme auch ganz anders als wir. Das hat n viel größeren Stellenwert. Wir haben da vielleicht nicht so ein Bewusstsein dafür, keine Ahnung, aber das haben wir gemerkt. Auch hier in Cannes, dass es hier wirklich ne größere Rolle spielt als bei den Berlinalen, auch wenn wir so etwas Ähnliches haben."
Während in Deutschland tagelange Konferenzen veranstaltet werden unter so klingenden Überschriften wie "Kino macht Schule" oder aber auch ein Filmkanon verabschiedet wurde, der nicht viel brachte, wird in Frankreich im Unterricht ganz gezielt mit DVDs gearbeitet, deren Bonusmaterial sich direkt an Lehrer wendet. Andrea Hennings, die Französischlehrerin der vier Berliner Schülerinnen, sieht zumindest für Berlin die Möglichkeit, Film im Fremdsprachenunterricht einen größeren Raum zu bieten.
"In dem neuen Berliner Lehrprogramm ist Film tatsächlich ein gleichwertiges Medium wie Literatur und soll auch mit allen analytischen Mitteln erschlossen werden, zumindest soll das den Schülern vermittelt werden. Ich weiß aber auch vom Austausch mit Kollegen her, dass man da bisher relativ wenig Grundlagen hat. Manche finden es auch schade, dass die Literatur so verdrängt wird. Wir sind also eher für eine Parallelbehandlung von beidem."
Anders als in den Vorjahren zeigte sich die etablierte Filmkritik vom diesjährigen Jubiläumsjahrgang in Cannes sehr angetan. Und doch könnten sich viele Kritiker, die seit Jahren keine Filme mehr mit einem normalen Publikum gesehen haben, vom natürlichen Enthusiasmus der jungen Kritiker inspirieren lassen. Gerade weil Französischunterricht im Allgemeinen unter deutschen Jugendlichen nicht so beliebt ist, liegt das Deutsch-Französische Jugendwerk DFJW mit seinem Engagement richtig und korrigiert die filmischen Vorurteile auf beiden Seiten, wie Eva Sabine Kuntz bemerkt hat.
"Man kommt natürlich mit seinem eigenen Gepäck, das was man selbst kennt von zu Hause, und das ist in Deutschland anders als in Frankreich. Und die französischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen kennen von Deutschland, wenn überhaupt, dann nur die Filme von Fassbinder von Schlöndorff und sehen, dass sich da ganz viel getan hat in Deutschland. Die deutschen Jugendlichen kennen auch die Filme von der Nouvelle Vague angefangen bis heute, aber jeder kommt mit seinem Bild von zu Hause, schaut sich die Filme an und ist dann manchmal schon erstaunt, was sich im anderen Land getan hat und dass da plötzlich ein ganz anderes Bild von Frankreich, von Deutschland transportiert wird. Und das macht es spannend."