Schubert in New York

Das Ensemble Resonanz aus Hamburg ist für originelle Programmzusammenstellungen berühmt. Das Streicher-Ensemble bewegt sich in den Gefilden Alter Musik ebenso souverän wie in der Neuen Musik, und immer wieder kommt es dabei zu überraschenden Begegnungen und Querbeziehungen, von denen man bislang nichts wusste, ja nicht einmal etwas ahnte.
Das Konzert des Ensemble Resonanz am 31. Januar in der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg war ein solches Konzert. "Schubert in New York" war es überschrieben, und Kenner der Musikgeschichte mögen sich verwundert die Augen gerieben haben: der Wiener Komponist, früh verstorben im Alter von gerade einmal 31 Jahren, soll in New York gewesen sein?

War er natürlich nicht. Aber ein reizvolles Gedankenspiel ist es dennoch, sich zu überlegen, wie Schubert und die Avantgardisten der New York School miteinander korrespondieren. Und so zettelt das Programm "Schubert in New York" einen kühnen, die Kontinente und Jahrhunderte überwindenden Dialog an und bringt Werke von Franz Schubert mit der Musik von Morton Feldman, John Cage, Earl Brown und einigen weiteren Komponisten aus ihrem Umkreis in einen (mitunter ausgesprochen engen) Zusammenhang. "Das Programm beleuchtet den überaus bemerkenswerten Einfluss von Franz Schuberts Werken auf die New Yorker Schule und rückt unverwechselbare Aspekte seiner Kompositionen wie Atmosphäre und Gefühl in den Fokus", sagt der Dirigent Rupert Huber, der ebenfalls für seine originellen Programm-Ideen bekannt ist. Für "Schubert in New York" hat er das ChorWerk Ruhr, dessen künstlerischer Leiter er ist, nach Hamburg gebracht.

Chor und Ensemble begeben sich gemeinsam auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise, auf der die Musik Schuberts und der amerikanischen Avantgardisten nicht nur nacheinander, sondern teilweise auch gleichzeitig zu hören sind. Denn die "musikalische Installation", die sich Rupert Huber ausgedacht hat, belässt es nicht bei einem bloßen Nacheinander, sondern verdichtet den Dialog zur Gleichzeitigkeit des völlig Ungleichzeitigen. Ein Hör-Abenteuer ganz besonderer Art! "I met Heine on the Rue Fuerstenberg", so lautet der Titel eines Werks von Morton Feldman. Dass er Schubert in St. Jacobi getroffen haben könnte, scheint einem nach diesem Konzert viel naheliegender.




Hauptkirche St. Jacobi Hamburg
Aufzeichnung vom 31.01.2010


Franz Schubert
Ouvertüre c-Moll für Streichorchester D 8

Morton Feldman
"Christian Wolff in Cambridge" für gemischten Chor a cappella

Franz Schubert
Streichquartett Nr. 12 c-Moll D 703

John Cage
"Four 2" für vierstimmigen gemischten Chor

Franz Schubert
"Gesang der Geister über den Wassern" für Männerchor,
2 Violen, 2 Violoncelli und Kontrabass D 714


ca. 21:00 Konzertpause mit Nachrichten
"DirigentenWerkstatt des kritischen Orchesters"
Werkstattbericht von Julia Kaiser
"Gustav Mahler Dirigentenwettbewerb 2010 bei den Bamberger Symphonikern"
Wettbewerbsbericht von Stephan Hoffmann


Rupert Huber
"Schubert in New York"
Eine musikalische Installation mit folgenden Werken:

Franz Schubert
"Ständchen" für Tenor-Solo, Frauenchor und Klavier

Morton Feldman
"Chorus and Instruments II" für gemischten Chor und Instrumente

Christian Wolff
"Edges” for any number of Players, any number of instruments

James Tenney
"Swell Piece I” for any number of instruments
"A Rose is a Rose is a Round” für Sänger

Franz Schubert
Impromptu As-Dur op. 90 Nr. 4 für Klavier solo

John Cage
"One" für Klavier solo
"Solo for voice I" für Frauenstimme solo

Earle Brown
"4 Systems" für Klavier solo

Morton Feldman
"Only" für einstimmigen Frauenchor



ChorWerk Ruhr
Ensemble Resonanz
Leitung: Rupert Huber