Schrille Typen ohne schrille Töne
Der Kölner Schwulen-Chor bleibt im Gedächtnis - nicht nur wegen des ungewöhnlichen Namens, auch wegen der Bühnenoutfits. Der A capella-Chor singt Jazz genauso wie Mozart. Die Hälfte der Männer geht als Dragqueen, als Dame verkleidet, auf die Bühne.
"Schultern kreisen … schön durch die Nase ein und aus ... Kiefer locker und wieder gerade, Kopf in Nacken …"
Neun Männer in den besten Jahren machen sich und ihre Stimmbänder warm. Leger, aber adrett gekleidet, schlank und rank und gut durchtrainiert stehen sie im Ladenlokal "Jot Jelunge", in dem es Kostüme, Perücken und all das zu kaufen gibt, was "die moderne Tunte so braucht", wie es auf der Website heißt.
Die Stimmung ist gut, es wird gewitzelt und gefrotzelt. Frank Wöhrmann, als Musical-Darsteller der einzige Profi in diesem Laienchor, gestaltet die Aufwärmrunde.
"… durch die Nase einatmen, ausatmen …"
Dann übernimmt Thomas Wien-Pegelow das Einsingen der Soubretten. Einen Sopran - nichts anderes heißt Soubrette - gibt es hier natürlich nicht, nicht einmal einen hohen Tenor. Die meisten der Männer bewegen sich stimmlich im Bariton-Bereich. Im Berufsleben ist der Chorleiter Designer und Schneider, als Musiker Autodidakt.
Thomas Wien-Pegelow: "Als Kind habe ich Geige gespielt, mit zwölf wieder aufgehört wegen der Pubertät, das ist eigentlich alles. Ich singe seit 20 Jahren in Chören, ich bin irgendwann da reingewachsen, und als unser alter Chorleiter plötzlich aufhörte, habe ich ihn ersetzt und es ging."
"In der Mitte haben wir richtig schief gesungen, ihr habt schief gesungen …"
"Du warst viel zu tief …"
"Das kann gar nicht sein, also ich fand mich gut …"
Kritisch, aber unverkrampft wird eines der jüngsten Stücke besprochen, der bekannte Jazzstandard "Autumn Leaves" in einem anspruchsvollen Arrangement des Chorleiters. Nicht schlecht für einen Laienchor. Da haben die Soubretten wohl nach der wöchentlichen Chorprobe zu Hause weitergeübt.
"… dann wären wir besser, wir behaupten: ja, Thomas sagt: nein, Thomas sollte jetzt mal rausgehen …"
Thomas Wien-Pegelow: "Ich hätte gerne, dass sie üben, tun sie aber nicht. Ich komme zu Proben mit Stücken, die hat vorher keiner gehört, das wäre natürlich wünschenswert, wenn jeder sich vorbereiten würde, jeder das hören würde, das funktioniert aber nicht, wir sind nur ein Hobbychor, das würde sonst zu stressig."
Ein bisschen zerknirscht wirkt Thomas Wien-Pegelow schon angesichts seiner faulen Chorkollegen. Man sieht dem schmalen, blassen Mann – der sehr streng wirken kann – an, dass er seine Zeit nicht in der Muckibude verbringt, sondern zwischen Klavier und Computer.
Um neue Stücke rauszuhören und zu arrangieren. Außerdem gestaltet er die aufwendigen Bühnenkostüme – selbst genähte Kleider aus Tüll und Samt, mit Pailletten besetzt und Rüschen garniert. Die deutschen Texte stammen sämtlich von Manfred Wien, seinem langjährigen Partner und Ehemann:
"Wenn du die ganzen Texte siehst, das könnte auch eine Frauenband sein, aber viele der Texte werden erst auf der Bühne schwule Texte, fünf von den Männern gehen als Drag, das heißt, sie tragen lange Kleider, rote Perücken, ziemlich elegant und vier Männer gehen als Männer."
Als schwule Kleinkunst bezeichnen "Die Fetten Koketten Soubretten" das, was sie auf der Bühne präsentieren. Das sind nicht einfach nur Chorkonzerte. Um die Lieder herum wird eine Geschichte erzählt, vorgetragen von den Sängern in kleinen Moderationen und Zwischentexten.
"Das jüngste Programm heißt Abschussball, das spielt in einer Beerdigungssituation und es stellt sich heraus, dass irgendjemand unserer Freundinnen immer wieder die Ehemänner um die Ecke gebracht hat und das Geld eingesackt hat."
Die Kölner Soubretten sind in mancherlei Hinsicht ein etwas anderer Chor. Man muss auch nicht unbedingt schwul sein, um hier mitzumachen.
"Nein"
"Aber es hilft, kein anderer würde es aushalten!"
"Allein unsere Show schreckt Heteros ab …"
"Ich hab' zwei Heteromänner, die kommen nicht zum Konzert, damit können die nichts anfangen, meine Freundinnen kommen alle."
"Die Programme machen klar: Das Ganze ist sehr selbstironisch."
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
Neun Männer in den besten Jahren machen sich und ihre Stimmbänder warm. Leger, aber adrett gekleidet, schlank und rank und gut durchtrainiert stehen sie im Ladenlokal "Jot Jelunge", in dem es Kostüme, Perücken und all das zu kaufen gibt, was "die moderne Tunte so braucht", wie es auf der Website heißt.
Die Stimmung ist gut, es wird gewitzelt und gefrotzelt. Frank Wöhrmann, als Musical-Darsteller der einzige Profi in diesem Laienchor, gestaltet die Aufwärmrunde.
"… durch die Nase einatmen, ausatmen …"
Dann übernimmt Thomas Wien-Pegelow das Einsingen der Soubretten. Einen Sopran - nichts anderes heißt Soubrette - gibt es hier natürlich nicht, nicht einmal einen hohen Tenor. Die meisten der Männer bewegen sich stimmlich im Bariton-Bereich. Im Berufsleben ist der Chorleiter Designer und Schneider, als Musiker Autodidakt.
Thomas Wien-Pegelow: "Als Kind habe ich Geige gespielt, mit zwölf wieder aufgehört wegen der Pubertät, das ist eigentlich alles. Ich singe seit 20 Jahren in Chören, ich bin irgendwann da reingewachsen, und als unser alter Chorleiter plötzlich aufhörte, habe ich ihn ersetzt und es ging."
"In der Mitte haben wir richtig schief gesungen, ihr habt schief gesungen …"
"Du warst viel zu tief …"
"Das kann gar nicht sein, also ich fand mich gut …"
Kritisch, aber unverkrampft wird eines der jüngsten Stücke besprochen, der bekannte Jazzstandard "Autumn Leaves" in einem anspruchsvollen Arrangement des Chorleiters. Nicht schlecht für einen Laienchor. Da haben die Soubretten wohl nach der wöchentlichen Chorprobe zu Hause weitergeübt.
"… dann wären wir besser, wir behaupten: ja, Thomas sagt: nein, Thomas sollte jetzt mal rausgehen …"
Thomas Wien-Pegelow: "Ich hätte gerne, dass sie üben, tun sie aber nicht. Ich komme zu Proben mit Stücken, die hat vorher keiner gehört, das wäre natürlich wünschenswert, wenn jeder sich vorbereiten würde, jeder das hören würde, das funktioniert aber nicht, wir sind nur ein Hobbychor, das würde sonst zu stressig."
Ein bisschen zerknirscht wirkt Thomas Wien-Pegelow schon angesichts seiner faulen Chorkollegen. Man sieht dem schmalen, blassen Mann – der sehr streng wirken kann – an, dass er seine Zeit nicht in der Muckibude verbringt, sondern zwischen Klavier und Computer.
Um neue Stücke rauszuhören und zu arrangieren. Außerdem gestaltet er die aufwendigen Bühnenkostüme – selbst genähte Kleider aus Tüll und Samt, mit Pailletten besetzt und Rüschen garniert. Die deutschen Texte stammen sämtlich von Manfred Wien, seinem langjährigen Partner und Ehemann:
"Wenn du die ganzen Texte siehst, das könnte auch eine Frauenband sein, aber viele der Texte werden erst auf der Bühne schwule Texte, fünf von den Männern gehen als Drag, das heißt, sie tragen lange Kleider, rote Perücken, ziemlich elegant und vier Männer gehen als Männer."
Als schwule Kleinkunst bezeichnen "Die Fetten Koketten Soubretten" das, was sie auf der Bühne präsentieren. Das sind nicht einfach nur Chorkonzerte. Um die Lieder herum wird eine Geschichte erzählt, vorgetragen von den Sängern in kleinen Moderationen und Zwischentexten.
"Das jüngste Programm heißt Abschussball, das spielt in einer Beerdigungssituation und es stellt sich heraus, dass irgendjemand unserer Freundinnen immer wieder die Ehemänner um die Ecke gebracht hat und das Geld eingesackt hat."
Die Kölner Soubretten sind in mancherlei Hinsicht ein etwas anderer Chor. Man muss auch nicht unbedingt schwul sein, um hier mitzumachen.
"Nein"
"Aber es hilft, kein anderer würde es aushalten!"
"Allein unsere Show schreckt Heteros ab …"
"Ich hab' zwei Heteromänner, die kommen nicht zum Konzert, damit können die nichts anfangen, meine Freundinnen kommen alle."
"Die Programme machen klar: Das Ganze ist sehr selbstironisch."
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.