Schriftsteller Tom Hillenbrand

Vom Autojournalisten zum Krimiautor

35:32 Minuten
Autor Tom Hillenbrand liest am 2017 in Köln auf der Lit.Cologne, dem interationalen Literaturfest.
Tom Hillenbrand hat ein tägliches Ziel: Nicht weniger als 10.000 Zeichen müssen getippt werden. © picture alliance / Horst Galuschka
Moderation: Tim Wiese · 08.07.2020
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Jeden Tag muss Tom Hillenbrand 10.000 Zeichen zu Papier bringen. Das ist sein Ziel, egal ob er gerade einen Krimi, ein Sachbuch oder einen Science-Fiction-Roman schreibt. Danach hat er Zeit für die Familie, seinen Podcast oder Fantasy-Rollenspiele.
Obwohl er sich überhaupt nicht für Autos interessiert, leitete Tom Hillenbrand drei Jahre lang das Autoressorts bei "Spiegel Online". Und dieses Desinteresse für Fahrbares beförderte dann auch noch seine Karriere als Autor von Krimis und Science-Fiction-Romanen.
Er erklärt: "Ich hatte immer abgewrackte Karren, ich war nie im Verdacht so ein PS-Heini zu sein. Und als man mir den Job anbot, habe ich auch vorgebracht: 'Ich interessiere mich überhaupt nicht für Autos.' Und dann wurde mir gesagt: 'Genau deshalb möchten wir, dass du das machst.'"

Neuerfindung mit Ende 30

Man wollte jemanden haben, der mit Distanz auf die Branche blickt. Denn der Autojournalismus galt als "korrupt und verrottet", erinnert sich Tom Hillebrand. Es wäre üblich gewesen, dass man Journalisten auf Kosten der Autofirmen in "ein schönes Tropenparadies geflogen, und dort in einem Fünf-Sterne-Hotel untergebracht hat. Und dann haben die alle nachher geschrieben, was das für ein schönes Auto ist".
Eines hat Tom Hillenbrand deshalb überhaupt nicht überrascht: "Dass die ganzen Emissionsskandale erst sehr spät aufgedeckt worden sind, hat mit dem Komplettversagen des Autojournalismus zu tun."
Während seiner Elternzeit versuchte Tom Hillenbrand Krimis zu schreiben. Er wollte sich noch einmal "neu zu erfinden". Ende 30 war für ihn der perfekte Zeitpunkt. Die Sache mit den Krimis "hat auch ganz gut funktioniert. Und ich habe danach festgestellt, dass mir das einfach irre viel Spaß macht". Also beendete Tom Hillenbrand nach drei Jahren das ungeliebte Kapitel Autos und schlug das des Autors auf.
Bekannt wurde der 48-Jährige zunächst mit kulinarischen Krimis, in denen der Luxemburger Koch Xavier Kieffer im Mittelpunkt steht. Heute schreibt Tom Hillenbrand vor allem Science-Fiction-Romane. Zuletzt erschien sein Buch "Qube". 2019 erhielt er den Deutschen Science-Fiction-Preis.

Neuer Science-Fiction-Roman

In "Qube" landet man im Jahre 2091. Dummerweise hat die Menschheit gerade die Kontrolle über eine Künstliche Intelligenz verloren. Und weil gerade ein Virus unterwegs war, hat die Bevölkerung stark abgenommen.
Eine Idee des Buches: Im Jahre 2091 kann man sich in unterschiedlichen Körpern hochladen. Sollte das wirklich möglich sein, dann würde sich Tom Hillebrand einen aussuchen, "der ein bisschen leichter ist. Ich gehe jetzt auf die 50 zu. Und ich glaube auch, dass es wahnsinnig spannend und furchterregend wäre, wenn man dadurch Perspektivwechsel vornehmen könnte. Also: Wie werde ich wahrgenommen, wenn ich eine andere Hautfarbe habe, oder wenn ich ein anderes Geschlecht habe? Das wird ja auch inzwischen technologisch mit Hilfe von Virtual Reality tatsächlich in der Psychologie angewandt".

"Man muss sich eine Struktur schaffen"

Tom Hillenbrand blickt aber nicht nur in die Zukunft, sondern schaut auch zurück. In seinem Podcast "Blacklist" spricht er über Literatur, die nicht vergessen werden sollte. "Ich glaube, man kann keine Science-Fiction schreiben, ohne sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen." Ganz wichtig ist für Tom Hillenbrand aber - egal ob er sich gerade mit der Geschichte oder der Zukunft beschäftigt -, 10.000 Zeilen am Tag zu schreiben und möglichst um neun Uhr damit zu beginnen. Warum? "Als Autor hat man ja niemanden, der einem wie so ein Chef, im Nacken sitzt. Das heißt: Man muss sich eine Struktur schaffen."
(ful)
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