Schriftsteller Adolf Muschg: Suhrkamp-Verleger Unseld "nicht an den Pranger stellen"

    Der Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld sitzt an einem Schreibtisch, ein Buch in der Hand, und schaut in die Kamera. Hinter ihm steht ein gefülltes Bücherregal.
    Verleger Siegfried Unseld 1991 an seinem Arbeitsplatz. Von 1959 bis zu seinem Tod 2002 leitete er den Suhrkamp Verlag. © picture alliance / United Archives / kpa
    Der legendäre Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld soll, wie kürzlich bekannt wurde, Mitglied der NSDAP gewesen sein - für den Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg ist das kein Grund, ihn an den Pranger zu stellen. Der 90-Jährige verteidigte den 2002 verstorbenen Unseld in der der Wochenzeitung "Die Zeit". In einem Gastbeitrag schreibt Muschg, die Auswahl der Autorinnen und Autoren, die Unseld als Verleger traf, spreche für sich. Er habe eine Suhrkamp-Kultur geschaffen, die die Barbarei der Nazis "mit moderner Weltliteratur austrieb". Ein Historiker hatte unlängst im Bundesarchiv einen Beleg dafür entdeckt, dass Siegfried Unseld Mitglied der NSDAP war, und dies in der "Zeit" publik gemacht. Unseld hatte nie öffentlich darüber gesprochen. (Nachträgliche Anmerkung der Redaktion) Laut eines Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 17.04.2025 hat Unseld die NSDAP-Mitgliedschaft bereits nach Ende des Zweiten Weltkriegs gegenüber den US-Entnazifizierungskommissionen zugegeben. Weiter heißt es, in den 1950er Jahren, als er in der Verlagsbranche tätig war, sei diese Mitgliedschaft jedoch nicht bekannt gewesen. Doch mehrfach habe Unseld über seine Tätigkeit als Fähnleinführer in der Hitlerjugend gesprochen.