Schönklang für den Horror-Meister
Gabriel Yared stammt gebürtig aus Beirut, lebt aber die meiste Zeit in Paris, wo er komponiert, meistens Filmmusik. Berühmt wurde sein Duett aus dem Film "Betty Blue". Obwohl seine Musik meistens anmutig schön klingt, schreibt er jetzt den Soundtrack für die Verfilmung einer Stephen-King-Geschichte.
"My name is Gabriel Yared, not Jared as people often say."
Seit Anfang der 1970er Jahre lebt der in Beirut geborene Komponist Gabriel Yared in Paris. Er ist hier mehr oder weniger hängen geblieben, als er von einem langen Brasilien-Aufenthalt zurück in seine libanesische Heimat wollte. In London allerdings lebt er die meiste Zeit des Jahres. Dort hat er ein großes Studio und sein Domizil.
Paris ist hingegen ist seine Muse. Im 5. Stock eines schönen alten Hauses im Stadtteil Montparnasse sitzt er am Klavier und schreibt Musik. Viel Musik. Es fällt ihm leicht. Komponieren ist für ihn das Leben. Jede Note. Egal für welches Genre auch immer. Filmmusik ist das Genre, für das ihn die breite Öffentlichkeit kennt und verehrt.
Schon als kleiner Junge war er wie elektrisiert, wenn er irgendwo in einem Beiruter Schaufenster Musikinstrumente entdeckte. Der kleine Yared war das schwarze Schaf in einer Familie von Juristen.
"Mir verschlug es den Atem. Ich sagte ihm: 'Ich möchte das', und zeigte auf ein Akkordeon. Mein Vater sagte: 'Kommt gar nicht in Frage'. Ich darauf: 'Dann spring ich vor die Straßenbahn!' Es gab damals in Beirut eine Straßenbahn. Ja, ich drohte meinem Vater mit Selbstmord und war vier Jahre alt. Woher das kommt? Ich weiß es nicht. Die Liebe zur Musik ist mir wohl angeboren. Anders ist das nicht zu verstehen."
Yared besuchte in Beirut die Jesuitenschule. Dort riss der Kontakt zur Musik freilich nicht ab. Einmal pro Woche, zwölf Jahre lang, hatte der junge Zögling Klavierunterricht bei einem Jesuitenpriester. Er spielte Bach und Schumann, nichts Zeitgenössisches. Ihm war in dieser Zeit klar, dass er kein großer Interpret werden würde, aber jemand, der Musik kennen lernen wollte, jede Art von Musik. Als Teenager hörte er im Radio die Stimmer der Sängerin Francoise Hardy, für die er in den 80er und 90er Jahren in Paris Alben produzierte. Es war Liebe auf den ersten Blick:
"Als Teenager in Beirut hörte ich Francoise Hardy und war fasziniert von ihrer Stimme. Es waren nicht die Lieder, vielmehr ihre ganze Art, ihre Aussehen und ihre Stimme. Sie hat eine fantastische Stimme. Natürlich ist sie keine Callas, ihr Tonumfang ist recht klein. Aber sie hat so einen besondern Ton in ihrer Stimme, so dass man sie unter Millionen Sängern heraushören kann. Das ist Francoise Hardy."
Welche Filmmusik ist ihm die liebste? Typische Journalistenfrage, die Yared mit einer Geschichte beantwortet. Von Jean-Jacques Beineix hatte er den Auftrag bekommen, die Musik zu "Betty Blue" zu schreiben. Es gibt da diese Schlüsselszene im Klaviergeschäft: Betty und Zorg sitzen am Klavier und spielen, was ihnen so einfällt. In einer Mischung aus Blue Note, Debussy und Yareds Gespür für verblüffend einfache und schöne Musik wurde daraus ein Ohrwurm:
"Jean Jacques Beneix sagte: 'Es wäre schön, wenn Sie dafür ein Duett schreiben könnten. Ich möchte, dass sich die Schauspieler so kennenlernen'. Ich frage also den Darsteller von Zorg, Jean Hugues Anglade: 'Spielen Sie Klavier?' 'Oh ja, zufällig gehe ich gerade im Klavierunterricht ein Stück von Debussy durch: Dr. Gradus ad parnassum aus Childrens Corner'. Prima! Als ich Beatrice Dalle, die Darstellerin von Betty Blue, kennenlernte, fragte ich Sie: 'Spielen Sie Klavier?' 'Nein!' 'OK, was können Sie mit einem Finger spielen?' 'Eine Tonleiter!' Aus Jean-Hugues Anglades Pseudo-Debussy-Variationen und Beatrice Dalles perlender Tonleiter wurde dann dieses Duett."
Ausgesprochen schön, anmutig klingt seine Musik, und man würde nie auf die Idee kommen, dass Gabriel Yared Musik für einen Horrorfilm schreiben könnte.
Für Mikael Håftröms Adaption von Stephen Kings Short Story "1408" hat er fast ein Jahr lang eine Musik entwickelt, die auf 24 Klangzellen aufgebaut ist. Es fehlt das klassische Titelthema, das Leitmotiv. Yareds Musik ist hier reine Atmosphäre. Ideal vermutlich für einen Film, dessen Geschichte sich fast ausschließlich in einem Hotelzimmer abspielt.
Yared ist besonders stolz darauf, nicht zu der Sorte von Filmkomponisten zu gehören, die ein Doppelleben führen, das heißt morgens für den Film arbeiten und abends - quasi als künstlerisches Gegengift - an der Sinfonie für den Konzertsaal tüfteln. Diese Trennung kommt für ihn nicht in Betracht und überhaupt zieht es ihn auf die Bühne: Er möchte in naher Zukunft wieder für eine Live-Band komponieren, Musik, die Bossa Nova, Bach und die Beatles unter einen Hut kriegen möchte. Ganz nach Yaredscher Manier:
"I have only one way composing music: my way. Nothing else."
Seit Anfang der 1970er Jahre lebt der in Beirut geborene Komponist Gabriel Yared in Paris. Er ist hier mehr oder weniger hängen geblieben, als er von einem langen Brasilien-Aufenthalt zurück in seine libanesische Heimat wollte. In London allerdings lebt er die meiste Zeit des Jahres. Dort hat er ein großes Studio und sein Domizil.
Paris ist hingegen ist seine Muse. Im 5. Stock eines schönen alten Hauses im Stadtteil Montparnasse sitzt er am Klavier und schreibt Musik. Viel Musik. Es fällt ihm leicht. Komponieren ist für ihn das Leben. Jede Note. Egal für welches Genre auch immer. Filmmusik ist das Genre, für das ihn die breite Öffentlichkeit kennt und verehrt.
Schon als kleiner Junge war er wie elektrisiert, wenn er irgendwo in einem Beiruter Schaufenster Musikinstrumente entdeckte. Der kleine Yared war das schwarze Schaf in einer Familie von Juristen.
"Mir verschlug es den Atem. Ich sagte ihm: 'Ich möchte das', und zeigte auf ein Akkordeon. Mein Vater sagte: 'Kommt gar nicht in Frage'. Ich darauf: 'Dann spring ich vor die Straßenbahn!' Es gab damals in Beirut eine Straßenbahn. Ja, ich drohte meinem Vater mit Selbstmord und war vier Jahre alt. Woher das kommt? Ich weiß es nicht. Die Liebe zur Musik ist mir wohl angeboren. Anders ist das nicht zu verstehen."
Yared besuchte in Beirut die Jesuitenschule. Dort riss der Kontakt zur Musik freilich nicht ab. Einmal pro Woche, zwölf Jahre lang, hatte der junge Zögling Klavierunterricht bei einem Jesuitenpriester. Er spielte Bach und Schumann, nichts Zeitgenössisches. Ihm war in dieser Zeit klar, dass er kein großer Interpret werden würde, aber jemand, der Musik kennen lernen wollte, jede Art von Musik. Als Teenager hörte er im Radio die Stimmer der Sängerin Francoise Hardy, für die er in den 80er und 90er Jahren in Paris Alben produzierte. Es war Liebe auf den ersten Blick:
"Als Teenager in Beirut hörte ich Francoise Hardy und war fasziniert von ihrer Stimme. Es waren nicht die Lieder, vielmehr ihre ganze Art, ihre Aussehen und ihre Stimme. Sie hat eine fantastische Stimme. Natürlich ist sie keine Callas, ihr Tonumfang ist recht klein. Aber sie hat so einen besondern Ton in ihrer Stimme, so dass man sie unter Millionen Sängern heraushören kann. Das ist Francoise Hardy."
Welche Filmmusik ist ihm die liebste? Typische Journalistenfrage, die Yared mit einer Geschichte beantwortet. Von Jean-Jacques Beineix hatte er den Auftrag bekommen, die Musik zu "Betty Blue" zu schreiben. Es gibt da diese Schlüsselszene im Klaviergeschäft: Betty und Zorg sitzen am Klavier und spielen, was ihnen so einfällt. In einer Mischung aus Blue Note, Debussy und Yareds Gespür für verblüffend einfache und schöne Musik wurde daraus ein Ohrwurm:
"Jean Jacques Beneix sagte: 'Es wäre schön, wenn Sie dafür ein Duett schreiben könnten. Ich möchte, dass sich die Schauspieler so kennenlernen'. Ich frage also den Darsteller von Zorg, Jean Hugues Anglade: 'Spielen Sie Klavier?' 'Oh ja, zufällig gehe ich gerade im Klavierunterricht ein Stück von Debussy durch: Dr. Gradus ad parnassum aus Childrens Corner'. Prima! Als ich Beatrice Dalle, die Darstellerin von Betty Blue, kennenlernte, fragte ich Sie: 'Spielen Sie Klavier?' 'Nein!' 'OK, was können Sie mit einem Finger spielen?' 'Eine Tonleiter!' Aus Jean-Hugues Anglades Pseudo-Debussy-Variationen und Beatrice Dalles perlender Tonleiter wurde dann dieses Duett."
Ausgesprochen schön, anmutig klingt seine Musik, und man würde nie auf die Idee kommen, dass Gabriel Yared Musik für einen Horrorfilm schreiben könnte.
Für Mikael Håftröms Adaption von Stephen Kings Short Story "1408" hat er fast ein Jahr lang eine Musik entwickelt, die auf 24 Klangzellen aufgebaut ist. Es fehlt das klassische Titelthema, das Leitmotiv. Yareds Musik ist hier reine Atmosphäre. Ideal vermutlich für einen Film, dessen Geschichte sich fast ausschließlich in einem Hotelzimmer abspielt.
Yared ist besonders stolz darauf, nicht zu der Sorte von Filmkomponisten zu gehören, die ein Doppelleben führen, das heißt morgens für den Film arbeiten und abends - quasi als künstlerisches Gegengift - an der Sinfonie für den Konzertsaal tüfteln. Diese Trennung kommt für ihn nicht in Betracht und überhaupt zieht es ihn auf die Bühne: Er möchte in naher Zukunft wieder für eine Live-Band komponieren, Musik, die Bossa Nova, Bach und die Beatles unter einen Hut kriegen möchte. Ganz nach Yaredscher Manier:
"I have only one way composing music: my way. Nothing else."