Schöne Menschen in schönen Kleidern
Mit einer Inszenierung von "Cosi fan tutte" schließt der Theaterregisseur Claus Guth nach "Figaro" und "Don Giovanni" seinen Mozart-Da-Ponte-Zyklus bei den diesjährigen Salzburger Festspielen ab.
Es ist durchaus reizvoll anzusehen, wie Despina sich Luftgitarre spielend durch den Abend kaspert und die zarten Mozarttöne bisweilen mit Gekeife und Gekreisch ausstattet. Patricia Petibon macht das wirklich toll. Und der ihr mal als Mitspieler, mal als Herr und Meister gegenübertretende Don Alfonso ist auch toll, Bo Skovhus charmiert sich wunderbar sinister durch den Abend. Viel mehr bietet die mit Spannung erwartete (und medial wieder mal schon im Vorfeld üppig ausgeschlachtete) Salzburger Festspiel-Cosi allerdings nicht. Knappe vier Stunden und zwei ausgedehnte Akte lang sieht man schönen Menschen in sehr adretter Kleidung beim Herunterspielen der Handlung zu. Wie üblich testen die Männer ihre Frauen, wie gewöhnlich fallen die Frauen – irgendwie – drauf rein, wie so oft verhöhnt und versöhnt man sich am Ende ein wenig, aber nicht wirklich.
Zwischenzeitlich verändert sich indes der langweilige Bühnenraum, ein Salon mit Sofa, Bar, Galerie und Balkon: die Bäume aus Claus Guths letztjähriger "Don Giovanni"-Inszenierung schauen plötzlich durch die hochgezogenen Jalousien herein – und die Protagonisten stehen stracks im (emotionalen) Wald. Am Ende fallen die Rollos, doch zwei karge Nadelbäume bleiben stehen. Das ist platt symbolisch gemeint und passt ideal zu den übrigen Inszenierungsideen. Diese erschöpfen sich nämlich in zweierlei: in der ständig durch szenisches Zappeln und gestische Kalauer aufgepeppten Personenführung – und in dekorativen Videowelten: die Paare fahren da Bötchen auf einem See und grinsen ebenso glücklich wie blöde in die Kamera.
Das wirkt alles sehr naiv, das Kernproblem ist jedoch ein anderes: weil Guth den Don Alfonso immer wieder als eine Art Marionettenspieler zeigt, der seine Versuchskaninchen wie an Schnürchen zucken und zittern lässt (und noch manch anderen Trick parat hat, etwa das Feuer im Kamin durch bloßes Fingerschnippen entzündet), wird dem gesamten Stück jeglicher Grund und Boden entzogen. Wo ist denn jetzt der freie Wille, das Gewissen, wie kann man wissen, wer (wann) nach seinem emotionalen ‚Gusto’ agiert und wer nicht? Alles hängt in der Luft und nichts geht auf.
Immerhin läuft der erste Akt noch so einigermaßen unterhaltsam vorüber, nach der Pause jedoch wird’s so richtig zäh und langatmig. Man wünschte sich auch so manchen Strich in der Partitur, zumal Adam Fischer mit den Wiener Philharmonikern zunehmend fadisierte. Anfangs klang alles noch recht schön und farbig, dann passten sich die Musiker hörbar der Szenerie an.
Sängerisch überzeugte vor allem Miah Persson als Fiordiligi, Isabel Leonard (Dorabella) war ihr vokal nicht ganz ebenbürtig. Florian Boesch sang einen ordentlichen Guglielmo, Topi Lehtipuu einen (zu) schlanken Ferrando.
In einem Pausengespräch erklärte ein Insider der Festspiele übrigens, dass der Don-Giovanni-Wald nur aus umbautechnischen Gründen in dieser Cosi auftaucht. Da man nämlich in den kommenden Jahren eine zyklische Aufführung der drei Mozart/Da Ponte-Opern plant, braucht man ob der sperrigen Bäume keine Extra-Nachtschicht einlegen. So also entstehen mittlerweile Regiekonzepte an der Salzach.
Ein erstes Resümee dieses Salzburger Festspielsommers? Mit Christof Loys Stehtheater-Theodora und der misslungenen Cosi von Claus Guth haben zwei Regiestars ihre bisher schwächsten Arbeiten vorgelegt. Aus dem von Intendant Jürgen Flimm verkündeten Motto "Das Spiel der Mächtigen" wurde somit eher ein Spiel der Schmächtigen.
Zwischenzeitlich verändert sich indes der langweilige Bühnenraum, ein Salon mit Sofa, Bar, Galerie und Balkon: die Bäume aus Claus Guths letztjähriger "Don Giovanni"-Inszenierung schauen plötzlich durch die hochgezogenen Jalousien herein – und die Protagonisten stehen stracks im (emotionalen) Wald. Am Ende fallen die Rollos, doch zwei karge Nadelbäume bleiben stehen. Das ist platt symbolisch gemeint und passt ideal zu den übrigen Inszenierungsideen. Diese erschöpfen sich nämlich in zweierlei: in der ständig durch szenisches Zappeln und gestische Kalauer aufgepeppten Personenführung – und in dekorativen Videowelten: die Paare fahren da Bötchen auf einem See und grinsen ebenso glücklich wie blöde in die Kamera.
Das wirkt alles sehr naiv, das Kernproblem ist jedoch ein anderes: weil Guth den Don Alfonso immer wieder als eine Art Marionettenspieler zeigt, der seine Versuchskaninchen wie an Schnürchen zucken und zittern lässt (und noch manch anderen Trick parat hat, etwa das Feuer im Kamin durch bloßes Fingerschnippen entzündet), wird dem gesamten Stück jeglicher Grund und Boden entzogen. Wo ist denn jetzt der freie Wille, das Gewissen, wie kann man wissen, wer (wann) nach seinem emotionalen ‚Gusto’ agiert und wer nicht? Alles hängt in der Luft und nichts geht auf.
Immerhin läuft der erste Akt noch so einigermaßen unterhaltsam vorüber, nach der Pause jedoch wird’s so richtig zäh und langatmig. Man wünschte sich auch so manchen Strich in der Partitur, zumal Adam Fischer mit den Wiener Philharmonikern zunehmend fadisierte. Anfangs klang alles noch recht schön und farbig, dann passten sich die Musiker hörbar der Szenerie an.
Sängerisch überzeugte vor allem Miah Persson als Fiordiligi, Isabel Leonard (Dorabella) war ihr vokal nicht ganz ebenbürtig. Florian Boesch sang einen ordentlichen Guglielmo, Topi Lehtipuu einen (zu) schlanken Ferrando.
In einem Pausengespräch erklärte ein Insider der Festspiele übrigens, dass der Don-Giovanni-Wald nur aus umbautechnischen Gründen in dieser Cosi auftaucht. Da man nämlich in den kommenden Jahren eine zyklische Aufführung der drei Mozart/Da Ponte-Opern plant, braucht man ob der sperrigen Bäume keine Extra-Nachtschicht einlegen. So also entstehen mittlerweile Regiekonzepte an der Salzach.
Ein erstes Resümee dieses Salzburger Festspielsommers? Mit Christof Loys Stehtheater-Theodora und der misslungenen Cosi von Claus Guth haben zwei Regiestars ihre bisher schwächsten Arbeiten vorgelegt. Aus dem von Intendant Jürgen Flimm verkündeten Motto "Das Spiel der Mächtigen" wurde somit eher ein Spiel der Schmächtigen.