Schnelle Eingreiftruppe der Bundeswehr in Afghanistan

Von Jochen Thies |
Auf die Bundeswehr kommt in Afghanistan jetzt das zu, was unter Bündnispartnern eine Selbstverständlichkeit sein sollte, nämlich Risiken und Lasten gemeinsam zu tragen. Bislang hatte Deutschland das Glück, dass die Lage im Norden Afghanistans, wo die Bundeswehr stationiert ist, relativ ruhig war, während die Verlustzahlen der Amerikaner, Briten, Kanadier und Holländer im Süden fortlaufend anstiegen.
Mit der Übernahme der Verantwortung für die Schnelle Eingreiftruppe könnte sich diese Situation für die deutschen Streitkräfte nun ändern, sie muss es aber nicht. Zum einen sind die Soldaten gut trainiert, sie glauben an ihre Aufgabe, zum anderen haben die Norweger, die diesen Verband bislang führten, während der Einsätze keine Toten zu beklagen gehabt. Aber ohne jeden Zweifel nimmt das Risiko für die deutschen Soldaten zu. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Kampfhandlungen verwickelt werden, wird größer.

Die amtliche deutsche Politik tut sich seit einiger Zeit schwer, der deutschen Öffentlichkeit die Lage in Afghanistan zu erklären. Eine Mehrheit der Bevölkerung lehnt den Einsatz ab oder steht ihm skeptisch gegenüber, was verständlich ist. Aber noch besteht eine Chance, das unwegsame gebirgige Land zu stabilisieren. Ohne militärische Unterstützung geht dies nicht. Darüber hinaus ist Deutschland ein NATO-Mitglied, das jahrzehntelang während des Kalten Krieges von der Solidarität seiner Partner gelebt hat. Jede Bundesregierung geriete daher rasch in eine internationale Isolierung mit schwerwiegenden Folgen auf zahlreichen Gebieten, wenn sie auf die Idee käme, wie es die Linkspartei vorschlägt, die Bundeswehr aus Afghanistan abzuziehen.

Die Übernahme der Schnellen Eingreiftruppe stellt daher ganz im Gegenteil einen politisch ungeheuer wichtigen Beitrag Deutschlands zum gegenwärtigen Zeitpunkt dar. Denn mehrere Bündnispartner haben ihre Kontingente in jüngster Zeit aufgestockt oder die Einsatzregeln für ihre Truppen flexibler gestaltet, wie die Briten, die mittlerweile doppelt so viele Soldaten wie die Deutschen in Afghanistan haben, vom US-Kontingent gar nicht zu reden, oder wie die Franzosen und zuletzt die Italiener. Berlin entgeht somit mit der Entsendung der Spezialeinheit für erste lediglich dem Druck seiner Partner, mehr nicht. Und der Druck auf die Bundesregierung, mehr auf der militärischen Seite in Afghanistan zu tun, wird anhalten.