Schneckensuche im Auftrag der Klimaforschung
Ein Biologe aus Halle sucht mit Schülern auf Hiddensee nach Schnecken, um festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und dem Aussehen der Tiere gibt. Im Rahmen des europaweiten interaktiven Evolutionsprojektes "Entdecke die Schnecke" wird erforscht, in welchen Farben Schnecken heute wo vorkommen.
Heute ist kein gutes Schneckenwetter. Sogar im schattigen Wald im Norden der Insel Hiddensee sind die Tiere an diesem Vormittag nicht da, wo man sie vermutet.
"Na, es ist ja gerade ziemlich warm und wenn die den Baum hochgehen – oben weht der Wind – dann ist das schöner für die Schnecken, wenn’s jetzt regnen würde, dann wären die alle unten, dann könnte man die einfach so aufsammeln","
meint der 15-jährige Jonas. Aber auch in luftiger Höhe gibt es für die Bänder- oder Schnirkelschnecke kein Entrinnen. Das Forscherauge des Biologen Christian Anton sieht alles:
""Hier hängt `ne braune Schnecke, hier oben sehe ich zwei gelbe, die kriechen den Baum hoch, kleben sich da fest und warten dann auf bessere Schneckenzeiten."
Der Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle sammelt die durchschnittlich zwei Zentimeter kleinen Tiere behutsam von den Bäumen und packt sie in eine Tüte. Bevor sie wieder freigelassen werden, stehen sie im Dienst der Wissenschaft. Schüler des Georg-Cantor-Gymnasiums und ihre Lehrerin helfen ihm dabei.
Weiß- und schwarzmündige Bänderschnecken, zwei in Europa populäre Schneckenarten, die ihren Namen vom Streifenmuster auf ihrem Gehäuse haben, werden gezählt und nach Art, Farbe und Bänderung des Schneckenhauses in Listen eingetragen. Das Besondere an ihnen: Sie sind Klima-Indikatoren. Die Farbe ihres Hauses richtet sich nach dem Wetter. Im Norden leben mehr dunkle, das heißt mehr rote oder braune Schnecken, im Süden, die hellere, gelbe Art, die mehr Wärme aushält - Grundfrage der Expedition aus Halle: Welche Schneckenfarben findet man heute auf Hiddensee? Christian Anton:
"Wenn wir mehr gelbe Schnecken finden als früher und wenn der Lebensraum der gleiche geblieben ist, dann ist das ein starker Hinweis darauf, dass das Klima ein Grund sein könnte."
Die Ostsee-Insel ist für diese Art von Klimaforschung besonders geeignet, weil es umfangreiche Vergleichsdaten gibt. Schon einmal hatte ein Biologe aus Halle 70.000 Hiddenseer Bänderschnecken unter die Lupe genommen. Vor 60 Jahren erforschte Franz-Alfred Schilder das Vorkommen verschiedener Varianten in 250 unterschiedlichen Lebensräumen. Die Feldforschung von damals dient Christian Anton heute als Grundlage.
"Wir hoffen, dass wir möglichst viele Standorte wieder untersuchen können und werden später wieder kommen, im Herbst, wenn es feuchter ist, um die restlichen Standorte zu besammeln."
Für die Schüler der Jahrgangsstufen acht und neun ist die Schnecken-Expedition auf Hiddensee Biologie-Unterricht hautnah:
"Es ist halt so `was ganz anderes, als in der Schule erzählt zu bekommen vom Klimawandel. Und die Leute in der Wüste oder die direkt am Meer wohnen, die Eskimos, die merken das, aber wir haben ja gar keinen Bezug dazu und wenn jetzt wirklich rauskommt, dass sich die Schneckenart geändert hat, dann ist das ja wirklich fast ein Beweis für den Klimawandel."
"Fast ein Beweis" stellt der 15-jährige Sebastian treffend fest. Denn, aus einer Woche Schneckensammeln auf einer Insel könne man keine wissenschaftlich relevanten Rückschlüsse auf globale Klimaänderungen ziehen, betont Umweltforscher Christian Anton. Sein erstes Fazit nach einer Woche: Von 900 ausgewerteten Schnecken waren neun Prozent hell. Das sind sechs Prozent mehr als vor 60 Jahren und das könnte auf eine Klimaerwärmung hindeuten. Fundierte Aussagen könne man aber erst nach Auswertung und Vergleich aller Daten machen – dazu müssen noch Tausende von Schnecken auf Hiddensee untersucht werden.
"Na, es ist ja gerade ziemlich warm und wenn die den Baum hochgehen – oben weht der Wind – dann ist das schöner für die Schnecken, wenn’s jetzt regnen würde, dann wären die alle unten, dann könnte man die einfach so aufsammeln","
meint der 15-jährige Jonas. Aber auch in luftiger Höhe gibt es für die Bänder- oder Schnirkelschnecke kein Entrinnen. Das Forscherauge des Biologen Christian Anton sieht alles:
""Hier hängt `ne braune Schnecke, hier oben sehe ich zwei gelbe, die kriechen den Baum hoch, kleben sich da fest und warten dann auf bessere Schneckenzeiten."
Der Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle sammelt die durchschnittlich zwei Zentimeter kleinen Tiere behutsam von den Bäumen und packt sie in eine Tüte. Bevor sie wieder freigelassen werden, stehen sie im Dienst der Wissenschaft. Schüler des Georg-Cantor-Gymnasiums und ihre Lehrerin helfen ihm dabei.
Weiß- und schwarzmündige Bänderschnecken, zwei in Europa populäre Schneckenarten, die ihren Namen vom Streifenmuster auf ihrem Gehäuse haben, werden gezählt und nach Art, Farbe und Bänderung des Schneckenhauses in Listen eingetragen. Das Besondere an ihnen: Sie sind Klima-Indikatoren. Die Farbe ihres Hauses richtet sich nach dem Wetter. Im Norden leben mehr dunkle, das heißt mehr rote oder braune Schnecken, im Süden, die hellere, gelbe Art, die mehr Wärme aushält - Grundfrage der Expedition aus Halle: Welche Schneckenfarben findet man heute auf Hiddensee? Christian Anton:
"Wenn wir mehr gelbe Schnecken finden als früher und wenn der Lebensraum der gleiche geblieben ist, dann ist das ein starker Hinweis darauf, dass das Klima ein Grund sein könnte."
Die Ostsee-Insel ist für diese Art von Klimaforschung besonders geeignet, weil es umfangreiche Vergleichsdaten gibt. Schon einmal hatte ein Biologe aus Halle 70.000 Hiddenseer Bänderschnecken unter die Lupe genommen. Vor 60 Jahren erforschte Franz-Alfred Schilder das Vorkommen verschiedener Varianten in 250 unterschiedlichen Lebensräumen. Die Feldforschung von damals dient Christian Anton heute als Grundlage.
"Wir hoffen, dass wir möglichst viele Standorte wieder untersuchen können und werden später wieder kommen, im Herbst, wenn es feuchter ist, um die restlichen Standorte zu besammeln."
Für die Schüler der Jahrgangsstufen acht und neun ist die Schnecken-Expedition auf Hiddensee Biologie-Unterricht hautnah:
"Es ist halt so `was ganz anderes, als in der Schule erzählt zu bekommen vom Klimawandel. Und die Leute in der Wüste oder die direkt am Meer wohnen, die Eskimos, die merken das, aber wir haben ja gar keinen Bezug dazu und wenn jetzt wirklich rauskommt, dass sich die Schneckenart geändert hat, dann ist das ja wirklich fast ein Beweis für den Klimawandel."
"Fast ein Beweis" stellt der 15-jährige Sebastian treffend fest. Denn, aus einer Woche Schneckensammeln auf einer Insel könne man keine wissenschaftlich relevanten Rückschlüsse auf globale Klimaänderungen ziehen, betont Umweltforscher Christian Anton. Sein erstes Fazit nach einer Woche: Von 900 ausgewerteten Schnecken waren neun Prozent hell. Das sind sechs Prozent mehr als vor 60 Jahren und das könnte auf eine Klimaerwärmung hindeuten. Fundierte Aussagen könne man aber erst nach Auswertung und Vergleich aller Daten machen – dazu müssen noch Tausende von Schnecken auf Hiddensee untersucht werden.