Schnappauf: Kein Grund zur Panik wegen Vogelgrippe
Angesichts einer drohenden Ausbreitung der Vogelgrippe von Asien nach Europa hat der bayerische Staatsminister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Werner Schnappauf (CSU), vor Panikmache gewarnt. Bis zur Ausbreitung einer möglichen Menschengrippe, einer so genannten Pandemie, müsse noch viel passieren, sagte Schnappauf.
Kolkmann Vergangene Woche schien es so, als sei in Finnland eine infizierte Möwe gefunden worden, die Behörden in Helsinki gaben inzwischen Entwarnung: es handelt sich um einen harmlosen Erreger. Dennoch arbeiten die Virologen unter Hochdruck an Tests zur Erkennung und an Impfstoffen. Bayerns Umwelt-, Gesundheits- und Verbraucherminister Werner Schnappauf (CSU) muss sich als Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz der Länder außer um Hochwasser jetzt auch wieder um die Vogelgrippe kümmern. Ihn begrüße ich in der Ortszeit, einen schönen guten Morgen.
Schnappauf: Guten Morgen, Frau Kolkmann.
Kolkmann Gibt es irgendwelche neuen Anzeichen, dass die Vogelgrippe in Europa angekommen ist?
Schnappauf: Nein, neue Anzeichen gibt es nicht, die Entwarnung von Finnland hat das ganze doch wieder hinter den Ural zurückgebracht in dem Bewusstsein, denn letzten Endes haben wir Vorsorge zu treffen, ich darf es mal so sagen, professionelle Vorsorge treffen, aber wir dürfen auch nicht in einen unnötigen Alarmismus ausarten.
Kolkmann Also keine Panikmache. Was genau tun Sie zum Schutz der Bevölkerung?
Schnappauf: Bayern hat sich gut gerüstet. Wir hatten als erstes Land die Flughäfen dichtgemacht für jegliche Importe von Vögeln und Vogelprodukten, darüber hinaus werden die Geflügelmärkte, die Tierbörsen verstärkt überacht. Wir haben ein flächendeckendes Monitoring eingeführt für die Wildvögel. Wenn hier Auffälligkeiten sind, wenn Verluste zu beklagen sind, dann werden die sofort untersucht. Ich habe deshalb auch veranlasst, dass die Laborkapazitäten ausgeweitet werden und natürlich auch die Hühnerhalter informiert, dass sie ihre Bestände verstärkt beobachten, kontrollieren, das heißt, unser Land ist vorbereitet. Wir haben auch angeschafft eine Einrichtung, die in der Lage ist, im Zweifel Tiere schnell zu töten und zu entsorgen und wir werden jetzt in den nächsten Tagen noch eine Übung auch durchführen bei unseren Tierkörperverwertungsanstalten, dass im Zweifel ein Bestand auch wirklich schnell entsorgt werden kann, damit die Seuche sich nicht ausbreiten könnte, sollte sie ins Land eingeschleppt werden.
Kolkmann Das eine ist also die Vorsorge bei den Tieren, das andere ist die Vorsorge für den Menschen. Wie schnell ist ein Impfstoff verfügbar?
Schnappauf: Zunächst ist es richtig, dass Sie auseinander halten: die Vogelgrippe ist das eine und eine mögliche Menschengrippe das andere, da muss aber noch viel passieren, um zu einer Menschengrippe, einer weltweiten, einer so genannten Pandemie zu kommen. Es müsste sich zum Beispiel der Vogelgrippevirus erst verbinden mit einem menschlichen Influenzavirus, denn nur dann ist die Gefahr gegeben, dass der Virus schnell von Mensch zu Mensch überspringt. Der reine Vogelgrippevirus, dieser H5N1-Virus ist nach allen Beobachtungen, die wir haben, nicht in der Lage, im Normalfall von Mensch zu Mensch überzuspringen, da müsste schon also ein Zusammenleben, wie das vielleicht in Südchina der Fall ist, von Mensch und Tier in einem Raum gegeben sein. Also unter europäischen, mitteleuropäischen Bedingungen ist das nicht ein Virus, der den Menschen unmittelbar infiziert. Aber die Weltgesundheitsorganisation sagt: Es besteht die Gefahr, dass sich ein solcher neuer Virustyp bildet, der dann ein Killervirus wäre, weil gegen ihn kein Kraut gewachsen ist, wenn ich das so salopp sagen darf, und deshalb bereiten wir uns über die Gesundheitsministerkonferenz in Deutschland intensiv vor. Denn wie gesagt, die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, es ist nicht mehr eine Frage, ob eine solche weltweite Grippe kommt, sondern nur noch von wann und wie. Und das Mittel der Wahl, um eine Ansteckung zu vermeiden, ist die Impfung und deshalb haben wir auch die Bundesregierung gedrängt, dass sie jetzt in die Gänge kommt und entsprechende Kapazitäten auch bei den Impfstoffherstellern sichert und die Vorbereitungskosten dafür trägt und wir hatten gerade am Freitag bei uns in München eine entsprechende Zusammenkunft der zuständigen Bund-Länder-Gremien und haben uns jetzt darauf verständigt, dass bis zum Jahresende 2005 eine Rahmenvereinbarung stehen soll für die Vereinbarung mit den Impfstoffherstellern, wir haben in Deutschland zwei große Impfstoffwerke.
Kolkmann Nochmal konkret die Frage: wie schnell wird wie viel Impfstoff verfügbar sein für die Bevölkerung?
Schnappauf: Ja, das wird so gehen, dass der Virus dann identifiziert werden muss - welcher ist es ganz genau - wir haben uns also auch entschieden, dass wir nicht generell einen Impfstoff designen, sozusagen ins Blaue hinein, sondern dass wir das dann auf den konkret erkannten Erreger abstimmen und man muss davon ausgehen, von der Identifikation des Erregers bis zur Produktion vom Impfstoff für 80 Millionen Deutsche brauchen wir roundabout ein halbes Jahr.
Kolkmann Brauchen wir denn wirklich für die komplette Bevölkerung Impfstoff?
Schnappauf: Ja, davon gehen wir aus, wir gehen sogar davon aus, dass wir die Bevölkerung zwei Mal durchimpfen sollten im Abstand von etwa sechs Wochen, eine Zeitimpfung zur Sicherheit durchführen, so dass wir also bis zu 160 Millionen Dosen anschaffen wollen.
Kolkmann Das ist natürlich eine große Zahl, wenn das ein halbes Jahr dauert, könnte es möglicherweise, wenn es wirklich dazu kommt, ja auch ganz schön knapp werden. Sollte man Impfstoff in den USA kaufen?
Schnappauf: Nein, das macht sicher keinen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass der Erreger konkret identifiziert werden muss, um eine ganz gezielte Impfung durchführen zu können. In den USA geht man den Weg, dass man pauschal auf den Vogelgrippevirus, auf den H5N1-Virus einen Impfstoff hindesignt, diesen Weg haben unsere Experten entschieden, nicht weiter verfolgen zu wollen. Wir sorgen so vor, dass wir in diesem ersten halben Jahr uns präparieren, indem wir Medikamente anschaffen, da haben die Länder bereits eine Vorratshaltung beschlossen, denn wenn eine Infektion auftritt, dann kann mit einem Breitbandmedikament eine entsprechende Behandlung durchgeführt werden und dann Sorge getragen werden, dass schnellstmöglich der Impfstoff verfügbar ist, der dann auch wirklich hilft und wirklich eine Ansteckung vermeidet.
Schnappauf: Guten Morgen, Frau Kolkmann.
Kolkmann Gibt es irgendwelche neuen Anzeichen, dass die Vogelgrippe in Europa angekommen ist?
Schnappauf: Nein, neue Anzeichen gibt es nicht, die Entwarnung von Finnland hat das ganze doch wieder hinter den Ural zurückgebracht in dem Bewusstsein, denn letzten Endes haben wir Vorsorge zu treffen, ich darf es mal so sagen, professionelle Vorsorge treffen, aber wir dürfen auch nicht in einen unnötigen Alarmismus ausarten.
Kolkmann Also keine Panikmache. Was genau tun Sie zum Schutz der Bevölkerung?
Schnappauf: Bayern hat sich gut gerüstet. Wir hatten als erstes Land die Flughäfen dichtgemacht für jegliche Importe von Vögeln und Vogelprodukten, darüber hinaus werden die Geflügelmärkte, die Tierbörsen verstärkt überacht. Wir haben ein flächendeckendes Monitoring eingeführt für die Wildvögel. Wenn hier Auffälligkeiten sind, wenn Verluste zu beklagen sind, dann werden die sofort untersucht. Ich habe deshalb auch veranlasst, dass die Laborkapazitäten ausgeweitet werden und natürlich auch die Hühnerhalter informiert, dass sie ihre Bestände verstärkt beobachten, kontrollieren, das heißt, unser Land ist vorbereitet. Wir haben auch angeschafft eine Einrichtung, die in der Lage ist, im Zweifel Tiere schnell zu töten und zu entsorgen und wir werden jetzt in den nächsten Tagen noch eine Übung auch durchführen bei unseren Tierkörperverwertungsanstalten, dass im Zweifel ein Bestand auch wirklich schnell entsorgt werden kann, damit die Seuche sich nicht ausbreiten könnte, sollte sie ins Land eingeschleppt werden.
Kolkmann Das eine ist also die Vorsorge bei den Tieren, das andere ist die Vorsorge für den Menschen. Wie schnell ist ein Impfstoff verfügbar?
Schnappauf: Zunächst ist es richtig, dass Sie auseinander halten: die Vogelgrippe ist das eine und eine mögliche Menschengrippe das andere, da muss aber noch viel passieren, um zu einer Menschengrippe, einer weltweiten, einer so genannten Pandemie zu kommen. Es müsste sich zum Beispiel der Vogelgrippevirus erst verbinden mit einem menschlichen Influenzavirus, denn nur dann ist die Gefahr gegeben, dass der Virus schnell von Mensch zu Mensch überspringt. Der reine Vogelgrippevirus, dieser H5N1-Virus ist nach allen Beobachtungen, die wir haben, nicht in der Lage, im Normalfall von Mensch zu Mensch überzuspringen, da müsste schon also ein Zusammenleben, wie das vielleicht in Südchina der Fall ist, von Mensch und Tier in einem Raum gegeben sein. Also unter europäischen, mitteleuropäischen Bedingungen ist das nicht ein Virus, der den Menschen unmittelbar infiziert. Aber die Weltgesundheitsorganisation sagt: Es besteht die Gefahr, dass sich ein solcher neuer Virustyp bildet, der dann ein Killervirus wäre, weil gegen ihn kein Kraut gewachsen ist, wenn ich das so salopp sagen darf, und deshalb bereiten wir uns über die Gesundheitsministerkonferenz in Deutschland intensiv vor. Denn wie gesagt, die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, es ist nicht mehr eine Frage, ob eine solche weltweite Grippe kommt, sondern nur noch von wann und wie. Und das Mittel der Wahl, um eine Ansteckung zu vermeiden, ist die Impfung und deshalb haben wir auch die Bundesregierung gedrängt, dass sie jetzt in die Gänge kommt und entsprechende Kapazitäten auch bei den Impfstoffherstellern sichert und die Vorbereitungskosten dafür trägt und wir hatten gerade am Freitag bei uns in München eine entsprechende Zusammenkunft der zuständigen Bund-Länder-Gremien und haben uns jetzt darauf verständigt, dass bis zum Jahresende 2005 eine Rahmenvereinbarung stehen soll für die Vereinbarung mit den Impfstoffherstellern, wir haben in Deutschland zwei große Impfstoffwerke.
Kolkmann Nochmal konkret die Frage: wie schnell wird wie viel Impfstoff verfügbar sein für die Bevölkerung?
Schnappauf: Ja, das wird so gehen, dass der Virus dann identifiziert werden muss - welcher ist es ganz genau - wir haben uns also auch entschieden, dass wir nicht generell einen Impfstoff designen, sozusagen ins Blaue hinein, sondern dass wir das dann auf den konkret erkannten Erreger abstimmen und man muss davon ausgehen, von der Identifikation des Erregers bis zur Produktion vom Impfstoff für 80 Millionen Deutsche brauchen wir roundabout ein halbes Jahr.
Kolkmann Brauchen wir denn wirklich für die komplette Bevölkerung Impfstoff?
Schnappauf: Ja, davon gehen wir aus, wir gehen sogar davon aus, dass wir die Bevölkerung zwei Mal durchimpfen sollten im Abstand von etwa sechs Wochen, eine Zeitimpfung zur Sicherheit durchführen, so dass wir also bis zu 160 Millionen Dosen anschaffen wollen.
Kolkmann Das ist natürlich eine große Zahl, wenn das ein halbes Jahr dauert, könnte es möglicherweise, wenn es wirklich dazu kommt, ja auch ganz schön knapp werden. Sollte man Impfstoff in den USA kaufen?
Schnappauf: Nein, das macht sicher keinen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass der Erreger konkret identifiziert werden muss, um eine ganz gezielte Impfung durchführen zu können. In den USA geht man den Weg, dass man pauschal auf den Vogelgrippevirus, auf den H5N1-Virus einen Impfstoff hindesignt, diesen Weg haben unsere Experten entschieden, nicht weiter verfolgen zu wollen. Wir sorgen so vor, dass wir in diesem ersten halben Jahr uns präparieren, indem wir Medikamente anschaffen, da haben die Länder bereits eine Vorratshaltung beschlossen, denn wenn eine Infektion auftritt, dann kann mit einem Breitbandmedikament eine entsprechende Behandlung durchgeführt werden und dann Sorge getragen werden, dass schnellstmöglich der Impfstoff verfügbar ist, der dann auch wirklich hilft und wirklich eine Ansteckung vermeidet.