Schmollvorwurf gegen die Jugend

Weg mit der Generationen-Schablone!

02:04 Minuten
Eine Hand, die einen Rotstift führt, zeichnet einen Kreis um eine einzelne Person herum, während andere Menschen um sie herumstehen oder vorbeilaufen.
Eingekreist und etikettiert: Daniela Schulze hat etwas gegen pauschale Festlegungen, die in der ewigen Jugendkritik schwelgen. © Gary Waters / Imago
Von Daniela Schulze · 26.07.2019
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Junge Menschen würden lieber schmollen, als sich Gefühlen und Kritik zu stellen, heißt es über die sogenannte Generation Y. Daniela Schulze ärgert sich über solche Thesen gegen ihre Alterskohorte. Sie fordert ein Ende des Generationen-Bashings.
Peng. Und wieder wurde scharf geschossen, auf die sogenannte Generation Y, zu der ich gehöre. Es scheint Spaß zu machen, sich über uns aufzuregen. Leute geben sogar Geld dafür aus, um in Büchern in der ewigen Jugendkritik zu schwelgen. Früher war eben alles besser.
Auch Autor Jörg Bernardy hat die Generation Y neulich als Aufhänger für seinen Beitrag missbraucht. Wir könnten schlecht mit Gefühlen und Kritik umgehen - und würden lieber schmollen. Bevorzugt indem wir bei Facebook, Twitter und Instagram entfolgen, entfreunden oder gar blockieren. Ist doch Quatsch!

Tausende von anderen Gründen

Mal unabhängig davon, dass ich das für mich und meine engeren Bekannten nicht sagen kann, hinkt die These doch an allen Ecken und Enden. Es kann tausend andere Gründe haben, warum man sich für kurz oder lang von Kontakten verabschiedet oder einfach mal offline ist.
Muss ich mir jeden unsachlichen Facebook-Quatsch geben? Darf ich den Ex, der mich nicht in Ruhe lässt, nicht auch blockieren? Oder große Whatsapp-Gruppen, in denen täglich wild und wüst gepostet wird, stummschalten?
Wir – wer ist das überhaupt? Immer diese Generationen-Schablone. Da passt doch niemand wirklich rein! Viele der uns so schön angedichteten Eigenschaften – ob faul, verwöhnt oder ganz allgemein lebensunfähig – stimmen so einfach nicht, sorry. In jeder Generation gibt es faule Eier.

Das Stresslevel ist heute nachweislich höher

Nur weil ich nicht mit dem Krieg groß geworden bin, heißt das nicht, dass ich nicht ab und an mit dem Zeitgeist kämpfe. Das Stresslevel ist heute nachweislich höher als früher. Überraschung! Aber die Gründe für das kritisierte Verhalten interessieren scheinbar niemanden.
Dabei sind Kritikunfähigkeit und Schmollen als öffentliche Protesthaltung ein Trend, über den Jung und Alt gemeinsam diskutieren sollten. Am besten unbewaffnet.
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