Schlupfloch im Kanal
Luxemburgs Regierung hat signalisiert, Konsequenzen aus den Enthüllungen über Steueroasen zu ziehen und will das Bankgeheimnis lockern. In Europa gibt es aber noch weitere Schlupflöcher für die Reichen, um ihre Gelder am Fiskus vorbei zu investieren - zum Beispiel auf der Kanalinsel Jersey.
Die Bar des In-Hotels in Saint Helier, der Hauptstadt von Jersey, liegt im Halbdunklen. Lila Lampen baumeln von der Decke. Hinten an der holzgetäfelten Wand stehen aufgereiht Flaschen mit Wodka, Gin, Whiskey und anderen hochprozentigen Getränken.
Miguel trägt einen schwarzen Anzug und hat eine rote Blume im Knopfloch. Er hat portugiesische Eltern, ist in Frankfurt aufgewachsen und lebt und arbeitet seit acht Jahren auf Jersey. Der 35-Jährige ist nicht wegen der niedrigen Steuern hierher gekommen. Das lohnt sich, sagt er, erst ab einem gewissen Einkommen. Aber, fügt er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu, in seinem Hotel profitiert auch er von der Steueroase.
Denn bei ihm steigen nicht nur Touristen ab, er lebt auch von Geschäftsleuten. Und die kommen nicht wegen der schönen Natur auf die Insel. Sie wollen ihr Geld anlegen:
"Es ist dadurch, dass es steuerfrei ist, sehr beliebt. Man hat hier Möglichkeiten, die man sonst nicht hat. Es ist wie die Schweiz, wie Monaco, ein bisschen aus beidem mit dem britischen Flair - schon toll!"
Miguel trägt einen schwarzen Anzug und hat eine rote Blume im Knopfloch. Er hat portugiesische Eltern, ist in Frankfurt aufgewachsen und lebt und arbeitet seit acht Jahren auf Jersey. Der 35-Jährige ist nicht wegen der niedrigen Steuern hierher gekommen. Das lohnt sich, sagt er, erst ab einem gewissen Einkommen. Aber, fügt er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu, in seinem Hotel profitiert auch er von der Steueroase.
Denn bei ihm steigen nicht nur Touristen ab, er lebt auch von Geschäftsleuten. Und die kommen nicht wegen der schönen Natur auf die Insel. Sie wollen ihr Geld anlegen:
"Es ist dadurch, dass es steuerfrei ist, sehr beliebt. Man hat hier Möglichkeiten, die man sonst nicht hat. Es ist wie die Schweiz, wie Monaco, ein bisschen aus beidem mit dem britischen Flair - schon toll!"
Jersey - ein Finanzzentrum
Das Stadtzentrum von Saint Helier liegt eine gute Viertelstunde Fußmarsch vom Hotel entfernt. Hier wird sichtbar, was Miguel beschreibt: Eine Bank reiht sich an die andere: Barclays steht in fetten blauen Lettern auf einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Daneben hat die britische Bank Llyods ihren Sitz. Jersey gilt bereits seit über einem Jahrhundert als Finanzzentrum.
In den Seitenstraßen zieren die Schilder von der Deutschen Bank, dem niederländischen Geldinstitut ABN Amro und der Schweizer HSBC die Häuserwände. Daneben weitere unzählige Namen, die weniger bekannt sind: Privatbanken, Fondsgesellschaften, Versicherungen.
Nick Le Cornu schlendert an den Gebäuden entlang, er kennt sich hier aus. Früher hat er selbst als Jurist in einer Bank gearbeitet. Mittlerweile ist er ausgestiegen und versucht sich in der Politik. Er will das Steuerparadies trocken legen.
"Sarkozy hat 2009 gesagt, er will alle Steuerparadiese dichtmachen. Das ist nicht passiert. So ungefähr 300 Milliarden sind hier geparkt in Fonds und in Bargeld. Hier bringen die Eliten aus ganz Europa ihr Geld hin. Und es lohnt sich: Internationale Banken bezahlen zehn Prozent Steuern. Früher waren es 20 Prozent. Es ist also noch schlimmer geworden. Die EU zerfällt immer mehr in Arme und Reiche. Das ist die Folge von Steuerparadiesen."
In den Seitenstraßen zieren die Schilder von der Deutschen Bank, dem niederländischen Geldinstitut ABN Amro und der Schweizer HSBC die Häuserwände. Daneben weitere unzählige Namen, die weniger bekannt sind: Privatbanken, Fondsgesellschaften, Versicherungen.
Nick Le Cornu schlendert an den Gebäuden entlang, er kennt sich hier aus. Früher hat er selbst als Jurist in einer Bank gearbeitet. Mittlerweile ist er ausgestiegen und versucht sich in der Politik. Er will das Steuerparadies trocken legen.
"Sarkozy hat 2009 gesagt, er will alle Steuerparadiese dichtmachen. Das ist nicht passiert. So ungefähr 300 Milliarden sind hier geparkt in Fonds und in Bargeld. Hier bringen die Eliten aus ganz Europa ihr Geld hin. Und es lohnt sich: Internationale Banken bezahlen zehn Prozent Steuern. Früher waren es 20 Prozent. Es ist also noch schlimmer geworden. Die EU zerfällt immer mehr in Arme und Reiche. Das ist die Folge von Steuerparadiesen."
Finanzwirtschaft macht 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus
Sagt Le Cornu und bleibt vor einem Schaufenster stehen. Hinter der Scheibe drehen sich Gold- und Diamantenringe. Er kann sie sich nicht mehr leisten. Zurzeit ist er arbeitslos. Dennoch trägt er stolz eine gelbe Stoffblume im Knopfloch seines beigen Mantels - das Symbol seiner Partei "Time for Change" - "Zeit für Veränderung".
Seine Forderung nach mehr Steuergerechtigkeit wird nicht gerne gehört auf der Insel, erzählt er und geht ein paar Schritte weiter. Die Finanzwirtschaft macht 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, gibt mehreren Zehntausenden Arbeit. Dagegen kommt er nur schwer an.
Nick Le Cornu geht in ein Café in der Fußgängerzone und kauft sich einen Cappuccino. An den hohen Tischen sitzen fast ausnahmslos Männer in Anzügen. Sie sind in Gespräche vertieft. Auch hier werden Geschäfte gemacht, sagt Nick Le Cornu. Er trifft hier Monford Tardier, seinen Parteikollegen:
"Finanzplätze wie Jersey spielen eine entscheidende Rolle in der Krise. Hier wird Kapital versteckt. Das wird auch so bleiben, solange die Leute nicht verstehen, dass sie langfristig mehr davon haben, wenn das System geändert wird."
Bei Miguel im Hotel steigen die ab, die vom alten System profitieren. Keine Millionäre, die suchen mehr Luxus als in diesem Mittelklassehotel, aber wohlhabende Geschäftsleute, sagt der Barmann:
"Es geht hier nicht um Peanuts, es geht um die großen Nüsse. Es geht schon richtig um Geld im Millionen, Billionen Bereich. Ich wünschte, ich könnte da mitmischen, kann ich aber nicht. Aber gut ... "
Seine Forderung nach mehr Steuergerechtigkeit wird nicht gerne gehört auf der Insel, erzählt er und geht ein paar Schritte weiter. Die Finanzwirtschaft macht 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, gibt mehreren Zehntausenden Arbeit. Dagegen kommt er nur schwer an.
Nick Le Cornu geht in ein Café in der Fußgängerzone und kauft sich einen Cappuccino. An den hohen Tischen sitzen fast ausnahmslos Männer in Anzügen. Sie sind in Gespräche vertieft. Auch hier werden Geschäfte gemacht, sagt Nick Le Cornu. Er trifft hier Monford Tardier, seinen Parteikollegen:
"Finanzplätze wie Jersey spielen eine entscheidende Rolle in der Krise. Hier wird Kapital versteckt. Das wird auch so bleiben, solange die Leute nicht verstehen, dass sie langfristig mehr davon haben, wenn das System geändert wird."
Bei Miguel im Hotel steigen die ab, die vom alten System profitieren. Keine Millionäre, die suchen mehr Luxus als in diesem Mittelklassehotel, aber wohlhabende Geschäftsleute, sagt der Barmann:
"Es geht hier nicht um Peanuts, es geht um die großen Nüsse. Es geht schon richtig um Geld im Millionen, Billionen Bereich. Ich wünschte, ich könnte da mitmischen, kann ich aber nicht. Aber gut ... "
Nicht über Geschäfte sprechen
Er serviert einem Mann mittleren Alters ein Glas Whiskey. Die meisten hier wollen nicht über ihre Geschäfte sprechen. Aber dieser Gast erzählt dann doch ein bisschen, allerdings ohne seinen Namen zu nennen. Er kommt aus Nordengland, sagt er, und reist oft nach Jersey. Er hat sein gesamtes Vermögen hier angelegt:
"Es gibt keine Regeln. Niemand will wissen, woher mein Geld kommt. In England musst Du zum Beispiel Erbschaftsteuer bezahlen. Hier nicht. Wenn ich sterbe, dann geht mein Geld aus Jersey direkt an meine Kinder, ohne dass da jemand vorher die Hand aufhält."
Der Mann lacht und nimmt noch einen Schluck. Nick Le Cornu kann darüber nur den Kopf schütteln. Er bleibt vor dem lokalen Parlamentsgebäude stehen. Auf der Insel wird sich nur etwas verändern, sagt er, wenn der Druck von außen größer wird:
"Die Eliten, die Europa regieren, haben ihr Vermögen auch hier. Deshalb tun sie nichts, obwohl sie doch eigentlich eine Verpflichtung gegenüber ihren Wählern haben. Sie müssen endlich die Reichen besteuern und Steuerparadiese wie die Schweiz und Jersey abschaffen."
Erst dann, davon ist Nick Le Cornu überzeugt, lässt sich ein Weg aus der Finanzkrise finden.
"Es gibt keine Regeln. Niemand will wissen, woher mein Geld kommt. In England musst Du zum Beispiel Erbschaftsteuer bezahlen. Hier nicht. Wenn ich sterbe, dann geht mein Geld aus Jersey direkt an meine Kinder, ohne dass da jemand vorher die Hand aufhält."
Der Mann lacht und nimmt noch einen Schluck. Nick Le Cornu kann darüber nur den Kopf schütteln. Er bleibt vor dem lokalen Parlamentsgebäude stehen. Auf der Insel wird sich nur etwas verändern, sagt er, wenn der Druck von außen größer wird:
"Die Eliten, die Europa regieren, haben ihr Vermögen auch hier. Deshalb tun sie nichts, obwohl sie doch eigentlich eine Verpflichtung gegenüber ihren Wählern haben. Sie müssen endlich die Reichen besteuern und Steuerparadiese wie die Schweiz und Jersey abschaffen."
Erst dann, davon ist Nick Le Cornu überzeugt, lässt sich ein Weg aus der Finanzkrise finden.