Schlüsselübergabe der James-Simon-Galerie

Akropolis im Berliner Sand

Die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel in Berlin
Die James-Simon-Galerie ist nach jahrelangen Verzögerung fertiggestellt. © dpa / picture alliance / Bernd von Jutrcenka
Von Maria Ossowski  · 13.12.2018
Kritiker unken, es sei die "teuerste Garderobe der Welt". Selbst Architekt David Chipperfield nennt die James-Simon-Galerie humorvoll eine "Mülltonne". Für Besucher öffnet das Tor zur Berliner Museumsinsel 2019.
Nein, es ist nicht die teuerste Garderobe der Welt, wie die Berliner spotten. Diese James-Simon-Galerie kostet zwar mit 134 Millionen Euro doppelt so viel wie geplant, sie hätte ursprünglich auch 2014 eröffnet werden sollen, aber sie ist keineswegs nur zentraler Eingang für vier Museen auf der Insel mit Ticketshops, Garderoben und Bücher- oder Souvenirshops.

"Füßen im Schlamm und den Augen im Himmel"

In dem rechtwinkligen weißen Bau vor dem Pergamonmuseum mit den geometrisch strengen, eng aneinandergereihten Säulen können Besucher auf mehreren Ebenen ins Neue Museum oder ins Pergamonmuseum laufen, sie können aber auch Ausstellungen anschauen oder Vorträge hören. David Chipperfield nennt seinen Entwurf nicht eine eierlegende Wollmilchsau, sondern mit britisch-trockenem Humor Dustbin, Mülltonne.
"Was wir hier bieten, gibt’s nicht auf der Museumsinsel: Es gibt kein Auditorium, es gibt keine Shops, keine anständigen Garderoben, ordentliche Ticketcounter, gar nichts. Das Gebäude hat all den Krimskrams, den es sonst auf der Museumsinsel nicht gibt. Das war mühevoll am Anfang, sollten wir eine Mülltonne oder einen Einkaufskorb planen? Es ist ein Gebäude, das alles verbindet, und das war architektonisch herausfordernd."
Trotz der flachen Sandbodentopografie der Hauptstadt stand die Akropolis wenigstens ideell Pate. Zunächst hatte Chipperfield einen modernen Kubus aus Stahl und Glas geplant, eine Bürgerinitiative mit Günter Jauch und Lea Rosh an der Spitze hat dies verhindert. Nun kommt der nach dem jüdischen Kunstmäzen James Simon benannte Bau modern griechisch daher. 1200 Betonpfähle tragen ihn auf 40 Meter tiefen Baugrund. Es war, so Chipperfield, eine Arbeit mit den Füßen im Schlamm und den Augen im Himmel.

Ein in Architektur übersetzter Garten

Innen hell gestaltet mit viel Beton und Tageslicht wirkt die James-Simon-Galerie mit ihren vielen Ebenen und Durchblicken transparent. Der Architekt und Chefdesigner Alexander Schwarz, Partner von Chipperfield: "Eigentlich ist es ein landschaftliches Gebäude. Es ist eher wie ein in Architektur übersetzter Garten, durch den man spaziert und von da neu auf das Phänomen Museumsinsel schaut, neu in die Stadt schaut und neu die Beziehungen untereinander erlebt."
Richtfest für die James-Simon-Galerie, das neue Eingangsgebäude der Berliner Museumsinsel
Die Eröffnung der James-Simon-Galerie hat sich um vier Jahre verzögert.© dpa / picture alliance / Bernd von Jutrczenka
Die Anmutung ist edel, im Auditorium können 350 Besucher auf Bänken aus gerauchter Eiche und Kastanienholz Platz nehmen, im 650 Quadratmeter, auch teilbaren großen Ausstellungsraum imitiert die Beleuchtung Tageslicht. Chipperfield und Schwarz arbeiten seit Jahrzehnten auf der Museumsinsel, ihr Neues Museum ist nicht nur wegen der Nofretete, sondern auch wegen der edlen Architektur ein Magnet. Die Berliner Entwürfe haben weitere Bauten des Stararchitekten beeinflusst.
Schwarz: "Einige andere wichtige Entwürfe, die in der Zeit entstanden sind, sind unmittelbar in dieser Auseinandersetzung entstanden. Marbach, das Haus Bastian, selbst das Folkwang-Museum sind Entwürfe, die mit diesem Laboratorium Museumsinsel zu tun haben."
Nach der endlosen Baugeschichte soll die James-Simon-Galerie ab dem kommenden Jahr nun auch für die Besucher geöffnet sein.
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