Schlingensief-Installation Kaprow City

Facetten jenseits der Provokation

07:07 Minuten
Die Installation Kaprow City von Christoph Schlingensief in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf.
Eine "Filmskulptur" mit verschiedenen Ebenen: Die Installation "Kaprow City" von Christoph Schlingensief in der Kunstsammlung NRW. © Achim Kukulies, © Nachlass Christoph Schlingensief
Kathrin Beßen im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 24.05.2021
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Eine Multimedia-Installation von Christoph Schlingensief zeigt die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf. Die als begehbares Bühnenbild entworfene Arbeit führe die enorme Vielseitigkeit des Künstlers vor Augen, sagt Kuratorin Kathrin Beßen.
Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt Christoph Schlingensiefs multimediales Kunstwerk "Kaprow City", das als eine der wenigen installativen Arbeiten Schlingensiefs erhalten geblieben ist. "Kaprow City" wurde zunächst 2006 als "begehbares Bühnenbild" für die Berliner Volksbühne geschaffen, wanderte dann 2007 ins Migros Museum nach Zürich und wird jetzt zum ersten Mal in einem Museum in Deutschland gezeigt.

Vaters Filme und flimmernde Kulissen

Die begehbare Installation bezeichnet Kuratorin Kathrin Beßen als "tonlose Filmskulptur" mit sehr großen Ausmaßen, die mit vielen Filmausschnitten die "unglaubliche Komplexität" von Schlingensiefs Arbeit transportiere. Zwar habe Schlingensief viel umgebaut aber drei Viertel der ursprünglichen Bühnensituation in die Installation überführt.
In der Installation gebe es drei filmische Ebenen, sagt Beßen: Das Publikum erfahre durch dokumentarische Filmausschnitte etwas zur Historie des ursprünglichen Theaterstücks "Kaprow City", könne Teile des Films "Fremdverstümmelung" anschauen, der Schlingensief sehr am Herzen lag, außerdem seien Amateurfilme zu sehen, die Schlingensiefs Vater aufgenommen habe: ein Hinweis auf die Wurzeln von Christoph Schlingensiefs eigenem filmischen Schaffen.

Das Museum als Schutzraum erleben

Schlingensief habe 2007 bei der durch das Migros Museum ausgesprochenen Einladung zur Einzelausstellung eine neue Erfahrung gemacht, sagt Beßen: "Da begreift er, müde von der ständigen Zuschreibung des Provokateurs, das Museum als Schutzraum. Insofern, als er sich einerseits zurückziehen und konzentrieren kann, aber auch dadurch, dass er reflektiert, welche Rolle seine Anwesenheit für das Kunstwerk spielt."
Ausgerechnet der extrovertierte, offensive Schlingensief habe damals den Schluss gezogen, die Anwesenheit des Künstlers komplett zurückzufahren und das eigenständige autonome Kunstwerk zu betonen.
(rja)

Christoph Schlingensief. Kaprow City
Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, K20
bis 17.10.2021

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