Schlichtungen erhöhen Akzeptanz von Großprojekten

04.12.2010
Sowohl die CDU-Regierung in Baden-Württemberg als auch die Grünen haben von den Schlichtungsgesprächen in Sachen Stuttgart 21 profitiert, sagt der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider. Das ergebe eine repräsentative Umfrage.
Über 80 Prozent der Befragten hätten gesagt, dass diese Form der Bürgerbeteiligung die Akzeptanz von Projekten erhöhen könne, sagte der Lehrstuhlinhaber für Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim. Allerdings hätten viele in der Umfrage auch angegeben, dass solche Gespräche künftig zu Beginn eines Verfahrens erfolgen sollten.

Durch die Vermittlung haben die Befürworter des Bahnhofsprojekts laut Brettschneider leicht zugelegt, so dass nun beide Seiten ungefähr 43 Prozent der Bevölkerung ausmachen würden. Auch viele Gegner würden den Schlichterspruch als ausgewogen bezeichnen: "Insgesamt finden über 50 Prozent den Schlichterspruch positiv."

Die Gespräche haben sich nach der Umfrage von Brettschneider für die CDU als positiv herausgestellt: "Diese Versachlichung trägt dazu bei, dass auch der Ministerpräsident Stefan Mappus wieder positiver bewertet wird." Die Landtagswahl im März werde aber entscheidend davon abhängen, welche Themen neben Stuttgart 21 im Mittelpunkt stünden.

Auch die Grünen würden nicht unter dem Schlichterspruch leiden, weil sie nun die Verbesserungen als Ergebnis ihres Protestes darstellen könnten: "Insofern kann man sagen, die Grünen kommen ebenfalls mit einem blauen Auge davon. Beide Seiten mussten ein bisschen Federn lassen. Die Bahn, weil sie mehr bezahlen und Veränderungen vornehmen muss, die Grünen, weil sie ihre Variante, den Kopfbahnhof, nicht durchsetzen konnten."

Brettschneider erklärte: "In Stuttgart können wir wie unter einem Brennglas beobachten, was sich woanders in Deutschland auch tut. Es gibt ja von Norden bis Süden überall Großprojekte." Eine wesentliche Lehre sei, dass der Widerstand ernst genommen werden müsse: "Man muss auf Augenhöhe miteinander sprechen, Einwände nicht als lästig empfinden, sondern darauf reagieren."
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