Schizophrener Sternenstürmer
Vergangenheitsbewältigung auf der Bühne: Das Potsdamer Hans Otto Theater hat mit "Der Fall Janke" das Leben eines Mannes auf die Bühne gebracht, der 40 Jahre in der DDR in der Psychiatrie verbracht hat und dort diverse Raumschiffe entwickelte. Doch was in so einem schizophrenen Gehirn vorgeht oder was das Verhältnis von Politik und Psychiatrie in der DDR angeht, wurde in dem Stück nicht deutlich.
Eine Themenwochenende mit biografischen Arbeiten hat das Hans Otto Theater veranstaltet: Zunächst stand der von Adriana Altaras zusammen mit Co-Autor Dirk Olaf Hanke verfasste "Der Fall Janke" auf dem Spielplan. 40 Jahre lang verbrachte der manisch erfindende Schizophrenie-Patient in der psychiatrischen Anstalt Hubertusburg in Wermsdorf bei Leipzig. Er erfand fieberhaft Luftschiffe, mit denen er aus der Enge seiner Zelle auch in den Weltraum hinausgriff und fertigte um die 2.500 kunstvolle Zeichnungen an, während der einstige Nazi-Ingenieur Wernher von Braun in den USA seine Raketenentwicklungen fortsetzte, die in der realen Eroberung des Raums und der Mondlandung gipfelten.
Regisseurin Adriana Altaras bringt beide Figuren zusammen in eine Anstaltssituation, in die musikalisch Ostalgie hineinweht: Gleich mehrere Lieder hintereinander schmettern die sangeslustigen Anstaltsinsassen zu Beginn der Aufführung, die - auch durch ihr finsteres Dekor - zunächst entfernt an frühe Arbeiten von Christoph Marthaler erinnert.
Aber eine unausgesetzte Unterhaltungswut ist hier offenkundig und die fegt eigentlich alle Fragen weg, die bei diesem Thema von Interesse wären: Die Frage wie das Gehirn eines autistischen Erfinders funktioniert, die Frage nach dem Verhältnis von DDR-Politik und Psychiatrie, die Frage nach dem Zusammenhang von Wahn, Genie und künstlerischer Produktion, die posthume Ausstellungen der Zeichnungen Karl Hans Jankes vor Jahren dokumentierten.
Mit dem von Lea Rosh und Renate Kreibich initiierten "Staatsicherheiten" setzte sich das Uraufführungswochenende am Hans Otto Theater fort. Zweimal biografisches Theater, zuerst als lustige Farce und dann als gewissenschweres Zeitdokument. Diese DDR-Gefängnisgeschichten in Potsdam zeigen indirekt sehr deutlich: Wo die jüngste Geschichte erst noch verarbeitet, verstanden werden muss, kann das authentische Zeugnis oft ungleich mehr leisten, als die Kunst des Theaters.
Der Fall Janke
Uraufführung am Potsdamer Hans Otto Theater
von Adriana Altaras und Dirk Olaf Hanke unter Mitarbeit von Michael Erler
Regisseurin Adriana Altaras bringt beide Figuren zusammen in eine Anstaltssituation, in die musikalisch Ostalgie hineinweht: Gleich mehrere Lieder hintereinander schmettern die sangeslustigen Anstaltsinsassen zu Beginn der Aufführung, die - auch durch ihr finsteres Dekor - zunächst entfernt an frühe Arbeiten von Christoph Marthaler erinnert.
Aber eine unausgesetzte Unterhaltungswut ist hier offenkundig und die fegt eigentlich alle Fragen weg, die bei diesem Thema von Interesse wären: Die Frage wie das Gehirn eines autistischen Erfinders funktioniert, die Frage nach dem Verhältnis von DDR-Politik und Psychiatrie, die Frage nach dem Zusammenhang von Wahn, Genie und künstlerischer Produktion, die posthume Ausstellungen der Zeichnungen Karl Hans Jankes vor Jahren dokumentierten.
Mit dem von Lea Rosh und Renate Kreibich initiierten "Staatsicherheiten" setzte sich das Uraufführungswochenende am Hans Otto Theater fort. Zweimal biografisches Theater, zuerst als lustige Farce und dann als gewissenschweres Zeitdokument. Diese DDR-Gefängnisgeschichten in Potsdam zeigen indirekt sehr deutlich: Wo die jüngste Geschichte erst noch verarbeitet, verstanden werden muss, kann das authentische Zeugnis oft ungleich mehr leisten, als die Kunst des Theaters.
Der Fall Janke
Uraufführung am Potsdamer Hans Otto Theater
von Adriana Altaras und Dirk Olaf Hanke unter Mitarbeit von Michael Erler