Schipanski will einheitliche Bewertungsstandards in den Schulen
Die CDU-Politikerin und Thüringische Landtagspräsidentin, Dagmar Schipanksi, hat an die Bundesländer appelliert, sich schnell auf einheitliche Bewertungsstandards in den Schulen zu einigen. Es werde bei der Föderalismusreform nicht zu einem Rahmengesetz des Bundes für schulische Bildung kommen, daher müssten die Länder gemeinsame Bildungsstandards zügig durchsetzen, sagte die CDU-Politikerin.
Marie Sagenschneider: Dass Kinder aus sozialenschwachen Schichten, auch Einwandererkinder, weniger Chancen haben, es aufs Gymnasium zu schaffen, das ist ja nun hinlänglich bekannt und wenn man sieht, dass Zahlen sich da nicht entscheidend verändert haben, manche sagen sogar, die Schere geht noch weiter auseinander, was die Durchlässigkeit des Systems anbelangt, dann fragt man sich, warum ist so wenig geschehen?
Dagmar Schipanski: Nach dem ersten PISA-Schock sind ja verschiedene Möglichkeiten ausgelotet worden, um Veränderungen vorzunehmen, und gerade bei der frühkindlichen Bildung haben viele Länder versucht sofort anzusetzen, indem zum Beispiel Sprachunterricht und Sprachmöglichkeiten, zur Verbesserung der Sprachmöglichkeiten, schon im Kindergarten angeboten werden, damit man mit einem besseren Niveau in die Schulen hineingeht. Das sind die ersten Möglichkeiten, die ausgelotet worden sind. Wenn wir jetzt diese Ergebnisse sehen, dann hat sich für meine Begriffe etwas stärker herauskristallisiert dieses Problems des Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und dem erreichten Schulerfolg. Meiner Meinung nach muss das jetzt noch wesentlich mehr differenziert betrachtet werden, denn es gibt ja einige Länder, wo das nicht so gravierend ist, und die auch ziemlich aufgeholt haben. Ich erinnere an mein eigenes Bundesland. Hier ist dieser Zusammenhang nicht so deutlich zum Ausdruck gekommen wie in anderen Ländern. Und deshalb sollte man dort genau sehen, welche Didaktik wird dort verfolgt, und natürlich auch immer im Zusammenhang sehen, wie groß ist der Ausländeranteil. Und diese nähere Analyse wünsche ich mir, damit man dann gezielt weitergehen kann. Ich halte nicht die Schulformen für verantwortlich, sondern wirklich die Art und Weise des Unterrichts.
Sagenschneider: Wir stellen ja fest, Bayern schneidet sehr gut ab, insgesamt bei der PISA-Studie, Sachsen auch, Sachsen folgt sozusagen auf dem Fuß, aber in Sachsen ist die Durchlässigkeit des Systems höher. Sie haben Thüringen genannt, Brandenburg steht da auch ganz gut da und Sie haben von Didaktik gesprochen. Was meinen Sie damit?
Schipanski: Ich meine damit, dass in den ersten Jahren wirklich auch Leistungsanreize gegeben werden müssen, dass es Zielstellungen geben muss, also dieses Prinzip "Fordern und Fördern", das ist das, was ganz entschieden durchgesetzt werden muss. Wenn Sie mal schauen: Bayern, Sachsen, Thüringen, das sind die Länder, in denen die CDU regiert, und in denen wir wirklich in erster Linie auf dieses Prinzip gesetzt haben, unmittelbar nach dem Erscheinen der ersten PISA-Ergebnisse. Und Didaktik heißt für mich, dass ich versuche, bestimmte Ergebnisse in einem bestimmten Zeitabschnitt zu erreichen und dann auch die Schüler mitnehme, dass ich benoten kann, dass ich auch bewerten kann, das ist ein ganz entscheidender Punkt bei der Erziehung im frühen Kindesalter.
Sagenschneider: Nun ja, aber in Bayern hat es nicht geholfen, das System durchlässiger zu machen. In Bayern ist es sogar am gravierendsten, was diese Schere anbelangt
Schipanski: Ja, deshalb habe ich ja gesagt, ich hätte gerne, dass das näher analysiert wird. Ich kann das jetzt in diesem Fall von Sachsen und Thüringen auf diese Dinge zurückführen, weil ich dort den entsprechenden Einblick habe. Ich würde sehr begrüßen, wenn man nach einheitlichen Kriterien jetzt die unterschiedlichen Länder noch einmal näher analysiert.
Sagenschneider: Es ist ja auch in vielen Fällen so, dass Schüler, die erst mal auf die Realschule gehen, später kaum noch eine Chance haben, aufs Gymnasium zu wechseln. Jetzt haben sie vorhin gesagt, am Schulsystem liegt es nicht, aber wenn man so etwas hört, denkt man eigentlich, genau daran liegt es auch.
Schipanski: Das wird jetzt für meine Begriffe auch mit davon abhängen, wie die Forderungen, die über die Bildungsstandards reinkommen in die einzelnen Schulstufen, wie die erfüllt werden von den Schulen. Wenn man nämlich davon ausgeht, dass man einheitliche Bildungsstandards, das heißt also einheitliches Wissen und Kompetenzen und Fähigkeiten für Altersstufen angibt, dann dürfte dieser Übergang von den Realschulen in die Gymnasien nicht mehr so schwierig sein. Solange das aber noch nicht erreicht ist, die Einhaltung der Bildungsstandards, solange haben wir wahrscheinlich noch solche Probleme. Und das ist ja auch unterschiedlich in den einzelnen Länder. Es gibt eben Länder, in denen ist es einfacher.
Sagenschneider: Einheitliche Bildungsstandards, vielleicht auch einheitliche Schulrahmengesetze, wie hilfreich kann hier der Bund sein? Ich frage das, weil es derzeit doch eher so aussieht, als würden sich die potentiellen Koalitionäre in Berlin eher auf das Gegenteil verständigen, nämlich die Kompetenzen des Bundes, die ja sowieso in diesem Feld schon begrenzt sind, ganz zu kippen.
Schipanski: Ich gehe davon aus, dass die Föderalismusreform, so wie sie jetzt in der großen Koalition verhandelt worden ist, sehr schnell und zügig durchgeführt wird, und da wird es eben gerade kein Rahmengesetz für schulische Bildung geben. Aber die Verbesserung der Zusammenarbeit gerade bei der Erarbeitung der Bildungsstandards und bei deren Durchsetzung, dass ist Ländersache, daran sollte man appellieren, dass das von den Ländern aus erfolgt. Und ich war ja 2002, als diese ersten Ergebnisse kamen, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und genau damals haben wir diese Bildungsstandards, die Erarbeitung, vereinbart und ich glaube, eine der Konsequenzen aus den jetzigen Ergebnissen sollte sein, dass die Arbeit an den Bildungsstandards ganz zügig voran geführt wird und dass sich die Länder auf einheitliche Standards dann bei der Bewertung einigen.
Sagenschneider: Das muss aber relativ schnell gehen, denn wenn man sich die Situation anschaut, in der wir sind, dann ist das ja schon schwierig. Wir haben große Unterschiede was die einzelnen Bundesländer anbelangt, was natürlich für Familien, die aus was für Gründen auch immer, umziehen müssen, richtig schwierig ist. Zwischen Bayern und Bremen gibt es einen Lernabstand von einem Jahr.
Schipanski: Darf ich Ihnen hier etwas sagen: Als ich die Ergebnisse damals veröffentlicht habe, waren es zwei Jahre. Es ist also auf ein Jahr herabgesunken.
Sagenschneider: Das heißt, wir warten noch fünf Jahre und dann ist alles besser?
Schipanski: Nein, das heißt für mich, es greifen die ersten Reformen. Nur in den Schulen haben Sie Zeiten, die eben länger sind als kurzfristige Erfolge, die man sich meistens wünscht. Darauf hatten wir aber auch schon hingewiesen. Denn ein entscheidender Punkt liegt ja zum Beispiel auch in der Lehrerausbildung, dass Lehrer mehr didaktische Fähigkeiten, dass Lehrer mehr analytische Fähigkeiten vermittelt bekommen. Da müssen Sie sich überlegen, bis wann das dann entsprechend flächendeckend in den Schulen greift. Das heißt für mich nicht, dass ich jetzt einer Langsamkeit das Wort rede, aber ich möchte einfach, dass man sich überlegt, wie der Wettbewerb zwischen den Länder jetzt greifen kann und wie er sich äußern kann, und Wettbewerb ist für mich nach wie vor ein zentraler Punkt.
Dagmar Schipanski: Nach dem ersten PISA-Schock sind ja verschiedene Möglichkeiten ausgelotet worden, um Veränderungen vorzunehmen, und gerade bei der frühkindlichen Bildung haben viele Länder versucht sofort anzusetzen, indem zum Beispiel Sprachunterricht und Sprachmöglichkeiten, zur Verbesserung der Sprachmöglichkeiten, schon im Kindergarten angeboten werden, damit man mit einem besseren Niveau in die Schulen hineingeht. Das sind die ersten Möglichkeiten, die ausgelotet worden sind. Wenn wir jetzt diese Ergebnisse sehen, dann hat sich für meine Begriffe etwas stärker herauskristallisiert dieses Problems des Zusammenhangs zwischen der sozialen Herkunft und dem erreichten Schulerfolg. Meiner Meinung nach muss das jetzt noch wesentlich mehr differenziert betrachtet werden, denn es gibt ja einige Länder, wo das nicht so gravierend ist, und die auch ziemlich aufgeholt haben. Ich erinnere an mein eigenes Bundesland. Hier ist dieser Zusammenhang nicht so deutlich zum Ausdruck gekommen wie in anderen Ländern. Und deshalb sollte man dort genau sehen, welche Didaktik wird dort verfolgt, und natürlich auch immer im Zusammenhang sehen, wie groß ist der Ausländeranteil. Und diese nähere Analyse wünsche ich mir, damit man dann gezielt weitergehen kann. Ich halte nicht die Schulformen für verantwortlich, sondern wirklich die Art und Weise des Unterrichts.
Sagenschneider: Wir stellen ja fest, Bayern schneidet sehr gut ab, insgesamt bei der PISA-Studie, Sachsen auch, Sachsen folgt sozusagen auf dem Fuß, aber in Sachsen ist die Durchlässigkeit des Systems höher. Sie haben Thüringen genannt, Brandenburg steht da auch ganz gut da und Sie haben von Didaktik gesprochen. Was meinen Sie damit?
Schipanski: Ich meine damit, dass in den ersten Jahren wirklich auch Leistungsanreize gegeben werden müssen, dass es Zielstellungen geben muss, also dieses Prinzip "Fordern und Fördern", das ist das, was ganz entschieden durchgesetzt werden muss. Wenn Sie mal schauen: Bayern, Sachsen, Thüringen, das sind die Länder, in denen die CDU regiert, und in denen wir wirklich in erster Linie auf dieses Prinzip gesetzt haben, unmittelbar nach dem Erscheinen der ersten PISA-Ergebnisse. Und Didaktik heißt für mich, dass ich versuche, bestimmte Ergebnisse in einem bestimmten Zeitabschnitt zu erreichen und dann auch die Schüler mitnehme, dass ich benoten kann, dass ich auch bewerten kann, das ist ein ganz entscheidender Punkt bei der Erziehung im frühen Kindesalter.
Sagenschneider: Nun ja, aber in Bayern hat es nicht geholfen, das System durchlässiger zu machen. In Bayern ist es sogar am gravierendsten, was diese Schere anbelangt
Schipanski: Ja, deshalb habe ich ja gesagt, ich hätte gerne, dass das näher analysiert wird. Ich kann das jetzt in diesem Fall von Sachsen und Thüringen auf diese Dinge zurückführen, weil ich dort den entsprechenden Einblick habe. Ich würde sehr begrüßen, wenn man nach einheitlichen Kriterien jetzt die unterschiedlichen Länder noch einmal näher analysiert.
Sagenschneider: Es ist ja auch in vielen Fällen so, dass Schüler, die erst mal auf die Realschule gehen, später kaum noch eine Chance haben, aufs Gymnasium zu wechseln. Jetzt haben sie vorhin gesagt, am Schulsystem liegt es nicht, aber wenn man so etwas hört, denkt man eigentlich, genau daran liegt es auch.
Schipanski: Das wird jetzt für meine Begriffe auch mit davon abhängen, wie die Forderungen, die über die Bildungsstandards reinkommen in die einzelnen Schulstufen, wie die erfüllt werden von den Schulen. Wenn man nämlich davon ausgeht, dass man einheitliche Bildungsstandards, das heißt also einheitliches Wissen und Kompetenzen und Fähigkeiten für Altersstufen angibt, dann dürfte dieser Übergang von den Realschulen in die Gymnasien nicht mehr so schwierig sein. Solange das aber noch nicht erreicht ist, die Einhaltung der Bildungsstandards, solange haben wir wahrscheinlich noch solche Probleme. Und das ist ja auch unterschiedlich in den einzelnen Länder. Es gibt eben Länder, in denen ist es einfacher.
Sagenschneider: Einheitliche Bildungsstandards, vielleicht auch einheitliche Schulrahmengesetze, wie hilfreich kann hier der Bund sein? Ich frage das, weil es derzeit doch eher so aussieht, als würden sich die potentiellen Koalitionäre in Berlin eher auf das Gegenteil verständigen, nämlich die Kompetenzen des Bundes, die ja sowieso in diesem Feld schon begrenzt sind, ganz zu kippen.
Schipanski: Ich gehe davon aus, dass die Föderalismusreform, so wie sie jetzt in der großen Koalition verhandelt worden ist, sehr schnell und zügig durchgeführt wird, und da wird es eben gerade kein Rahmengesetz für schulische Bildung geben. Aber die Verbesserung der Zusammenarbeit gerade bei der Erarbeitung der Bildungsstandards und bei deren Durchsetzung, dass ist Ländersache, daran sollte man appellieren, dass das von den Ländern aus erfolgt. Und ich war ja 2002, als diese ersten Ergebnisse kamen, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und genau damals haben wir diese Bildungsstandards, die Erarbeitung, vereinbart und ich glaube, eine der Konsequenzen aus den jetzigen Ergebnissen sollte sein, dass die Arbeit an den Bildungsstandards ganz zügig voran geführt wird und dass sich die Länder auf einheitliche Standards dann bei der Bewertung einigen.
Sagenschneider: Das muss aber relativ schnell gehen, denn wenn man sich die Situation anschaut, in der wir sind, dann ist das ja schon schwierig. Wir haben große Unterschiede was die einzelnen Bundesländer anbelangt, was natürlich für Familien, die aus was für Gründen auch immer, umziehen müssen, richtig schwierig ist. Zwischen Bayern und Bremen gibt es einen Lernabstand von einem Jahr.
Schipanski: Darf ich Ihnen hier etwas sagen: Als ich die Ergebnisse damals veröffentlicht habe, waren es zwei Jahre. Es ist also auf ein Jahr herabgesunken.
Sagenschneider: Das heißt, wir warten noch fünf Jahre und dann ist alles besser?
Schipanski: Nein, das heißt für mich, es greifen die ersten Reformen. Nur in den Schulen haben Sie Zeiten, die eben länger sind als kurzfristige Erfolge, die man sich meistens wünscht. Darauf hatten wir aber auch schon hingewiesen. Denn ein entscheidender Punkt liegt ja zum Beispiel auch in der Lehrerausbildung, dass Lehrer mehr didaktische Fähigkeiten, dass Lehrer mehr analytische Fähigkeiten vermittelt bekommen. Da müssen Sie sich überlegen, bis wann das dann entsprechend flächendeckend in den Schulen greift. Das heißt für mich nicht, dass ich jetzt einer Langsamkeit das Wort rede, aber ich möchte einfach, dass man sich überlegt, wie der Wettbewerb zwischen den Länder jetzt greifen kann und wie er sich äußern kann, und Wettbewerb ist für mich nach wie vor ein zentraler Punkt.