Schiller vor Naturkulisse
Ein reines Laienensemble, dessen Mitglieder in dem 300-Seelen-Dorf Bauerbach leben, gibt in einem Naturtheater Schillers "Johanna von Orleans". Auf der Flucht vor seinem Landesherrn war der Dichter hier einst untergetaucht. Seit mehr als 50 Jahren huldigt man ihm auf diese Weise.
Energisch und selbstbewusst ist Schillers "Johanna von Orleans", die auf der Bühne des Naturtheaters "Friedrich Schiller" in Bauerbach zwischen ihren Schwestern auf der Wiese steht. Katja Lüdecke, 33-jährige Diplomingenieurin, hat keinerlei Schauspielausbildung, doch sie spielt und spricht mit Kraft und natürlichem Ausdruck. In einem reinen Laienensemble, dessen Mitglieder allesamt zur Einwohnerschaft des 300-Seelen-Dorfes Bauerbach gehören.
Nur sieben Monate lang hat Friedrich Schiller auf der Flucht vor seinem Landesherrn Herzog Karl Eugen von Württemberg vom Dezember 1782 an in diesem 13 Kilometer von Meiningen entfernten Dorf gelebt. Doch es war eine produktive Zeit: Hier schrieb er "Kabale und Liebe", hier entwarf er den "Don Carlos" und überarbeitete den "Fiesko". Und: Sein kurzer Aufenthalt hat das Dorf nachhaltig geprägt. Das ehemalige Gutshaus ist heute ein Schiller-Museum, das Gasthaus bietet die Speisen an, die Schiller hier gern aß, und zur Freilichtbühne am Fuße eines Hügels heißt es im Bauerbachlied:
Bauerbach, als Dorf so klein / hast du doch ein hohes Ziel, /
Schillers Erbe wert zu sein / zu ehren ihn im Freilichtspiel.
So spielt das Dorf seit 1959 vor allem ihren Schiller. In Bauerbach erlebt man Laientheater, das von Herzen kommt und in lebendiger, 56-jähriger Tradition steht. Der 57-jährige Volker Ansorg spielt den Talbot, er steht seit seinem 12. Lebensjahr auf der Bauerbacher Bühne.
Nicht alle haben die schauspielerische Kraft und die sprachliche Sicherheit wie Volker Ansorg und Sonja Lüdecke, Mutter der Hauptdarstellerin, die ebenfalls seit 45 Jahren dabei ist und diesmal mit frischem Witz die Königin Isabeau verkörpert. Es ist eben Laientheater. Mit all seinen Vorzügen, aber auch mit seinen Schwächen, das wissen die erfahrenen Laienschauspieler Sonja Lüdicke und Volker Ansorg.
Diese "Johanna"-Aufführung besitzt ihre ganz eigenen Qualitäten. Der Spielort am Fuße eines Hügels mit seiner auf einer Waldlichtung rund 600 Zuschauern Platz bietenden, leicht ansteigenden Naturbühne schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Und Schauwerte gibt es einige. Da galoppieren Reiter über die Wiesenbühne und jagen knapp unter einer kleinen hölzernen Brücke hindurch, daß es den Zuschauern den Atem verschlägt.
Alle, ob die Fahnen und Schwerter schwenkenden Knappen, die von der männlichen wie der weiblichen Dorfjugend gespielt werden, oder die erwachsenen Darsteller der Adligen am Königshof, sie alle tragen liebevoll gestaltete, historisierende bunte Kostüme und befleißigen sich eines direkten, manchmal auch einfach nur deklamierenden Spiels. Schillers Text wird mit wenig gestischem Aufwand sorgfältig vorgetragen. Hier wird nichts groß aktualisiert oder interpretiert. Dabei fühlt sich die Johanna-Darstellerin Katja Lüdecke der historischen Figur durchaus wesensverwandt:
So besitzt die Bauerbacher Inszenierung von Schillers "Johanna von Orleans" in ihren guten Momenten den Charme spielerischer Authentizität und entfaltet an diesem historischen Ort ihre eigene Wirkung. Und da Bauerbach jetzt nicht mehr wie zu DDR-Zeiten direkt an der deutsch-deutschen Grenze im Sperrgebiet liegt, kommt jetzt das Publikum ganz unkompliziert aus allen Himmelsrichtungen.
Link:
Stiftung Weimarer Klassik: Schiller-Museum Bauerbach
Nur sieben Monate lang hat Friedrich Schiller auf der Flucht vor seinem Landesherrn Herzog Karl Eugen von Württemberg vom Dezember 1782 an in diesem 13 Kilometer von Meiningen entfernten Dorf gelebt. Doch es war eine produktive Zeit: Hier schrieb er "Kabale und Liebe", hier entwarf er den "Don Carlos" und überarbeitete den "Fiesko". Und: Sein kurzer Aufenthalt hat das Dorf nachhaltig geprägt. Das ehemalige Gutshaus ist heute ein Schiller-Museum, das Gasthaus bietet die Speisen an, die Schiller hier gern aß, und zur Freilichtbühne am Fuße eines Hügels heißt es im Bauerbachlied:
Bauerbach, als Dorf so klein / hast du doch ein hohes Ziel, /
Schillers Erbe wert zu sein / zu ehren ihn im Freilichtspiel.
So spielt das Dorf seit 1959 vor allem ihren Schiller. In Bauerbach erlebt man Laientheater, das von Herzen kommt und in lebendiger, 56-jähriger Tradition steht. Der 57-jährige Volker Ansorg spielt den Talbot, er steht seit seinem 12. Lebensjahr auf der Bauerbacher Bühne.
Nicht alle haben die schauspielerische Kraft und die sprachliche Sicherheit wie Volker Ansorg und Sonja Lüdecke, Mutter der Hauptdarstellerin, die ebenfalls seit 45 Jahren dabei ist und diesmal mit frischem Witz die Königin Isabeau verkörpert. Es ist eben Laientheater. Mit all seinen Vorzügen, aber auch mit seinen Schwächen, das wissen die erfahrenen Laienschauspieler Sonja Lüdicke und Volker Ansorg.
Diese "Johanna"-Aufführung besitzt ihre ganz eigenen Qualitäten. Der Spielort am Fuße eines Hügels mit seiner auf einer Waldlichtung rund 600 Zuschauern Platz bietenden, leicht ansteigenden Naturbühne schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Und Schauwerte gibt es einige. Da galoppieren Reiter über die Wiesenbühne und jagen knapp unter einer kleinen hölzernen Brücke hindurch, daß es den Zuschauern den Atem verschlägt.
Alle, ob die Fahnen und Schwerter schwenkenden Knappen, die von der männlichen wie der weiblichen Dorfjugend gespielt werden, oder die erwachsenen Darsteller der Adligen am Königshof, sie alle tragen liebevoll gestaltete, historisierende bunte Kostüme und befleißigen sich eines direkten, manchmal auch einfach nur deklamierenden Spiels. Schillers Text wird mit wenig gestischem Aufwand sorgfältig vorgetragen. Hier wird nichts groß aktualisiert oder interpretiert. Dabei fühlt sich die Johanna-Darstellerin Katja Lüdecke der historischen Figur durchaus wesensverwandt:
So besitzt die Bauerbacher Inszenierung von Schillers "Johanna von Orleans" in ihren guten Momenten den Charme spielerischer Authentizität und entfaltet an diesem historischen Ort ihre eigene Wirkung. Und da Bauerbach jetzt nicht mehr wie zu DDR-Zeiten direkt an der deutsch-deutschen Grenze im Sperrgebiet liegt, kommt jetzt das Publikum ganz unkompliziert aus allen Himmelsrichtungen.
Link:
Stiftung Weimarer Klassik: Schiller-Museum Bauerbach