Schiller-Film zum Schiller-Jahr

Von Reiner Schweinfurth |
Friedrich Schiller - dass der Dichter ein filmreifes Leben hatte, geriet bei der Verbindung zu Johann Wolfgang Goethe immer wieder ein wenig in Vergessenheit. Weimar, wo dieses Dichtergespann deutsche Literaturpolitik betrieb und im 19. Jahrhundert für nationale Erweckung sorgte - Weimar blieb ein beschauliches, ein wenig aufregendes Städtchen. Kein Vergleich zu den Stationen, auf denen der Regisseur Martin Weinhart nun in knapp 90 TV-Minuten den Autor der "Räuber" begleitet.
Stuttgart und vor allem Mannheim, wo sich Friedrich Schiller zu einem der wenigen frei schaffenden Dramatiker seiner Epoche in Deutschland entwickelte. Am Theater herrscht Zeitdruck. Der Intendant des Mannheimer Nationaltheaters von Dalberg, gespielt von Jürgen Tarrach, hat als Geschäftsmann wenig Verständnis für die dichterischen Höhenflüge seines Autors Schiller. Der "Fiesco" wird schon geprobt, ist aber noch nicht fertig:

Dalberg: "Es fehlen noch drei Akte. "
Schiller: "Am Ende, da steckt die Philosophie des Ganzen drin. "
Dalberg: "Ich habe mich für Sie arg aus dem Fenster gelehnt. Lassen Sie mich nicht im Stich. "
Schiller: "Ich werde fertig. "
Dalberg: "Sie haben einen Kontrakt. Wenn Sie den verletzen, dann werden Sie für das deutsche Theater nicht mehr gebraucht. "

Matthias Schweighöfer spielt einen Schiller, von dem kaum zu ahnen ist, dass er später als Klassiker über den Wolken schweben wird. Er ist oft krank, wird von Fieberträumen geplagt und hat in seiner Erschöpfung poetische Visionen:

Schiller: "Es ist etwas Gleichgültiges in Welt, aber wenn die Pest und die Engel wüten, so ruft man Trauer aus. "

Die Geschichte seiner ersten Erfolge und Niederlagen wird mit großartigen Schauspielern erzählt: außer Schweighöfer treten Robert Dölle als Rivale Iffland auf, Ulrich Noethen als Verleger und Buchhändler; Teresa Weißbach ist die junge Schauspielerin und Geliebte Katharina Baumann.

"Schiller", der Film, geht mit der Biographie des Dichters frei aber nicht mutwillig um. Regisseur Weinhart und sein Drehbuchautor Hendrik Hölzemann erfinden, angelehnt an historische Vorbilder, zum Beispiel die Schauspielerin Caroline Wiethoeft, gespielt von Barbara Auer, die ein geschicktes Bindeglied darstellt zwischen den verschiedenen Intrigen am Mannheimer Theater. Durch solche dramaturgischen Mittel gewinnt der Film ein Tempo, das Matthias Schweighöfer immer wieder forciert und abbremst. Sein Schiller kämpft um seine Existenz, will unbedingt den Erfolg. Zum Beispiel mit dem bürgerlichen Trauerspiel "Kabale und Liebe". Doch selbst mit Opportunismus will ihm das in Mannheim nicht mehr gelingen:

Schiller: "Ich hoffe Ihre Exzellenz sind zufrieden. Es ist die volle Ladung Leid, die ich gebe. Jetzt mache ich mich sofort an den zweiten Teil der "Räuber". Ich werde alles vermeiden, was die Empfindungen des Publikums stören könnte. Ich werde meinen Kontrakt erfüllen. "
Dalberg: "Die Kurfürstin hat interveniert. Sie will partout, dass Iffland Hausautor wird. "

Doch das Schicksal bleibt Friedrich Schiller gewogen. Ein neuer Finanzier für die Zeitschrift "Tahlia" findet sich. Die ersten Fans in Thüringen schreiben ihm hymnische Briefe und laden ihn zu sich ein. Darauf antwortet der verehrte Autor mit der typischen Schwärmerei des Sturm und Drang:

Schiller: "Und wenn ich mir denke, dass in der Welt noch mehr solcher Zirkel sind...
dann freue ich mich meines Dichterberufes und versöhne mich mit Gott und meinem oft harten Verhängnis. "

Hinweis: Am 29. April um 20.45 Uhr auf arte und am 4. Mai um 20.15 Uhr in der ARD.