Schicksal und Abrechnung
"Ein Quantum Trost" ist der Abschied vom "alten" Bond. "Gerdas Schweigen" ist das Schicksal einer Auschwitz-Überlebenden, die heute in New York lebt. "Waltz with Bashir" ist eine sehr persönliche Abrechnung mit einem längst vergangenen Krieg.
Ein Quantum Trost
Großbritannien 2008, Regie: Marc Forster, Hauptdarsteller: Daniel Craig, Olga Kurylenko, Judi Dench, ab zwölf Jahren
So verwirrend wie der Titel des neuen Bond beginnt auch die Story, in der Daniel Craig die Mission aus "Casino Royal" zu Ende bringen will. Da stört ein Angriff auf seine Chefin (Judi Dench) die Abwicklungen. Die Jagd nach dem Killer verbindet Bond mit seinem persönlichen Rachefeldzug nach dem von Geheimnis und Verrat umwitterten Tod seiner Geliebten Vespa Lynd aus dem vergangenen Bond-Abenteuer.
Bond ist tödlich effizient, er schießt alles ab, was sich ihm in den Weg stellt und kommt auf die Fährte einer dubiosen Organisation namens "Quantum", die unter Führung des leicht irren Geschäftsmannes Dominique Green die Wasserreserven Lateinamerikas unter die profitable Kontrolle der vemeintlichen Umweltorganisation bringen will, was weder den britischen Geheimdienst noch die CIA zu stören scheint.
Dabei ist dem international agierenden, gewissenlosen Profiteur ein abgehalfteter Diktator zu Diensten, der seinerseits von der Rache der schönen Camille (Olga Kurylenko) verfolgt wird. Das Bond-Girl wird Partnerin Bonds in seinem Amoklauf, für amouröse Spielchen ist so wenig Zeit wie für andere nette Zutaten, die bisher für einen Bond-Film als unverzichtbar galten.
Auf seiner Jagt um den Erdball macht Bond weder vor den kulturellen Heiligtümern der Alten Welt halt, noch scheint sein Überleben gesichert. Die Special Effekts auf der Erde, zu Wasser und in der Luft, vor allem aber die brutalen Zweikämpfe sind so rasant geschnitten, dass der Zuschauer seinen Helden darin kaum mehr erkennt. Das geht auf Kosten von Spannung und Intensität.
Bond in Gestalt von Daniel Craig mutiert bei seinem zweiten Auftritt endgültig zum knallharten Actionhelden, der das Logo "Bond" kaum mehr verdient.
"Gerdas Schweigen"
Deutschland 2008. Regie: Britta Wauer. Darsteller: Knut Elstermann, Gerda Schrage. 90 Minuten, ohne Altersbeschränkung.
Der Dokumentarfilm berichtet über das Schicksal einer Auschwitz-Überlebenden, die ihre Wurzeln in Berlin hat und heute 87-jährig in New York lebt. Grundlage ist die Buch-Recherche des Berliner Journalisten Knut Elstermannn ("Gerdas Schweigen", Bebra Verlag 2005).
Die Buchvorlage wird in ihrer Komplexität von persönlicher Erkundung im familiären Umfeld, Reisereportage, Interviewdokument und historischer Recherche erhalten, wobei mit ausdrucksstarken Bildern vor allem aus New York und mit großer Ruhe erzählt wird, sodass der Zuschauer immer den Überblick behalten kann. Die Filmaufnahmen beginnen in New York zu einem Zeitpunkt, als der Erfolg des Buches Gerdas Leben verändert hat.
60 Jahre lang hat sie über ihre Erlebnisse im Vernichtungslager Auschwitz geschwiegen, auch ihrer eigenen, neuen Familie in Amerika gegenüber. Dann vertraute sie sich ausgerechnet einem "Fremden" an, auch wenn dieser Journalist aus der Berliner Familie kommt, die ihr das Überleben als Jüdin im faschistischen Berlin mit ermöglicht hat. Gerda hatte gute Gründe zu schwiegen, darüber, was sie veranlasste, doch zu sprechen und wie sie jetzt mit den Konsequenzen lebt, erzählt der Film ebenso wie über die Geschichte des Erinnerns.
"Waltz with Bashir"
Israel / Deutschland / Frankreich 2008. Regie: Ari Folman. FSK: ab 12. Länge: 87 Minuten
Die einzigartige Form der cineastischen Darstellung resultiert aus der Komplexität des Gezeigten. "Waltz with Bashir" ist ein sehr persönliche Abrechnung mit einem längst vergangenen Krieg, den Israel nach der Ermordung des christlich-libanesischen Präsidenten Bashir Gemayel 1982 führte (erster Libanonkrieg). An ihm musste Regisseur Ari Folman als 18-jähriger Soldat teilnehmen.
Er hatte seine Erlebnisse, zu denen auch die Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Shatila gehörten, verdrängt, bis ihm sein Freund von einem immer wiederkehrenden Alptraum erzählte. Der war für Ari Folmann Ausgangspunkt, erst einmal in einer klassischen Dokumentation mit vielen Interviews seine Erinnerungen wieder zu beleben.
Das war ein mühsamer Prozess, der Reisen ebenso erforderte, wie das Zusammensetzten oft nur schemenhafter Bilder, deren Wirklichkeitsgehalt Ari Folman oft genug selbst bezweifelte. Um das Trauma zu visualisieren, zu zeigen, wie es langsam Gestalt annahm, verfiel der Regisseur letztlich auf den animierten Zeichentrick, der in markanten Strichen und verfremdeten Farben die komplizierte Recherche ins eigene Innere darstellen konnte.
Konsequenterweise wurden nun auch die realen Situationen, zum Beispiel die Interviews nach gezeichnet, was letztlich einen beeindruckenden und berührenden, aus unendlich vielen Einzelteilen gewebten Teppich einer sehr persönlichen und doch politischen Recherche ergibt, der im Wettbewerb von Cannes mit Beifallsstürmen aufgenommen wurde. Er ist Israels Kandidat für den Oscar als Bester nicht englisch sprachiger Film 2009. Die Zeichnungen wurden vom israelischen Kinderbuchautor David Polonsky geschaffen.
Großbritannien 2008, Regie: Marc Forster, Hauptdarsteller: Daniel Craig, Olga Kurylenko, Judi Dench, ab zwölf Jahren
So verwirrend wie der Titel des neuen Bond beginnt auch die Story, in der Daniel Craig die Mission aus "Casino Royal" zu Ende bringen will. Da stört ein Angriff auf seine Chefin (Judi Dench) die Abwicklungen. Die Jagd nach dem Killer verbindet Bond mit seinem persönlichen Rachefeldzug nach dem von Geheimnis und Verrat umwitterten Tod seiner Geliebten Vespa Lynd aus dem vergangenen Bond-Abenteuer.
Bond ist tödlich effizient, er schießt alles ab, was sich ihm in den Weg stellt und kommt auf die Fährte einer dubiosen Organisation namens "Quantum", die unter Führung des leicht irren Geschäftsmannes Dominique Green die Wasserreserven Lateinamerikas unter die profitable Kontrolle der vemeintlichen Umweltorganisation bringen will, was weder den britischen Geheimdienst noch die CIA zu stören scheint.
Dabei ist dem international agierenden, gewissenlosen Profiteur ein abgehalfteter Diktator zu Diensten, der seinerseits von der Rache der schönen Camille (Olga Kurylenko) verfolgt wird. Das Bond-Girl wird Partnerin Bonds in seinem Amoklauf, für amouröse Spielchen ist so wenig Zeit wie für andere nette Zutaten, die bisher für einen Bond-Film als unverzichtbar galten.
Auf seiner Jagt um den Erdball macht Bond weder vor den kulturellen Heiligtümern der Alten Welt halt, noch scheint sein Überleben gesichert. Die Special Effekts auf der Erde, zu Wasser und in der Luft, vor allem aber die brutalen Zweikämpfe sind so rasant geschnitten, dass der Zuschauer seinen Helden darin kaum mehr erkennt. Das geht auf Kosten von Spannung und Intensität.
Bond in Gestalt von Daniel Craig mutiert bei seinem zweiten Auftritt endgültig zum knallharten Actionhelden, der das Logo "Bond" kaum mehr verdient.
"Gerdas Schweigen"
Deutschland 2008. Regie: Britta Wauer. Darsteller: Knut Elstermann, Gerda Schrage. 90 Minuten, ohne Altersbeschränkung.
Der Dokumentarfilm berichtet über das Schicksal einer Auschwitz-Überlebenden, die ihre Wurzeln in Berlin hat und heute 87-jährig in New York lebt. Grundlage ist die Buch-Recherche des Berliner Journalisten Knut Elstermannn ("Gerdas Schweigen", Bebra Verlag 2005).
Die Buchvorlage wird in ihrer Komplexität von persönlicher Erkundung im familiären Umfeld, Reisereportage, Interviewdokument und historischer Recherche erhalten, wobei mit ausdrucksstarken Bildern vor allem aus New York und mit großer Ruhe erzählt wird, sodass der Zuschauer immer den Überblick behalten kann. Die Filmaufnahmen beginnen in New York zu einem Zeitpunkt, als der Erfolg des Buches Gerdas Leben verändert hat.
60 Jahre lang hat sie über ihre Erlebnisse im Vernichtungslager Auschwitz geschwiegen, auch ihrer eigenen, neuen Familie in Amerika gegenüber. Dann vertraute sie sich ausgerechnet einem "Fremden" an, auch wenn dieser Journalist aus der Berliner Familie kommt, die ihr das Überleben als Jüdin im faschistischen Berlin mit ermöglicht hat. Gerda hatte gute Gründe zu schwiegen, darüber, was sie veranlasste, doch zu sprechen und wie sie jetzt mit den Konsequenzen lebt, erzählt der Film ebenso wie über die Geschichte des Erinnerns.
"Waltz with Bashir"
Israel / Deutschland / Frankreich 2008. Regie: Ari Folman. FSK: ab 12. Länge: 87 Minuten
Die einzigartige Form der cineastischen Darstellung resultiert aus der Komplexität des Gezeigten. "Waltz with Bashir" ist ein sehr persönliche Abrechnung mit einem längst vergangenen Krieg, den Israel nach der Ermordung des christlich-libanesischen Präsidenten Bashir Gemayel 1982 führte (erster Libanonkrieg). An ihm musste Regisseur Ari Folman als 18-jähriger Soldat teilnehmen.
Er hatte seine Erlebnisse, zu denen auch die Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Shatila gehörten, verdrängt, bis ihm sein Freund von einem immer wiederkehrenden Alptraum erzählte. Der war für Ari Folmann Ausgangspunkt, erst einmal in einer klassischen Dokumentation mit vielen Interviews seine Erinnerungen wieder zu beleben.
Das war ein mühsamer Prozess, der Reisen ebenso erforderte, wie das Zusammensetzten oft nur schemenhafter Bilder, deren Wirklichkeitsgehalt Ari Folman oft genug selbst bezweifelte. Um das Trauma zu visualisieren, zu zeigen, wie es langsam Gestalt annahm, verfiel der Regisseur letztlich auf den animierten Zeichentrick, der in markanten Strichen und verfremdeten Farben die komplizierte Recherche ins eigene Innere darstellen konnte.
Konsequenterweise wurden nun auch die realen Situationen, zum Beispiel die Interviews nach gezeichnet, was letztlich einen beeindruckenden und berührenden, aus unendlich vielen Einzelteilen gewebten Teppich einer sehr persönlichen und doch politischen Recherche ergibt, der im Wettbewerb von Cannes mit Beifallsstürmen aufgenommen wurde. Er ist Israels Kandidat für den Oscar als Bester nicht englisch sprachiger Film 2009. Die Zeichnungen wurden vom israelischen Kinderbuchautor David Polonsky geschaffen.